350 Kisten von gesunkenem Nazi-Frachter angespült! Was enthält das mysteriöses Treibgut?


In den letzten Monaten wird verstärkt mysteriöses Treibgut an einigen Stränden angespült. Die Einheimischen nennen die verwitterten rechteckigen Ballen, die zum Teil mit Krebsen und Muscheln besetzt sind “caixas misteriosas“, was übersetzt “mysteriöse Kisten“ bedeutet. Seit Oktober 2018 wurden die Kisten angespült. Allein im letzten Monat waren insgesamt 350 von ihnen entdeckt worden, wie die brasilianische Umweltbehörde Adema bestätigt.

Angespülte “Kisten” sind wohl von gesunkenem Nazi-Frachter

Die etwa 80 Kilo schweren “Kisten“ enthalten aber weder Goldmünzen, Juwelen oder Schatzkarten. Sie sind eigentlich nicht einmal Kisten, sondern Kautschukballen. Dies hat der Meeresbiologe Luis Bezerra bei seinen Untersuchungen herausgefunden, nachdem er bei einem Stranspaziergang selbst einen der Ballen entdeckt hatte. Mittlerweile können Bezerra und das Forschungsteam diese Kautschuckballen sogar relativ sicher zuordnen. Diese sollen Teil der Ladung eines deutschen Nazi-Schiffs gewesen sein, das im Jahr 1944 vor der brasilianischen Küste versenkt worden war. Dies hatten die Forscher nach jahrelanger Suche nach der Herkunft des Treibguts herausgefunden. An manchen Kautschukballen hatten Seepocken gewuchert. Diese Krebsart lebt jedoch nur in relativ großer Tiefe im Ozean. Außerdem ergaben Untersuchungen, dass die Ballen schon seit langer Zeit im Ozean lagen, weil die Pocken bereits alle erwachsen waren. Dann entdecke Bezerras Team eine Markierung mit der Aufschrift “Product of French Indochina“ (deutsch: Produkt aus Französisch-Indochina). “Mit dieser Inschrift haben wir gesehen, dass die Ballen alt sind“, sagt Bezerra. Die französische Kolonie im Gebiet des heutigen Laos, Kambodscha und Vietnam bestand nur bis 1954.

Fracht stammt vom Nazi-Frachtschiff “Rio Grande”

Nachforschungen im Internet ergaben dann, dass die Waren vermutlich vom Nazi-Frachtschiffs “Rio Grande“ stammt. Das Schiff sollte 1944 von Japan nach Hamburg zurückfahren, als es von einem amerikanischen Kreuzer gut 1.000 Kilometer vor der brasilianischen Stadt Recife aufgespürt worden war. Daraufhin versenkte die Besatzung der “Rio Grande“ ihr Schiff und setzte sich mit an Bord befindlichen Rettungsbooten in Richtung Festland ab. Vor wenigen Jahren hatte der britische Wrackforscher David Mearns das Wrack der “Rio Grande“ in 6000 Metern Tiefe entdeckt. Mit Hilfe einer mathematischen Modellierungen der im Gebiet vorherrschenden Winden und Strömungen konnte bestätigt werden, dass die Kautschukballen aus der „Rio Grande“ stammen. Wieso es aber gut 80 Jahre dauerte, bis die ersten Ballen angespült wurden, bleibt ein Rätsel. Entweder beginnt das Wrack gerader erst ausreichend zu zerfallen, um die Fracht freizugeben, oder es findet eine heimliche Bergung an dem Frachter statt. Denn das Schiff soll unter anderem Kobalt geladen haben.

Umweltschützer suchen nach den Kautschukballen

Vor allem Umweltschützer besorgt das Auftauchen dieses Treibguts, Denn offenbar könnte es eine Gefahr für die vor Ort angesiedelten Meeresschildkröten sein. “Die Schildkröten könnten den Gummi essen und ersticken“, erklärte der Biologe Fábio Lira bei einem Interview im brasilianischen Fernsehen. Die Umweltbehörde Adema sammelt die

gefundenen Kautschukballen an den Stränden deshalb erst einmal weiter auf und lagert sie dann an einem wenige Kilometer entfernten Ort.

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