Bundesregierung holt gefangene deutsche IS-Mitglieder aus Nordsyrien zurück


Eine Frau direkt bei Ankunft festgenommen

Die Bundesregierung hat drei deutsche Frauen und zwölf Kinder aus Lagern für gefangene IS-Mitglieder in Nordsyrien nach Deutschland geholt. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) äußerte sich am Sonntag in Berlin “erleichtert” über die erfolgreiche Rückholaktion. “Es handelt sich dabei um humanitäre Fälle”, einige der Kinder seien erkrankt, hob er hervor.

Eine der drei Frauen, die 21-jährige Leonora M. aus Sangerhausen in Sachsen-Anhalt, wurde laut einem Bericht der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe bei ihrer Einreise am Flughafen Frankfurt am Main festgenommen. Grundlage war demnach ein bestehender Haftbefehl wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland sowie wegen Beihilfe zu einem Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Leonora M. war 2015 als 15-Jährige nach Syrien gereist, um sich der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat anzuschließen. Sie wurde laut Bundesanwaltschaft dort Drittfrau eines IS-Geheimdienstmitarbeiters und bekam mit ihm zwei Kinder. Der Mann habe auch eine gefangene Jesidin erworben, mit dem Ziel diese gewinnbringend weiterzuveräußern. Leonora M. habe ihn bei seinen Aktivitäten unterstützt.

Laut einem Bericht des “Wir” laufen auch gegen die beiden anderen Frauen in Deutschland Ermittlungsverfahren wegen Terrorverdachts.

“Die gestrige Rückholaktion war ein Kraftakt, dem Monate intensiver Vorbereitungen und Abstimmungen vorausgingen”, betonte Maas. Die ohnehin schwierige Lage in Nordostsyrien sei durch Kampfhandlungen und die Corona-Pandemie in diesem Jahr noch prekärer geworden, viele der Ansprechpartner vor Ort hätten derzeit auch sonst genug Probleme. “Umso mehr gebührt Ihnen unser Dank, ebenso wie unseren finnischen Partnern, mit denen gemeinsam wir diese Operation durchgeführt haben”, erklärte der Bundesaußenminister.

Von der Rückholaktion betroffen waren drei Frauen, die in den von syrischen Kurden eingerichteten Lagern Roj und Al Hol in Nordostsyrien inhaftiert waren. Ebenfalls nach Deutschland geholt wurden fünf Kinder der Frauen sowie sieben Waisenkinder. Alle seien als besonders schutzbedürftig eingestuft worden, hieß es. Die Operation erfolgte laut Auswärtigem Amt gemeinsam mit Finnland, das sechs Kinder und zwei Frauen zurückgeholt habe.

Nach Recherchen des SWR wurde die Gruppe am Samstag bereits im nordsyrischen Kamischli von Vertretern der kurdischen Selbstverwaltung an eine Delegation des Auswärtigen Amts übergeben. Das Auswärtige Amt erwähnte in seiner Mitteilung diese Zusammenarbeit mit den kurdischen Behörden nicht. Stattdessen war nur von “lokalen Stellen” die Rede.

by Delil SOULEIMAN

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