Europäische Regierungen rüsten sich mit verschärften Maßnahmen für Corona-Winter


Spanien ruft Gesundheitsnotstand aus – Polens Präsident positiv getestet

Dramatisch steigende Fallzahlen und knapper werdende Intensiv-Plätze: Europaweit rüsten sich die Regierungen mit verschärften Maßnahmen für den Corona-Winter. Wegen der hohen Corona-Infektionszahlen rief die Regierung in Spanien am Sonntag den landesweiten Gesundheitsnotstand aus, während Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte neue Alltagsbeschränkungen ankündigte. Auch in Frankreich und Polen traten am Wochenende zusätzliche Verschärfungen in Kraft, ein Corona-Test bei Polens Staatschef fiel positiv aus.

Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez sagte in einer Fernsehansprache, der Ausnahmezustand werde bis Anfang Mai kommenden Jahres aufrecht erhalten. Während dieser Zeit gelte in ganz Spanien mit Ausnahme der kanarischen Inseln eine nächtliche Ausgangssperre.

“Die Situation, die wir durchleben, ist extrem”, sagte Sánchez nach einer Sondersitzung seines Kabinetts. Der Gesundheitsnotstand sei “das wirksamste Werkzeug, um die Ansteckungskurve zu bremsen”. Die nächtliche Ausgangssperre gelte grundsätzlich von 23.00 Uhr bis 06.00 Uhr morgens, doch könne in den Regionen je nach Lage von diesen Zeiten leicht abgewichen werden.

Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran stimmte die Bevölkerung am Samstag auf einen “langen und schwierigen” Winter ein. “Egal, was wir in den kommenden Tagen und Wochen tun – die Zahlen werden weiter steigen”, sagte er vor dem Parlament in Paris. An die Abgeordneten appellierte er, einen von der Regierung vorgelegten Gesetzentwurf zu bewilligen, der eine Verlängerung des Gesundheitsnotstands bis zum 16. Februar kommenden Jahres vorsieht.

Als zweites europäisches Land nach Spanien hatte Frankreich am Freitag die Marke von einer Million nachgewiesenen Corona-Infektionen überschritten. In den Griff bekommen will die französische Regierung die Lage unter anderem mit der Ausweitung der Ausgangssperre auf zwei Drittel der Bevölkerung. Seit Samstag dürfen 46 Millionen Franzosen ihre Häuser in der Zeit zwischen 21.00 und 06.00 Uhr nicht verlassen. Die Regelung gilt zunächst für sechs Wochen.

Deutliche Verschärfungen traten am Samstag auch in Polen in Kraft. Regierungschef Mateusz Morawiecki hatte am Freitag das gesamte Land zur “roten Zone” erklärt. Die Maskenpflicht an öffentlichen Orten wurde auf ganz Polen ausgeweitet, Restaurants und Kneipen dürfen nur noch Außer-Haus-Service anbieten.

Polens Präsident Andrzej Duda teilte mit, auch er habe sich mit dem Coronavirus infiziert. Es gehe ihm aber gut, schrieb der nationalkonservative Staatschef im Online-Dienst Twitter. Die Amtsgeschäfte führe er weiter.

Das bereits während der ersten Infektionswelle im Frühjahr heftig getroffene Italien meldete am Samstag einen neuen Infektionsrekord von fast 20.000 Neu-Ansteckungen. Regierungschef Conte kündigte als Reaktion verschärfte Maßnahmen an: Landesweit müssen ab Montag Kinos, Theater, Fitnessstudios und Schwimmbäder schließen, für Restaurants und Bars gilt eine Sperrstunde ab 18.00 Uhr.

Gegen bereits bestehende regionale Beschränkungen hatte es in Rom und Neapel in den vergangenen Tagen heftige Proteste gegeben, an deren Rande es auch Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei gab. Mehrere Menschen wurden festgenommen.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus hatte angesichts der exponentiellen Zunahme bei den Corona-Fällen in der nördlichen Hemisphäre “sofortiges Handeln” der Regierungen angemahnt, “um unnötige Todesfälle zu verhindern”. Der Anstieg der Fallzahlen führe zur Überlastung von Krankenhäusern und Intensivstationen, sagte Tedros am Freitag. “Und wir befinden uns erst im Oktober.”

Die Zahl der weltweit registrierten Corona-Toten stieg am Sonntag auf mehr als 1,51 Millionen. Die Zahl der offiziell gemeldeten Infektionen lag bei fast 42,7 Millionen. Mit mehr als 224.000 Corona-Toten stehen die USA weiterhin an Platz eins der am schwersten von der Pandemie betroffenen Länder der Welt.

by Von Ella IDE

Beliebteste Artikel Aktuell: