Hamas feuert nach Zusammenstößen in Ost-Jerusalem Raketen auf Israel ab


Israelische Polizei räumt Klagemauer vorübergehend

Nach tagelanger Gewalt in Jerusalem spitzt sich die Lage in Israel weiter zu: Kurz nach Ablauf eines Ultimatums der radikalislamischen Hamas wurden am Montagabend mehrere Raketen aus dem Gazastreifen Richtung Israel abgefeuert. Die Polizei räumte daraufhin nach eigenen Angaben vorübergehend die Klagemauer. Zuvor war es erneut zu schweren Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in Ost-Jerusalem gekommen, bei denen mehr als 300 Menschen verletzt wurden.

Das von Israel besetzte Ost-Jerusalem ist seit Freitag Schauplatz heftiger Auseinandersetzungen. Auslöser der jüngsten Proteste ist die drohende Zwangsräumung von rund 30 Palästinensern aus ihren von Israelis beanspruchten Wohnungen im Viertel Scheich Dscharrah.

Die Polizei kontrollierte wegen der Proteste am Montag auch den Zugang zum Platz vor der Al-Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt. Die den Gazastreifen kontrollierende Hamas drohte daraufhin mit einer Eskalation der Gewalt, falls Israel seine Sicherheitskräfte nicht binnen einer Stunde vom Gelände der Moschee abziehe. “Sie wurden gewarnt”, erklärte ein Hamas-Sprecher.

Kurz nach Ablauf des Ultimatums wurden am Abend dem israelischen Militär zufolge sieben Raketen vom Gazastreifen aus abgefeuert. Eine sei abgefangen worden, eine weitere südlich von Jerusalem in Beit Shemesh eingeschlagen, teilte das Militär mit. Über mögliche Verletzte wurde zunächst nichts bekannt. Die Hamas hatte bereits in den vergangenen Tagen mehrere Raketen auf Israel abgeschossen.

In den nahe der Grenze gelegenen israelischen Ortschaften wurde nach dem Beschuss Alarm ausgelöst. Auch im 80 Kilometer entfernten Jerusalem ertönten die Sirenen – dies kommt eher selten vor. Die Polizei räumte die Klagemauer vorübergehend und brachte hunderte jüdische Gläubige in Sicherheit, während die Bewohner Jerusalems in Luftschutzbunkern Zuflucht suchten.

Israel werde wegen “seiner Verbrechen und Aggression gegen die Heilige Stadt und seiner Übergriffe gegen unser Volk in Scheich Dscharrah und an der Al-Aksa-Moschee” beschossen, teilten die Al-Kassam-Brigaden, der bewaffnete Arm der Hamas, mit. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem ist für Juden wie Muslime gleichermaßen eine heilige Stätte.

Am Montagmorgen hatten hunderte Palästinenser die Polizisten in der Nähe der Al-Aksa-Moschee mit Steinen beworfen. Die Beamten reagierten mit Blendgranaten, Gummigeschossen und Tränengas. 305 Menschen wurden nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds verletzt. Am Nachmittag beruhigte sich die Lage vorübergehend etwas, die Stimmung blieb jedoch angespannt.

Angesichts des für Montagabend geplanten Marsches zum israelischen Feiertag “Jerusalem-Tag” war mit weiterer Gewalt gerechnet worden. Die veranstaltende Organisation Am Kalavi sagte den geplanten Flaggenmarsch jedoch kurz vorher ab. Die Teilnehmer würden sich aber an der Klagemauer versammeln. Am “Jerusalem-Tag” wird in Israel der israelischen Besetzung von Ost-Jerusalem im Sechs-Tage-Krieg 1967 gedacht.

Israel hatte den Ostteil der Stadt 1980 annektiert. Die Annexion wird international nicht anerkannt. Israel hat ganz Jerusalem zu seiner “unteilbaren” Hauptstadt erklärt, während die Palästinenser Ost-Jerusalem zur Hauptstadt ihres eigenen künftigen Staates machen wollen.

Am Wochenende waren bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei bereits hunderte Menschen verletzt worden. Die Eskalation der Gewalt in Jerusalem hat international Besorgnis ausgelöst.

Der UN-Sicherheitsrat beriet am Montag auf Antrag Tunesiens über die Lage in Jerusalem. Auf eine gemeinsame Erklärung konnten sich die Ratsmitglieder zunächst nicht einigen, wie mehrere Diplomaten der Nachrichtenagentur AFP sagten. Washington äußerte demnach Zweifel, ob eine öffentliche Botschaft zu diesem Zeitpunkt hilfreich sei.

by Von Majeda EL-BATSH

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