Hunderte Verletzte bei schweren Zusammenstößen in Ost-Jerusalem


Weitere Eskalation wegen jüdischer Gedenkveranstaltung am Nachmittag befürchtet

Bei erneuten schweren Zusammenstößen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in Ost-Jerusalem sind am Morgen hunderte Menschen verletzt worden. Die Auseinandersetzungen ereigneten sich wenige Stunden vor einem für Montagnachmittag geplanten Marsch von Juden zur Erinnerung an die israelische Besetzung von Ost-Jerusalem in Sechs-Tage-Krieg 1967. Bereits am Wochenende waren bei Zusammenstößen zwischen palästinensischen Demonstranten und der israelischen Polizei hunderte Menschen verletzt worden.

Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds wurden am Montagmorgen etwa 50 Menschen ins Krankenhaus eingeliefert. Hunderte Palästinenser bewarfen Polizisten in der Nähe der Al-Aksa-Moschee mit Gegenständen, diese reagierten mit Blendgranaten, Gummigeschossen und Tränengas.

Seit Freitag ist Ost-Jerusalem Schauplatz der schwersten Zusammenstöße zwischen beiden Seiten seit Jahren. Angesichts des für Montagnachmittag (15.00 Uhr MESZ) geplanten Marsches zum von Israel als “Jerusalem-Tag” gefeierten Jahrestag der israelischen Besetzung Ost-Jerusalems wird mit weiterer Gewalt gerechnet. Der Chef der rechtsextremen Partei Religiöser Zionismus, Besalel Smotritsch, hat zudem für Montag einen Besuch im Stadtteil Scheich Dscharrah angekündigt, der in den vergangenen Tagen Schauplatz der Auseinandersetzungen war.

Am Wochenende waren bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen protestierenden Palästinensern und der israelischen Polizei hunderte Menschen verletzt worden. Auslöser der jüngsten Proteste ist die drohende Zwangsräumung von rund 30 Palästinensern aus ihren von jüdischen Israelis beanspruchten Wohnungen im Viertel Scheich Dscharrah. Ein für Montag geplanter Gerichtstermin zu den Zwangsräumungen wurde angesichts der jüngsten Gewalt am Sonntag verschoben.

Der UN-Sicherheitsrat will sich am Montag auf Antrag Tunesiens mit der Gewalt in Jerusalem befassen. Alle sechs arabischen Länder, die diplomatische Beziehungen zu Israel unterhalten – Ägypten, Jordanien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Marokko und Sudan – verurteilten das israelische Vorgehen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verteidigte die Sicherheitsbehörden: “Wir werden Recht und Ordnung aufrechterhalten”, sagte er am Sonntag.

Israel hatte den Ostteil Jerusalems im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt und 1980 annektiert. Die Annexion wird international nicht anerkannt. Israel hat ganz Jerusalem zu seiner “unteilbaren” Hauptstadt erklärt, während die Palästinenser Ost-Jerusalem zur Hauptstadt ihres eigenen Staats machen wollen.

by Von Guillaume LAVALLÉE

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