Indien meldet mehr als 400.000 Corona-Neuinfektionen an einem Tag


Erster Hilfsflug mit Beatmungsgeräten und Medikamenten nach Neu Delhi gestartet

Überlastete Krankenhäuser, Versorgungsengpässe und mehr als 400.000 Neuinfektionen binnen eines Tages: Angesichts der schweren Corona-Krise in Indien hat Deutschland eine erste Hilfslieferung in das südostasiatische Land geschickt. Eine Bundeswehrmaschine startete am Samstag mit 120 Beatmungsgeräten, Medikamenten sowie Personal für den Aufbau einer Sauerstoffanlage an Bord nach Neu Delhi. Zuvor hatte das indische Gesundheitsministerium mit 401.993 Corona-Neinfektionen in 24 Stunden einen neuen weltweiten Höchststand gemeldet.

Indien hat sich in den vergangenen Wochen zum neuen Epizentrum der Pandemie entwickelt. Die Zahl der Corona-Toten stieg am Samstag laut Gesundheitsministerium um 3523 auf fast 212.000, wobei Experten von einer hohen Dunkelziffer ausgehen.

Die indischen Krankenhäuser sind völlig überlastet, vielfach warten Corona-Patienten auf der Straße auf einen Behandlungsplatz. Es fehlt an medizinischem Sauerstoff, Medikamenten und an Ausrüstung. Mittlerweile haben mehr als 40 Länder Hilfslieferungen für Indien angekündigt.

Eine Bundeswehr-Maschine vom Typ A350 startete mit 120 Beatmungsgeräten und Medikamenten von Köln/Bonn nach Neu Delhi. An Bord gingen auch 13 Kräfte des Sanitätsdienstes der Bundeswehr, die in den kommenden 14 Tagen vor Ort eine Anlage zur Gewinnung von Sauerstoff aufbauen und deren Bedienung erklären sollen. Die Sauerstoffanlage selbst soll laut Bundeswehr Mitte kommender Woche mit zwei Maschinen vom Typ A400 nach Indien geflogen werden.

“Im Kampf gegen die Pandemie müssen wir alle zusammenstehen”, hob das Bundesverteidigungsministerium auf Twitter hervor. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) erklärte auf Twitter, Deutschland verbinde mit Indien “eine tiefe Freundschaft”. Da die Corona-Pandemie das südasiatische Land “im Herzen” treffe, schicke die Bundesregierung “dringend benötigte Güter zur Versorgung der Patienten” und stehe dem Land “in seinem Kampf gegen die Pandemie zur Seite”.

Am Freitag war in Indien eine erste Hilfslieferung aus den USA eingetroffen. In dem Schwellenland wurden allein seit Anfang April rund sieben Millionen Ansteckungen verzeichnet. Der dramatische Anstieg der Infektionszahlen ist möglicherweise unter anderem auf die neue Virusvariante B.1.617 zurückzuführen. Viele Länder, darunter Deutschland, haben daher Einreisebeschränkungen für das 1,3-Milliarden-Einwohner-Land verhängt.

Australien verschärfte am Samstag sein Einreiseverbot weiter: Ab Montag müssten alle Einreisende, die sich in den vergangenen 14 Tagen in Indien aufgehalten haben, neben Geldstrafen auch mit Haftstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen, teilte die Regierung mit. Davon betroffen sind auch tausende Australier, darunter professionelle Cricket-Spieler.

Angesichts der derzeitigen Corona-Krise in Indien hatte Canberra am Dienstag bereits alle Direktflüge aus Indien vorerst bis zum 15. Mai verboten. Daraufhin nutzten Rückkehrer Umsteigeverbindungen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisierte, statt auf Strafen zu setzen, müsse Australiens Regierung Wege finden, ihre Bürger sicher heimzuholen.

Im Kampf gegen die Pandemie setzt Indien nun auch verstärkt auf Impfungen. Am Samstag wurden Corona-Impfungen für alle Erwachsenen freigegeben. Bislang stand sie nur Menschen über 45 Jahren oder mit Vorerkrankungen offen. Allerdings leidet die indische Immunisierungskampagne unter Impfstoff-Knappheit, Problemen bei der Verteilung sowie Vorbehalten in der Bevölkerung.

Vor einem Krankenhaus in Neu Delhi, das die Corona-Impfungen für Jüngere anbietet, bildete sich am Samstag eine lange Schlange. “Meine halbe Familie ist positiv, deshalb wollen wir alle geimpft werden”, sagte die 35-jährige Megha Srivastava.

Aus Bharuch im Bundesstaat Gujarat wurde am Samstag ein Brand auf einer Corona-Station gemeldet, bei dem 16 Patienten und zwei Pflegekräfte starben. Erst vor einigen Tagen waren bei zwei Bränden in Krankenhäusern im Bundesstaat Maharashtra insgesamt 35 Covid-19-Patienten gestorben.

by Von Bhuvan Bagga und Glenda Kwek

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