Klaus Maria Brandauer: Wie steht er heute zu seinen Oscarerfolgen?


Seit “Jenseits von Afrika” ein Star

Am Sonntag (3. Januar) steht mit “Ferdinand von Schirach: Feinde” ein erstes großes TV-Event im neuen Jahr an. Gezeigt werden zwei Spielfilme (“Gegen die Zeit”, “Das Geständnis”) und eine Dokumentation zum selben Thema – ab 20:15 Uhr gleichzeitig im Ersten und allen dritten Programmen. Schauspieler Klaus Maria Brandauer (77, “James Bond 007 – Sag niemals nie”) spielt eine der Hauptrollen in dem tödlich endenden Entführungsfall, den Strafverteidiger Konrad Biegler. Ihm zuzusehen, ist mal wieder ein Hochgenuss, wenngleich das Thema der Spielfilme natürlich bitterernst ist.

Klaus Maria Brandauer, der unter anderem bei den Salzburger Festspielen von 1983 bis 1989 den titelgebenden Jedermann verkörperte, ist spätestens seit dem US-Drama “Jenseits von Afrika” (1985) mit Meryl Streep (71) und Robert Redford (84) ein internationaler Filmstar. Ob es den gebürtigen Österreicher wohl nervt, wenn er heute noch auf den mehrfach Oscar-prämierten Streifen angesprochen wird? Die Antwort gibt er im Interview mit spot on news.

Manche Schauspieler distanzieren sich von früheren Erfolgen. Wie ist es bei Ihnen, freuen Sie sich, wenn Sie heute noch auf den mehrfach Oscar-prämierten Streifen “Jenseits von Afrika” angesprochen werden? Oder nervt es?

Klaus Maria Brandauer: Es nervt mich keinesfalls, das war eine sehr wichtige Zeit, in der bei mir viel passiert ist und ich denke gern daran zurück.

Haben Sie sich den Film mal wieder angesehen? Wie gefällt er Ihnen heute?

Brandauer: Ich schaue mir meine eigenen Filme nur sehr selten an, ich finde das nicht so interessant. Aber wenn es sich ergibt, dann macht das schon auch Freude. Der Film läuft relativ oft im Fernsehen, ist ja eine Art Feiertags-Klassiker geworden, das gelingt nicht jedem Streifen.

Haben Sie noch Kontakt zu Meryl Streep und Robert Redford? Wenn ja, wie darf man sich das vorstellen?

Brandauer: Es ist ja schon eine ganze Weile her und wir sind alle immer noch sehr beschäftigt, aber ich habe die Telefonnummern.

Sie drehen nach wie vor auch internationale Filme. Was macht für Sie dabei den besonderen Reiz aus?

Brandauer: Das ist kein Kriterium für mich, ich suche mir meine Projekte eher danach aus, ob ich die Geschichte gut und ob ich die Rolle interessant und für mich passend finde. Im vorletzten Jahr habe ich in Ungarn einen neuen Film mit meinem alten Freund Istvan Szabo gedreht, fast vierzig Jahre nach “Mephisto” [1981, Oscar als Bester fremdsprachiger Film, Red.], darüber bin ich sehr froh. Die Premiere in Budapest war drei Tage vor dem Lockdown. Wir hoffen sehr, dass der Film 2021 in die Kinos kommen kann!

Vor Kurzem ist der neue “Jedermann” vorgestellt worden. Sie haben diese Kultrolle bei den Salzburger Festspielen von 1983 bis 1989 gespielt. Was ist das Besondere an dieser Rolle/Aufführung?

Brandauer: Man spielt eben nicht nur diese eine herausgehobene Rolle, sondern ist für die Salzburger auch der Faschingsprinz, solange man der Jedermann ist und zwar das ganze Jahr über. Diese Vereinnahmung muss man aushalten können, sonst hat man keine Freude daran.

In der kommenden Saison übernimmt Lars Eidinger (44) die Rolle. Welchen Tipp haben Sie für ihn? Worauf sollte er sich einstellen? Was sollte er besonders genießen?

Brandauer: Es ist Sommer, es ist draußen, es ist ein Fest. Er soll einfach in jeder Aufführung auf dem Domplatz mit dem ganzen Ensemble eine Riesengaudi haben, so wie wir das damals hatten, dann fügt sich der Rest schon.

Am Sonntag sind Sie in in den Spielfilmen “Ferdinand von Schirach: Feinde – Gegen die Zeit” und “Ferdinand von Schirach: Feinde – Das Geständnis” zu sehen. Derselbe Kriminalfall wird dabei einmal aus der Perspektive des Ermittlers erzählt und einmal aus der Perspektive des Strafverteidigers. Was halten Sie ganz generell von diesem ungewöhnlichen Filmprojekt?

Brandauer: Ich finde, die beiden Filme sind eine sehr gute Möglichkeit, ein brisantes Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Der Zuschauer findet sich in der Mitte wieder und muss sich eine eigene Meinung bilden. Ich bin ja sehr für Herausforderungen, auch und gerade im Fernsehen.

Was war die besondere Herausforderung für Sie als Schauspieler?

Brandauer: Das fällt mir schwer zu sagen, ich versuche ja alle Aufgaben, denen ich mich stelle, so gut als möglich zu machen. Sicher sind so große Gerichtsszenen eine Herausforderung und zwar für alle Beteiligten, weil jeder ein Höchstmaß an Konzentration mitbringen muss, damit alles funktioniert wie gedacht und die Spannung bis zum Schluss hält.

Wurden die Filme parallel gedreht? Wenn ja, wie wurde sichergestellt, dass jeder immer genau wusste, welcher Film gerade dran ist? Oder machte das keinen Unterschied?

Brandauer: Das war relativ unproblematisch, bei den Szenen, die in beiden Filmen auftauchen, gab es meistens auch zwei Kameras, was aber auch nicht so ungewöhnlich ist. So eine Produktion ist ja eine sehr komplexe Angelegenheit, weil so viel auf gute Weise zusammenkommen muss. Das geht nicht ohne eine fantastische Crew, so wie wir sie hatten. Da sorgen dann viele versierte Profis dafür, dass alles immer im richtigen Moment am richtigen Ort ist und so bei aller Logistik auch noch die Kunst ausbrechen kann.

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