Mary Trump und ihr “gefährlicher” Onkel Donald


Buch über den US-Präsidenten

Mary Trump (55) ist eine umfänglich gebildete, hochqualifizierte Frau. Sie hat zwei Universitätsabschlüsse, einen in Englisch, einen in Psychologie. Die 55-Jährige arbeitet als klinische Psychologin, ihre Doktorarbeit hat sie über Stalking-Opfer geschrieben, zudem ist sie wissenschaftliche Co-Autorin eines Buches über Schizophrenie.

Außerdem kennt sie sich besonders gut in der Familie Trump aus. Sie ist die Nichte des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump (74), und was sie über ihn und seinen Clan zu berichten weiß, schmeckt dem amerikanischen Staatsoberhaupt überhaupt nicht.

“Der gefährlichste Mann der Welt”

Seine Nichte Mary hat ein Buch geschrieben, und es ist keine Lobeshymne auf den lieben Onkel. Der Titel: “Too Much and Never Enough: How My Family Created the World’s Most Dangerous Man”. Auf Deutsch klingt er genauso elektrisierend: “Zu viel und niemals genug: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf”.

Auf 240 Seiten beschreibt Mary Trump, “einen Albtraum von Traumata, zerstörerischen Beziehungen und eine tragische Kombination von Vernachlässigung und Missbrauch”, wie der Verlag Simon & Schuster ankündigt. Und: “Sie erklärt, wie bestimmte Ereignisse und generelle Familienmuster den defekten Mann erschufen, der derzeit das Oval Office besetzt, einschließlich der seltsamen und zerstörerischen Beziehung von Fred Trump und seinen beiden ältesten Söhnen Fred Jr. und Donald.”

Es ist nicht das erste, mehr oder minder entlarvende Buch über Donald Trump. Bislang sind solche Enthüllungen an ihm abgeperlt, doch nun reagiert der Clan betroffen und versucht, die Erscheinung des Werks am 28. Juli zu verhindern. Schließlich sei Mary Trump, so der Verlag, “das einzige Mitglied der Trump-Familie, das bereit ist, die Wahrheit über eine der mächtigsten und funktionsgestörtesten Familien der Welt zu berichten”.

Schwierige Familienverhältnisse

Mary Trump ist die Tochter von Fred Trump Jr. (1938-1981), des ältesten Sohns des Patriarchen Fred Trump Sen. (1905-1999), Donald war sein acht Jahre jüngerer Bruder. Fred Jr. sollte eigentlich dem Vater als Chef des Immobilienunternehmens nachfolgen, doch er hatte dazu kaum Lust. Der lebenslustige Fred hatte immer häufiger Schwierigkeiten mit dem Vater und verließ schließlich das Familienimperium, um Pilot bei der Fluggesellschaft TWA zu werden. 1962 heiratete er die Flugbegleiterin Linda Clapp, das Paar hatte zwei Kinder: Sohn Fred III. und Tochter Mary.

Doch aus der großen Pilotenkarriere wurde nichts. Schließlich begann Fred 1966 doch für das Familienunternehmen zu arbeiten. Da hatte Bruder Donald längst schon alle Fäden in der Hand. Fred verfiel immer mehr dem Alkohol. 1971 wurde schließlich seine Ehe geschieden.

1981 starb Marys Vater im Alter von nur 42 Jahren an einem Herzinfarkt – wahrscheinlich eine Folge seines Alkoholismus. Donald Trump erklärte später, der Tod seines Bruders, habe sein Leben stark beeinflusst. Vielleicht sei es die Schuld von ihm selbst und seinem Vater gewesen, Fred Jr. in das Unternehmen zu drängen, wo er dies doch nicht gewollt habe, erklärte er 1990 in einem CBS-Interview.

Das Erbe des Großvaters

1999 segnete Patriarch Fred Sen. mit 93 das Zeitliche. Er war an Alzheimer erkrankt und hatte seine letzten Jahre in einem Sanatorium verbracht. In der Folgezeit gab es eine juristische Auseinandersetzung. Mary und ihr Bruder Fred III. wollten nicht akzeptieren, dass ihr Erbe mit je rund 200.000 Dollar deutlich geringer ausfiel als das der anderen Enkel. 2001 endete der Rechtsstreit, laut Medienberichten mit einem Geheimhaltungsvertrag. Er soll jetzt die Grundlage sein, um gegen das Buch juristisch vorzugehen.

Können sie das Buch verhindern?

Donald Trumps jüngerer Bruder Robert (geb. 1948) hat vor Gericht einen Antrag auf eine Einstweilige Verfügung eingereicht und erklärt, dass Mary Trump mit der Veröffentlichung eine Stillschweigeerklärung, die sie bei der Klärung ihres Erbes unterschrieben habe, verletzen würde. Sie erhalte etwa 200.000 Dollar im Jahr, “ohne einen Finger zu heben”.

Auch Donald Trump meint, es sei seiner Nichte wegen dieser Vereinbarung “nicht erlaubt, das Buch zu schreiben”. Dagegen argumentiert Mary Trumps Anwalt Theodore Boutrous Jr., der Präsident versuche, “ein Buch zu unterdrücken, in dem Angelegenheiten von größter öffentlicher Bedeutung erörtert werden”.

Die Autorin selbst mag sich weder zu der jüngsten Auseinandersetzung äußern noch über den US-Präsidenten. Ihr letztes bekanntes Statement über die politische Karriere ihres Onkels stammt vom 6. November 2016, dem Tag nach seiner Wahl. Da twitterte sie: “Die schlimmste Nacht meines Lebens.” Und drei Tage später ergänzte Mary Trump: “Ich hoffe einfach, dass wir es schaffen, diesen schlimmen Fehler wiedergutzumachen. Ich trauere um unser Land.”

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