Nebenwirkung bei Kreuzimpfungen mit Biontech und Moderna? Welche Daten gibt es zu dieser Kombination?


Durch die steigenden Infektionszahlen in Deutschland lassen sich immer mehr Menschen eine Auffrischungsimpfung gegen Covid-19 geben, Sowohl in den Arztpraxen als auch in den Impfzentren ist der Andrang im Augenblick wieder groß. Alle Booster-Impfungen sollen mit mRNA-Impfstoffen durchgeführt werden. Aktuell kommt man allerdings einfacher an Impftermine mit dem Moderna-Impfstoff. Doch ist es wirklich entscheidend, welchen der beiden Impfstoffe man für die Booster-Impfung verwendet?

Diese Daten liegen zu Kreuzimpfungen zwischen Biontech und Moderna vor

Über die Kreuzimpfungen zwischen den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech liegen unter anderem Daten einer Studie der

amerikanischen Gesundheitsbehörde NIH (National Institutes of Health) vor, bei der die Effektivität der Kreuzimpfung bei Booster-Impfungen untersucht wurden. Dazu waren insgesamt 458 Personen mit den Impfstoffen von Moderna, Biontech oder Johnson & Johnson nachgeimpft worden. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Auffrischung mit mRNA-Impfstoffen sehr effektiv ist, wenn zuvor ein Vektor-Impfstoff verabreicht worden war. Wird hingegen ein anderer mRNA-Impfstoff benutzt, wenn man zuvor bereits mit einem mRNA-Impfstoff geimpft wurde, entsteht ebenfalls ein minimal besserer Schutz. Wer mit Biontech geimpft wurde und eine Booster-Impfung mit Moderna erhalten hat, steigerte die Zahl der Antikörper im Blut um das 17,3-fache. Bei einer erneuten Impfung mit Biontech war die Zahl der Antikörper dagegen durchschnittlich um das 14,9-fache angestiegen. Wer hingegen die ersten Impfungen mit Moderna erhalten hatte, bei dem steigerten sich die Antikörper nach einer erneuten Moderna Impfung um das 7,9-fache, während bei einer Impfung mit Biotech der Wert der Antikörper 9,7 mal höher lag.

Aus diesem Grund empfiehlt die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA auch diesen Mix bei den Booster-Impfung. Im Gegensatz dazu gibt es von der Ständigen Impfkommision (Stiko) in Deutschland bisher keine Empfehlung für den Mix.

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Wieso die Stiko den mRNA-Mix nicht empfiehlt

Im Gegensatz zu den amerikanischen Experten empfiehlt man bei der Stiko für die Booster-Impfung den gleichen mRNA-Impfstoff wie zuvor zu benutzen. “Für die Auffrischimpfung soll möglichst der mRNA-Impfstoff benutzt werden, der bei der Grundimmunisierung zur Anwendung gekommen ist. Wenn dieser nicht verfügbar oder noch nicht für die Auffrischimpfung zugelassen ist, kann auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff eingesetzt werden“, heißt es in der Empfehlung der Stiko. Warum dies so ist, erklärt Stiko-Mitglied und Immunologe Prof. Dr. Christian Bogdan, der als Direktor des Mikrobiologischen Instituts an der Uniklinik Erlangen arbeitet: “Entsprechend der Empfehlung der STIKO und den Vorgaben des Paul-Ehrlich-Instituts kann die Booster-Impfung mit einem anderen mRNA-Impfstoff erfolgen als bei der Grundimmunisierung, aber ein Wechsel des Impfstoffs ist nicht notwendig. Wenn Sie den einen mRNA-Impfstoff gut vertragen haben, dann ist dies ein Argument, bei diesem Impfstoff zu bleiben.“ Ausnahmen gelten lediglich für Personen unter 30 Jahren. Hier empfiehlt die Stiko für die Booster-Impfung generell die Nutzung von Biontech-Impfstoff. Auch dann wenn die Impfwilligen vorher bereits mit Moderna geimpft worden sind. Zudem sehen die deutschen Experten die Studie aus den USA ein wenig kritisch. “Es wurden auch nur Antikörper untersucht und nicht die T-Zell-Immunantwort. Außerdem sind die Unterschiede in der Studie teilweise marginal“, erklärt Bogdan

Deutsche Experten sehen keinen großen Unterschied bei Kreuzimpfungen

Keinen wirklichen Nutzen bei einer Kreuzimpfung aus Biontech und Moderna sieht auch der Frankfurter Pharmakologe Prof. Dr. Theodor Dingermann. “Es gibt zwischen den mRNA-Vakzinen keinen wesentlichen Unterschied. Der Mechanismus ist derselbe. Beide Impfstoffe präsentieren dem Körper den Bauplan des Spike-Proteins, dementsprechend ist die Produktion der Antikörper auch gleich.“ Aus der Sicht von Dingermann würden Kreuzimpfungen nur dann Sinn machen, wenn das menschliche Immunsystem dadurch auch andere Bestandteile des Virus kennenlerne. Dies sei beispielsweise bei Totimpfstoffen der Fall. Gerade erst hat das US-Unternehmen Novavax die Zulassung für seinen Totimpfstoff bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) beantragt. “Ein Booster mit so einem Totimpfstoff kann hilfreich sein, da dem Körper das ganze Proteinspektrum des Virus präsentiert wird, nicht nur ein kleiner Bestandteil“, verdeutlicht Dingermann. In diesem Fall könnte die Immunantwort dann tatsächlich breiter und vielfältiger ausfallen.

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