Noch besserer Schutz vor Covid-19? Ist ein Impfstoff-Mix plötzlich der beste Schutz?


Die erste Impfung mit AstraZeneca und eine Zweitimpfung mit Biontech? In Deutschland ist dieses Vorgehen möglich, doch in den meisten Ländern werden Kreuzimpfungen nicht empfohlen. Allerdings deuten einige Studien darauf hin, dass eine Mischung der Impfungen durchaus Vorteile haben könnte.

Kreuzimpfungen von AstraZeneca in Deutschland

In Deutschland sind Kreuzimpfungen hingegen längst Realität. Denn vor einem Monat wurde festgelegt, dass zwei Millionen Bundesbürger unter 60 Jahren, deren Erstimpfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca vorgenommen wurde, eine notwendige Zweitimpfung

mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna erhalten sollen. Dies empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) nachdem nach den Impfungen mit AstraZenca offenbar Hirnvenen-Thrombosen als seltenene Nebenwirkung des Vektorvakzins aufgetreten waren. Andere Länder hingegen empfehlen dieses Vorgehen nicht, weil die bisherige Datenlage der Kombination von Impfstoffen bisher recht dünn ist. Doch in letzter Zeit sind immer mehr Studien gestartet, die genau diesese Zusammenspiel der Wirkungen untersuchen sollen. Erste Hinweise deuten gar darauf hin, dass solche sogenannte Kreuzimpfungen sogar einen besseren Schutz bieten könnten. Dies gelte auch in Hinsicht auf die aktuell auftretenden Virusvarianten. Dazu ist nun auch eine neue Studie an der Medizinischen Universität Innsbruck in Österreich gestartet. Denn Experten haben bereits oft die Erfahrung mit Impfstoffen gemacht, dass heterologe Impfungen, Kombinationen aus zwei unterschiedlichen Mitteln, in vielen Fällen wirksamer sind als homologe Impfungen. Besonders häufig sei dies nach Kreuzimpfungen bei denen Vektorimpfstoffe involviert sind, wie die Virologin Dorothee von Laer, die Studieleiterin des Projekts gegenüber dem Fernsehsender ORF erklärt.

Studie aus Österreich soll Licht ins Dunkel bringen

Denn gerade im Hinblick auf Fluchtmutationen werden interessante Ergebnisse erwartet. Der Vektorimpfstoff von Astrazeneca schützt zum Beispiel effektiv gegen den Viruswildtyp, während man zum Beispiel im Fall der südafrikanischen Variante B.1.351 geringere Wirkungen beim Schutz des AstraZeneca-Impfstoffes festgestellt hat. Nun hoffen die Experten um von Laer, dass sich der Schutz einer Erstimpfung mit AstraZenca durch die Zweitimpfung dem mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer noch deutlich verbessern lässt. An der Studie in Innsbruck nehmen rund 3000 Probandinnen und Probanden teil. Es soll sich dabei vor allem um medizinische Mitarbeiter der Medizinischen Universitäten Innsbruck, Graz und Wien handeln, die durch die Priorisierung bereits eine Impfung mit Astrazeneca oder dem Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten haben. Nun bekommen die Teilnehmer im Rahmen der Studie den jeweils anderen Impfstoff verabreicht.

Auch Universität Oxford untersucht die Wirkung von Kreuzimpfungen

Auch an der Universität Oxford wird derzeit ausgiebig getestet, wie das Mischen von verschiedenen Impfstoffen funktionieren kann. Die Com-CoV genannte Studie erforscht die Wirkung einer Erstimpfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer oder dem von Astrazeneca. Bei der zweiten Dosis bekommen die Studienteilnehmer entweder den gleichen Impfstoff oder eine Impfung mit den Impfstoffen von Moderna oder Novavax. Bei Tierversuchen an Mäusen waren vielversprechende Ergebnisse aufgetreten, die darauf hinweisen, dass der Impfstoff-Mix noch bessere Ergebnisse erzielen könnte, als es bei einem Einzelimpfstoff der Fall sei. Bei den Mäusen waren insgesamt 4 verschiedene Mischungen von Covid-19-Impfstoffen ausprobiert worden. Das beste Ergebnis war erzielt worden, wenn die 1. Impfung mit einem Vektorimpfstoff durchgeführt wurde und bei der Zweitimpfung ein anderer Impfstofftyp zum Einsatz gekommen war. Die Forscher konnten dann einen höheren Antikörperspiegel und eine bessere Antwort der T-Zellen feststellen.

Kreuzimpfungen funktionieren beim Menschen

Die Kreuzimpfungen sollen also auch beim Menschen funktionieren, ist sich David Masopust sicher, der als Immunologe an der University of Minnesota Medical School arbeitet. Die aktuell zugelassenen Impfstoffe gegen Covid-19 schützen die geimpften Personen nämlich auf unterschiedliche Weise gegen das Virus. Allerdings zielen alle Impfstoffe auf das Spike-Protein ab, das von dem Virus dazu benutzt wird in die Zellen des menschlichen Körpers einzudringen. Die Impfstoffe von Moderna und Biontech liefern die Anweisung zur Herstellung des Proteins mittel einer Boten-RNA. Im Impfstoff von Novavax wird das Spike-Protein selbst injiziert. Bei den Impfstoffen

von Johnson & Johnson, Astrazeneca und Sputnik V wird ein harmloses Erkältungsvirus dazu genutzt, um die Anweisungen für die Herstellung des Proteins in die menschlichen Zellen einzuschleusen.

Sinopharm und Sinovac liefern dem menschlichen Immunsystem das ganze Virus in inaktivierter Form. Warum eine Kombination von Impfstoffen die Wirksamkeit verbessern kann, ist bisher noch ein Rätsel. Dies wollen die Wissenschaftler allerdings durch die aktuellen Studien herausfinden. Vor allem sind die Forscher gespannt, ob sich die Ergebnisse aus den Tierversuchen auch auf den Menschen übertragen lassen. “Wir wollen erste Ergebnisse im Herbst haben, damit wir vor dem Winter wissen, wie wir Personen, die erstmals mit Astrazeneca geimpft wurden, optimal schützen können”, lässt Studienautorin und Virologin von Laer aus Innsbruck verlauten.

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