Nordirischer Friedensnobelpreisträger John Hume im Alter von 83 Jahren gestorben


Parteiübergreifende Würdigungen für Kämpfer für den Frieden

Der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnete nordirische Politiker John Hume ist tot. Hume sei am Montag im Alter von 83 Jahren in seiner Geburtsstadt Londonderry gestorben, teilte seine Familie mit. Hume gehörte zu den prägenden Politikern seines Landes. Den Nobelpreis erhielt er im Jahr 1998 gemeinsam mit David Trimble für seine friedlichen Bemühungen um die Lösung des Nordirland-Konflikts.

“In tiefer Trauer müssen wir verkünden, dass John nach kurzer Krankheit in den frühen Morgenstunden gestorben ist”, erklärte die Familie. “John war ein Ehemann, Vater, Großvater, Urgroßvater und ein Bruder. Er wurde sehr geliebt, und alle seine Angehörigen empfinden tiefe Trauer.”

Hume war jahrelang Vorsitzender der mehrheitlich katholischen Social Democratic and Labour Party (SDLP), die sich für eine friedliche Wiedervereinigung Irlands einsetzte. Gemeinsam mit dem Konservativen David Trimble von der unionistischen Ulster Unionist Party (UUP) war er an der Aushandlung des Karfreitagsabkommens von 1998 beteiligt, mit dem der jahrzehntelange blutige Nordirland-Konflikt überwunden wurde.

Über die Grenzen des politischen Spektrums hinweg zollten britische Politiker dem verstorbenen Hume ihren Respekt. Großbritanniens Premierminister Boris Johnson würdigte ihn als “politischen Giganten”, der “jede Gewalt ablehnte”.

Der Labour-Politiker Tony Blair, der zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens britischer Premierminister war, beschrieb Hume als “politischen Titan und als Visionär, der es ablehnte zu glauben, dass die Zukunft so aussehen müsse wie die Vergangenheit”. Humes Beitrag zum Frieden in Nordirland werde von “monumentaler” Bedeutung bleiben.

Der irische Regierungschef Michael Martin erklärte, es sei “unmöglich”, das Wirken von Hume in Worte zu fassen. “Er war eine der überragenden Persönlichkeiten der irischen Öffentlichkeit des vergangenen Jahrhunderts. Seine Vision und Hartnäckigkeit haben dieses Land gerettet.”

Die nordirische Regierungschefin Arlene Foster erklärte, Hume habe “in unseren dunkelsten Tagen erkannt, dass Gewalt der falsche Weg ist” und habe stets eine demokratische Politik vertreten. Die Führung der SDLP betonte: “Wir leben alle in dem Irland, das er sich vorgestellt hat – in Frieden und in der Freiheit, über unser eigenes Schicksal zu entscheiden.”

Hume galt als stets moderate Stimme im jahrzehntelangen Nordirland-Konflikt, der fast 3600 Menschen das Leben kostete. 1937 in Londonderry geboren, schloss er sich der Katholik Ende der 60er Jahre der Bürgerrechtsbewegung an, die gleiche Rechte für Katholiken unter anderem in der Wohnpolitik und bei Wahlen forderte. Als unabhängiger Kandidat zog er 1969 ins nordirische Parlament ein, 1970 wurde er Gründungsmitglied der SDLP. Jahre später vertrat er die Partei auch im Europaparlament und im britischen Unterhaus.

Das Motto seiner politischen Einstellung brachte Hume bei seiner Nobelpreis-Rede im Dezember 1998 auf den Punkt: “Die Antwort auf Unterschiede ist, sie zu respektieren.” Sein Ziel sei es, dass Irland zu einem Vorbild für die Menschen weltweit werde “für das, was erreicht werden kann, wenn man für seine Ideale lebt anstatt für sie zu kämpfen, und wenn man jede einzelne Person so betrachtet, dass sie Respekt und Ehre verdient”, sagte Hume damals.

2001 zog sich Hume aus gesundheitlichen Gründen als Vorsitzender der SDLP zurück. Zuletzt litt er an Demenz.

Um eine Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, müsse die Zahl der Gäste bei der Beerdigung Humes begrenzt werden, teilte seine Familie mit. Es werde jedoch “in absehbarer Zeit” eine größere Trauerfeier geben.

by Von Joe JACKSON

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