Oliver Kalkofe und Peter Rütten über das SchleFaZ-Phänomen


100. Folge am Freitag auf Tele 5

Oliver Kalkofe (54) und Peter Rütten (57) zeigen am Freitag, den 11. Oktober um 22:05 Uhr auf Tele 5, die bereits 100. SchleFaZ-Folge. Was einst als “Schnapsidee” entstand, entpuppte sich bald als kultiges TV-Phänomen mit einer riesigen Fan-Gemeinde. Im Doppelinterview mit der Nachrichtenagentur spot on news lassen die beiden Köpfe des Formats die letzten Jahre Revue passieren und erklären, welche Kriterien sie bei der Auswahl der schlechtesten Filme aller Zeiten überhaupt anlegen.

Am Freitag steigt das große SchleFaZ-Jubiläum. 100 Mal seid Ihr dann auf Sendung gewesen. Hättet Ihr zum Start gedacht, dass es so eine lange Erfolgsgeschichte wird?

Peter Rütten: Nein, auf gar keinen Fall, vor allem nicht in der Findungsphase des Formats. Das wäre damals komplett vermessen gewesen. Man hat allerhöchstens gehofft, dass es als Nischenprodukt ein bisschen am Leben bleiben kann.

Oliver Kalkofe: Wir haben vielleicht an einen Sommer gedacht. Eigentlich war das ja auch nur eine Schnapsidee. Gerade deswegen sind wir auch wahnsinnig glücklich, stolz und gerührt. Der Erfolg war nicht kalkuliert, die Fans haben daraus das gemacht, was es heute ist. Wir haben den Kult eigentlich nur ein bisschen mit befeuert.

Wie kam es überhaupt zur Idee von SchleFaZ?

Kalkofe: Um aus dem Nähkästchen zu plaudern: Tele 5 hatte einfach wahnsinnig viele schlechte Filme im Archiv und ich habe ihnen nahegelegt, da einfach mal stolz darauf zu sein. Daraus entstand die Idee, diese Filme zu zeigen und sie wie in einem Fußballspiel zu kommentieren. Übrigens: Das macht zwar Spaß, aber ist auch ziemlich anstrengend, weil man sich liebevoll darüber lustig machen muss. Sich einfach nur hinzustellen und laut ‘Haha’ zu rufen, reicht bei Weitem nicht aus. Das war uns anfänglich aber gar nicht so bewusst.

Rütten: Wir kannten uns schon ein paar Jahre zuvor, aber als Oliver mit dem SchleFaZ-Gedanken schwanger ging, fassten wir die Idee, das Ganze gemeinsam umzusetzen. Die große Dynamik kam ehrlich gesagt aber erst später in die Sache hinein, als wir merkten, dass die Leute sowohl uns als auch das Format irgendwie mögen.

Was macht die Faszination dieser Reihe für die Zuschauer aus?

Kalkofe: Das eine ist, dass es einfach lustig ist, sich gemeinsam solche Filme anzuschauen, dabei einen zu trinken und Spaß zu haben. Das andere, dass solche Trash-Filme dich ein wenig in deine Kindheit und Jugend zurückführen. Sie regen deine Fantasie an. Es ist die Liebe am Film, die Fans mit uns teilen.

Rütten: Bei vielen unserer Filme kann man auch einfach herrlich mitleiden.

Es steht also gar nicht die Abneigung für diese Filme im Vordergrund?

Kalkofe: Meistens nicht, wir heben die ja sogar auf ein Podest und feiern diese Filme. Oft sind die tapsig und unbeholfen misslungen, das find ich geil. Das gilt aber leider nicht für alle Filme. Bei “Max und Moritz Reloaded” und “Battlefield Earth” war ich einfach nur wütend am Ende, weil sie unglaublich zynisch sind.

Rütten: “Battlefield Earth” hat mich einfach nur angewidert. Das ist ein menschenverachtendes, faschistoides Gebräu nach einem Buch von Scientology-Gründer L. Ron Hubbard verfasst und mit dem bekennenden Scientologen John Travolta in der Hauptrolle, der da privat einen Haufen Geld reingesteckt hat. Diesen Irrsinn zu analysieren, hat tatsächlich nicht wirklich Spaß gemacht und lässt in mir bis heute ein Übelkeitsgefühl hochkommen. Das ist im Kern nicht mehr skurril oder witzig, sondern ein harter, unsympathischer Brocken.

Ist es nicht unterm Strich oft auch einfach nur Geschmackssache, ob man einen Film gut oder schlecht findet?

Kalkofe: Klar, das ist erstmal nur eine persönliche Einschätzung. Aber natürlich gibt es auch Filme, die einfach handwerklich katastrophal gemacht sind. Oft passen Schnitte nicht oder man sieht, dass die Kulisse aus Pappe oder Gummi ist. Deswegen ist zwar noch gar nicht unbedingt der ganze Film schlecht, aber zumindest sind die Szenen misslungen. Das Werk an sich kann man aber dann immer noch mögen.

Rütten: Wie Oliver richtig sagt, ist das natürlich mehrstufig. Nur weil mir eine Dramaturgie nicht zusagt, die Darsteller nicht gefallen oder mal ein Schnittfehler zu sehen ist, ist ein Film noch nicht automatisch schlecht. Die Vokabel ist sowieso eigentlich ein wenig stumpf in dem Zusammenhang. Es müssen mehrere Missverständnisse in solchen Produktionen miteinander kollidieren.

Hand aufs Herz: Welches ist wirklich der schlechteste Film aller Zeiten?

Rütten: Ein gutes Beispiel ist “Daniel, der Zauberer” mit dem leider verstorbenen Daniel Küblböck. Da hat Ulli Lommel, eigentlich aus der Fassbinder-Schule, ein mystisches Produkt um eine Trash-Fernsehgestalt geschaffen, das nur so von Missverständnissen strotzt. Bei diesem Film ist eigentlich alles gescheitert, was man sich so vorstellen kann. Aber man hat dennoch Spaß an diesem Film.

Kalkofe: Die Filme, die wir zeigen, haben meistens immer noch eine Ebene, die man gern haben kann. Es gibt so viele, die noch viel, viel schlechter sind. In Wirklichkeit gibt es bei uns eigentlich nur die zweitschlechtesten Filme aller Zeiten zu sehen.

Vor zwei Wochen stieg das große SchleFaZ-Jubiläumsfestival mit Tausenden Fans in Berlin. War diese Live-Nummer für euch etwas Besonderes?

Kalkofe: Absolut, auf der Bühne haben wir das zuvor noch nie gemacht. Ich war unglaublich nervös, weil wir ja eigentlich keine Live-Event-Künstler sind.

Rütten: Ich dachte wirklich vorher, dass ich es ausfallen lassen müsste vor lauter Lampenfieber.

Wie ist es dann gelaufen?

Kalkofe: Ich kann mit Fug und Recht behaupten: Das war einer der absolut großartigsten Abende meines Lebens! Als wir auf die Bühne gingen und 2.500 Menschen aufstanden und uns mit derart viel Freude und Liebe begrüßten, sind mir wirklich fast die Tränen gekommen, da war ich sprachlos. Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass wir mit dieser kleinen Sendung Menschen so begeistern können – und sie wiederum uns. Das ist unfassbar schön und fantastisch.

Rütten: Um mal ein Superlativ zu vermeiden – es war episch! Das ganze Festival war ein ständiger Austausch von Liebesenergie zwischen den SchleFaZ-Allstars und dem Publikum. Die Nervosität im Vorfeld hätten Olli und ich uns also sparen können, aber wie man natürlich weiß, gibt’s ohne Anspannung auch keine Entspannung, sprich Belohnung. Und die haben wir wirklich genossen.

Inwiefern sind Sie beide als Gesichter dieser Reihe wichtig für den Erfolg?

Rütten: Es ist schon relativ selten, dass man so zusammenpasst. Wir beide spielen uns die Bälle zu und arbeiten ohne Redaktion. Wir sprechen da absolut dieselbe Sprache.

Kalkofe: Im Moment wüsste ich ehrlicherweise niemanden, der das so machen könnte, wie wir beide. Es gibt die Kollegen sicherlich, aber ich kenne sie nicht. Ich glaube, dass das Konzept als Comedy-Format mit Mario Barth oder Chris Tall und lustigen Gagschreibern im Hintergrund nicht funktionieren würde. Wir beide haben uns aufgrund einer Schicksalsfügung gesucht und gefunden. Das passt einfach. Es braucht uns beide.

Herr Rütten, Sie haben viele Jahre hauptsächlich hinter der Kamera als Autor von großen Comedy-Formaten wie zum Beispiel die “Harald Schmidt Show” gearbeitet. Was liegt Ihnen mehr: Vor oder hinter der Kamera?

Rütten: Es ist relativ gleichgewichtet, obwohl ich schon von der Anlage her eigentlich eher vor der Kamera zu Hause bin. Das steht sich aber Aug’ in Aug’ gegenüber: an satirischen Texten tüfteln, als auch nicht nachdenken müssen und seinen Satz vor der Kamera aufsagen. Ich mache einfach beides super gerne.

Herr Kalkofe, auch in der “Mattscheibe” kümmern sie sich um qualitative Ausreißer, hier allerdings im TV-Bereich. Warum liegen ihnen schlechte Produktionen so am Herzen?

Kalkofe: Ich weiß es nicht, aber es zieht sich irgendwie durch mein Leben. Es hat etwas Therapeutisches, eine Trauma-Aufarbeitung. Ich fühle mich da wie ein Gärtner, der den Dung nimmt und daraus blühende Landschaften erschaffen lässt. Ich liebe Film und Fernsehen einfach.

(dr/spot)

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