Oppositionskandidatin zweifelt Wahlergebnis in Belarus an


Offizielle Prognose sieht Lukaschenko als klaren Sieger

Die Oppositionskandidatin Swetlana Tichanowskaja hat den offiziell verkündeten Sieg von Amtsinhaber Alexander Lukaschenko bei der Präsidentschaftswahl angezweifelt. “Ich glaube an das, was ich mit eigenen Augen sehe und ich sehe, dass die Mehrheit hinter uns steht”, sagte Tichanowskaja am Sonntagabend nach der Veröffentlichung einer offiziellen Prognose des Staatsfernsehen, wonach Lukaschenko die Wahl mit knapp 80 Prozent der Stimmen gewonnen hat. In Minsk demonstrierten Oppositionsanhänger trotz eines Verbots.

Die Prognose sieht die Oppositionskandidatin bei lediglich 6,8 Prozent. “Ich glaube, dass wir schon gewonnen haben, weil wir unsere Angst, unsere Apathie und unsere Gleichgültigkeit besiegt haben”, sagte Tichanowskaja. Die Opposition hatte bereits vor dem Urnengang erklärt, sie rechne mit Wahlbetrug.

Die 37-Jährige hatte in den vergangenen Wochen massiv an Zustimmung gewonnen und zahlreiche Anhänger mobilisiert, obwohl die Behörden hart gegen die Opposition vorgegangen war. Lukaschenko regiert in Belarus bereits seit 26 Jahren mit harter Hand. Seine Herausforderin Tichanowskaja war angetreten, nachdem ihr Mann, der bekannte Blogger Sergej Tichanowski, inhaftiert und von der Wahl ausgeschlossen wurde.

Am Abend versammelten sich Oppositionsanhänger zu Protesten in der Hauptstadt Minsk, es kam laut Augenzeugen zu Zusammenstößen mit der Polizei, die Blendgranaten einsetzte. Auch aus weiteren Städten des Landes wurden Proteste und Festnahmen gemeldet. Das Internet war am Abend blockiert.

“Eine tiefe, noch nie dagegewesene Krise zieht herauf”, sagte Tichanowskajas Mitstreiterin Maria Kolesnikowa am Abend bei einer Pressekonferenz. Sie warf der Regierung Wahlbetrug vor. So habe die Beteiligung in mehreren Wahllokalen bei mehr als 100 Prozent gelegen. Der Regierung warf sie vor unfähig zu sein, das Land zu regieren. “Die Behörden sollten eingestehen, dass die Mehrheit auf der anderen Seite steht”, sagte Kolesnikowa.

by Sergei GAPON

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