Restmüllmenge in Deutschland seit Mitte der 80er Jahre nahezu halbiert


Umweltbundesamt: Noch immer zu viel Bioabfall und Wertstoffe in den Tonnen

Die Deutschen entsorgen nur noch rund halb so viel Restmüll wie vor etwa 35 Jahren: 2018 waren es 128 Kilogramm pro Einwohner und damit 46 Prozent weniger als Mitte der 80er Jahre, wie das Bundesumweltministerium (BMU) und das Umweltbundesamt (UBA) am Dienstag bei der Vorstellung einer UBA-Studie mitteilten. Gleichzeitig landen demnach immer noch zuviel Bioabfall und Wertstoffe in den Hausmülltonnen.

Zum letzten Mal war von 1983 bis 1985 untersucht worden, was und wie viel die damaligen Bürger der Bundesrepublik als Restmüll entsorgten. Bei der neuen UBA-Untersuchung von bundesweit 504 Stichproben mit Siedlungsabfällen wurden im Vergleich dazu bis zu 80 Prozent weniger Altpapier, Altglas, Metalle oder Kunststoffe in den Tonnen gefunden.

Das BMU verwies auf die verbesserte Mülltrennung. “Die Umweltpolitik hat in den vergangenen Jahrzehnten bei der Abfallverwertung einiges bewegt”, erklärte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth. Allerdings sei dies nur ein Teilerfolg – denn “immer noch landen wertvolle Rohstoffe in der Restmülltonne”.

Mit rund 39 Prozent bestand der Studie zufolge der größte Teil des Tonneninhalts aus Biomüll wie Küchen- und Gartenabfällen, die seit 2015 eigentlich getrennt entsorgt werden müssen. “Man muss sagen: Das funktioniert nicht ausreichend”, sagte Flasbarth. Es gebe zu wenige verpflichtende Biotonnen. Das kritisierte auch die Leiterin des Fachbereichs Kreislaufwirtschaft beim UBA, Bettina Rechenberg. Sie sprach von einem ungenutzten Potenzial in Form von über drei Millionen Tonnen leicht verwertbaren Biomülls in deutschen Restmülltonnen.

Sogenannte trockene Wertstoffe, darunter beispielsweise auch Textilien, Holz und Elektroschrott, machten den Angaben zufolge 27 Prozent des untersuchten Hausmülls aus. Schadstoffhaltige Lösemittel und Lacke, Bauabfälle, Energiesparlampen und Altbatterien hatten demnach zwar zusammen nur einen Anteil von 0,5 Prozent am Tonneninhalt. Jedoch kamen alte Batterien und Akkus “in über 60 Prozent der analysierten Abfallstichproben vor, obwohl sie verpflichtend getrennt gesammelt werden müssen”, kritisierten BMU und UBA.

Nur rund ein Drittel der im Restmüll gefundenen Abfälle gehörte demnach auch dorthin, darunter vor allem Hygieneprodukte sowie Staubsaugerbeutel, Schutt und sogenannter Feinmüll wie Kehricht und Asche. Insgesamt waren laut BMU und UBA die Restmülltonnen in Städten nicht nur voller als in Vororten und auf dem Land, sondern enthielten auch mehr fälschlich entsorgte Wertstoffe.

Flasbarth forderte, Kommunen müssten die Aufklärung der Verbraucher stärker unterstützen; Hauseigentümer müssten ihren Mietern genügend Tonnen für die Mülltrennung zur Verfügung stellen. “Unser Ziel ist eine echte Kreislaufwirtschaft, in der kaum noch Restmüll anfällt und die Rohstoffe wiederverwendet werden.”

“Mehr Mehrweg statt Einweg und klare Vorgaben für Einwegprodukte und -verpackungen, wie sie in der Einwegkunststoffrichtlinie vorgelegt werden, sind hier ein richtiger Weg”, forderte zudem UBA-Präsident Dirk Messner. Gerade der vollständig verwertbare Bioabfall sei als Energieträger für den Restmüll “viel zu kostbar”.

Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) kritisierte außerdem, “trotz intensiver Öffentlichkeitsarbeit der Kommunen” landeten auch Fremdstoffe wie Plastikabfälle in der Biotonne “und machen so die weitere Verwertung schwer bis unmöglich”.

by JENS SCHLUETER

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