Samsung DeX erlaubt einen Blick in die Zukunft des mobilen Arbeitens


Nachdem es Microsoft nicht gelungen ist, Windows 10 Mobile und damit auch das Continuum-Feature am Markt zu platzieren, zieht nun Samsung nach. Aber kann Samsung DeX das Smartphone in der Desktop-Umgebung etablieren?

Von all dem Zubehör, das Samsung in dieser Woche für seine beiden neuen Smartphones vorgestellt hat, dürfte die DeX-Station sicher am Interessantesten sein. Neben einem Ethernet- und zwei USB 2.0-Anschlüssen besitzt die Docking-Station auch einen dedizierten HDMI-Port, über den das Smartphone mit einem Full HD-fähigen Bildschirm verbunden werden kann. Über Bluetooth mit Maus und Tastatur verbunden wechselt es in den DeX-Modus, sobald es in die Station eingesteckt wird und bietet ein entsprechend optimiertes Interface, inklusive frei bewegbaren Fenstern und einer Task-Leiste. Und mit Adaptive Fast Charging wird es während der Nutzung über den USB Typ C-Port auch noch aufgeladen, behält aber dank dem integrierten Cooling Fan hoffentlich dennoch einen kühlen Kopf. So unscheinbar sie auch wirkt…die kompakte Docking Station besitzt auf dem Papier schon mal einiges an Potenzial.

Aber viel entscheidender ist hier die Software, denn derzeit ist es noch ein wenig unbequem, Android mit Maus und Tastatur zu bedienen – wie ich auch beim ansonsten sehr gelungenen Lenovo Yoga Book feststellen musste. Nachdem der Play Store nun den Weg auf die Chromebooks gefunden haben, wird sich Google dieser Sache in Android O ohnehin annehmen, doch Samsung DeX erscheint gemeinsam mit den beiden kompatiblen neuen High-End-Smartphones der Südkoreaner, dem Galaxy S8 und dem Galaxy S8 Plus, noch in diesem Monat. Samsung hat daher mit dem DeX-Modus bereits eine eigene Lösung entwickelt, die vom Ansatz her an Remix OS, Windows Continuum oder das besagte Yoga Book erinnert.

Weil sowas nur schwer anschaulich zu erklären ist, hab ich unten einfach mal das Video eingebunden. Dort wird aber bereits deutlich, dass die Anpassungen durchaus umfangreich sind. Die Apps werden in frei skalierbaren Fenstern dargestellt, es gibt eine Taskleiste am unteren Rand, der App-Drawer ähnelt einem Microsoft-Startmenü, Benachrichtigungen werden dezent unten in der Ecke platziert – die ganze Oberfläche erinnert eher an ein optisch angepasstes Windows, denn an das darunterliegende Android 7.0 Nougat und setzt auf der Samsung KNOX-Plattform auf. Auch die vorinstallierten Apps verändern sich nach dem Andocken: Der Dateimanager und die E-Mail-Anwendung unterstützen Features wie drag and drop, der neue Internet-Browser öffnet dann standardmäßig die Desktop-Version einer Website etc. Ebenfalls sind verschiedene Anwendungen von Citrix, VMware und Amazon Web Services für die neue Oberfläche optimiert worden, damit man im Bedarfsfall auf virtuelle Apps und Desktops zurückgreifen kann. Ein guter erster Ansatz, denn wie komfortabel sich das System nutzen lässt, steht und fällt wohl mit den Drittanbieteranwendungen.

Entscheidend könnte daher auch die strategische Partnerschaft mit Adobe und Microsoft sein, die ihre mobilen Anwendungen entsprechend angepasst haben. Die Services der beiden Unternehmen sind aus dem Berufsalltag vieler hunderttausend Nutzer nicht mehr wegzudenken, egal ob man nun Microsofts umfangreiche Office-Suite nimmt, oder den Acrobat Reader und Lightroom. Samsung DeX richtet sich nicht an den relativ kleinen Prozentsatz – zu dem ich aber auch gehöre – der ständig aufwändige Bild- und Videobearbeitungen vornehmen muss, sondern an all diejenigen die sich neunzig Prozent der Zeit zwischen den Basic-Anwendungen bewegen, für die ein Qualcomm Snapdragon 835 oder Exynos 8895 allemal ausreicht. Die meisten Dateien liegen in der Cloud und dezentralisierte Umgebungen lösen in modernen Unternehmen schon länger die festen Arbeitsplätze ab. Da auch Smartphones bei vielen ein integraler Bestandteil des täglichen Berufslebens sind, erscheinen Entwicklungen wie Samsung DeX nur als der konsequente nächste Schritt, als sinnvolle Ergänzung für viele Situationen.

Sicher, deswegen werden die Unternehmen wohl kaum sofort anfangen die Windows-Rechner rauszuwerfen, aber damit ist ein erster Schritt getan, der das Verschmelzen von Smartphone und Desktop vorantreiben könnte. Continuum hätte das auch gelingen können, aber die kaum noch messbare Verbreitung von Windows 10 Mobile hat Microsoft da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Samsung dagegen wird erfahrungsgemäß innerhalb weniger Wochen Millionen von Einheiten seiner beiden neuen – wirklich gelungenen – High-End-Smartphones absetzen und auch wenn dann nur jeder zwanzigste sich auch ein DeX-Dock dazu holt…wenn es sich im Alltag als adäquater Ersatz beziehungsweise zunächst vor allem als sinnvolle, mobile Ergänzung beweisen kann, wird sich die Idee weiter durchsetzen. Und irgendwann dürfte es absolut selbstverständlich sein, dass Smartphones und Rechner an vielen Arbeitsplätzen nebeneinander zum Einsatz kommen – Samsung DeX erlaubt damit einen ersten Blick in die Zukunft des mobilen Arbeitens. Auch wenn es vielleicht noch ein paar Jahre dauert, bis wir so weit sind.

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