Schwere Nebenwirkungen nach 2.Impfungen mit mRNA-Impfstoff – Wieso sind die Nebenwirkungen so heftig?


In den letzten Monaten haben Forscher die Beobachtungen gemacht, dass die auftretenden Nebenwirkungen bei dem Impfung gegen das Coronavirus bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna offenbar bei der 2. Impfung höher sind. Nun erklärt ein Experte, was es damit auf sich hat.

Stärkere Nebenwirkungen bei der 2. Impfung mit mRNA-Impfstoffen beobachtet

Zuletzt waren bei der Verabreichung der 2. Dosis der Corona-Impfungen mit mRNA-Impfstoffen häufiger leicht stärkere Nebenwirkungen beobachtet worden, als bei der Erstimpftung. Doch angeblich gibt es keinen Grund zu klagen. “Wenn die Zweitimpfung Sie jetzt etwas stärker belastet hat, wird auch Ihr Impfschutz belastbarer werden!“, erklärt Epidemiologe Klaus Stöhr bei der “Bild-Zeitung”. Allerdings handelt es sich meist um leichte Nebenwirkungen wie Schüttelfrost, Kopf- oder Muskelschmerzen. Rund 50 % der befragten Personen haben angegeben nach der Zweitimpfung mit den Impfstoffen von Biontech oder Moderna an einer dieser Nebenwirkungen gelitten zu haben. Diese Daten stammen von der US-Arzneimittelbehörde FDA. Doch wieso ist vor allem die Zweitimpfung bei mRNA-Stoffen so heftig? “Bei der ersten Impfung mit Biontech oder Moderna reagiert zunächst nur das ,angeborene Immunsystem“, erklärt der Immunologe Prof. Carsten Watzl (49). “Beim zweiten Mal ist das angeborene System schon trainiert und dazu kommt noch die Reaktion des ,erworbenen Immunsystems‘, weshalb die Zweitimpfung manche Menschen als stärker in ihren Nebenwirkungen empfinden als die erste.“ Damit macht Watzl deutlich, dass bei der 2. Impfung dann neben der “unspezifischen“ Antwort der 1. Impfung auch noch eine “spezifische“ Reaktion hinzukommt. Aus diesem Grund arbeitet der Körper dann wegen der verstärkten Immunantwort unter Vollast. Deshalb sei es möglich, dass vor allem anfälligere Menschen noch einige Tage mit Müdigkeit und Abgeschlagenheit zu kämpfen haben.

Doch wieso passiert dies bei der Zweitimpfung mit Vektorimpfstoffen wie AstraZeneca nicht?

Auch auf diese Frage hat Prof. Watzl eine einleuchtende Antwort.

“Bei der ersten Impfung mit AstraZeneca produziert das Immunsystem nicht nur Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus, sondern auch gegen das Impfvirus selbst“. Denn die Vektorimpfstoffe nutzen ein ungefährliches Adenovirus, das als Trägervirus für die Geninformation des Coronavirus benutzt wird. Aus diesem Grund sind bei diesen Impfstoffen meist die Nebenwirkungen bei der 1. Impfung stärker. “Deshalb wird das angeborene Immunsystem beim zweiten Mal nicht mehr so stark stimuliert. Die Impfreaktion fällt schwächer aus, weil einfach nicht mehr so viel Impfstoff in den Zellen ankommt“, erklärt Watzl. Dabei entsteht nämlich auch eine sogenannte “Anti-Vektor-Immunität”. Aus diesem Grund macht es auch Sinn, die zweite Impfung bei AstraZeneca erst nach zwölf Wochen vorzunehmen. Denn erst dann sei die Anti-Vektor-Immunität bereits etwas abgeklungen, so dass der Impfstoff besser an seinem Bestimmungsort ankommt.

Warum sind die Impfreaktionen bei den Corona-Impfungen überhaupt so heftig?

Im Gegensatz zu vielen anderen Impfungen scheinen die Reaktionen der geimpften Personen deutlich heftiger auszufallen. “Das Einzige, was sich bezüglich der Reaktogenität, der unerwünschten Nebenwirkungen, dieser Impfstoffe mit Sicherheit sagen lässt, ist die Tatsache, dass sie als weniger verträglich eingestuft werden als viele andere Impfstoffe“, versucht Prof. Theodor Dingermann (72) eine Erklärung für die Nebenwirkungen zu geben. Dingermann glaubt, dass eine der Gründe dafür ist, “dass diese Impfstoffe die Verstärker intrinsisch mitbringen“. Bei vielen anderen Impfstoffen kommt hingegen ein Adjuvans zum Einsatz. doch dieser ist weder bei mRNA-Impfstoffen noch bei Vektorimpfstoffen wie AstraZeneca notwendig.

“Unter normalen Umständen kommt weder DNA noch RNA frei im Blut vor“, erklärt der Wissenschaftler weiter. Bei den Impfstoffen gegen das Coronavirus wird aber RNA (Pfizer, Moderna) oder DNA (AstraZeneca, Johnson&Johnson) in die Muskeln der Impfwilligen gespritzt. Auf diese Weise landen diese Bestandteile auch im Blutkreislauf. “Darauf reagiert unser Immunsystem mit aller Heftigkeit – zum Glück!“, macht Dingermann deutlich.

Weitere Angaben zu den Corona-Impfungen

Zunächst hatten die Experten die Nebenwirkung dahingehend interprätiert, dass die Immunantwort des Körpers in diesen Fällen besser sein sollte. Doch laut dem Virenexperten Prof. Peter Kremsner aus Tübingen ist dies nicht unbedingt so: “Man kann einen dicken Arm haben und sich schlecht fühlen und die Immunantwort ist trotzdem eher schwach und andersrum. Pauschal kann man das gar nicht sagen“, macht Kremsner deutlich. Die gleiche Meinung vertritt auch die Allgemeinärztin Dr. Petra Bracht: „Es gibt Personen, die haben ein sehr starkes Immunsystem, sind ansonsten nie krank und spüren nach der Impfung gar keine Nebenwirkungen.“ Also scheint es, als würde sich die Stärke der verspürten Nebenwirkungen gar nicht auf dem Impfschutz auswirken. Nun suchen die Forscher nach einem Weg, um die Nebenwirkungen zu vermeiden. “Es gab schon Studien, die bei anderen Impfstoffen gezeigt haben, dass die prophylaktische Einnahme von Mitteln wie Ibuprofen oder Paracetamol den Impferfolg etwas schmälern kann“, sagt der Immunologe Carsten Watzl. Er empfiehlt die Einnahme dieser Mittel deshalb nicht vorbeugend, sondern lediglich falls es tatsächlich zu Nebenwirkungen kommen sollte.

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