So verläuft eine Infektion mit dem Coronavirus: Wann wird die Situation gefährlich?


Viele Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, spüren gar nichts oder haben nur leichte Beschwerden. Ein kleiner Teil der infizierten Personen muss wegen Komplikationen ins Krankenhaus und manche Menschen sterben an der Infektion. Die Infektionskrankheit Covid-19 ist tückisch und der individuelle Krankheitsverlauf lässt sich nur schwer vorhersagen. Eindrucksvoller Beweis dafür ist der Krankheitsverlauf beim britischen Premierminister Boris Johnson (55). Nachdem man bei dem Politiker lange Zeit von einem milden Verlauf ausgegangen war, hatte sich dessen Gesundheitszustand massiv verschlechtert. Seit Montagabend wird Johnson im Londoner St. Thomas‘ Hospital auf der Intensivstation behandelt.

Ist es möglich einen kritischen Verlauf der Krankheit zu erkennen?

Statuitiken des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen, dass der Krankheitsverlauf bei 80 % der infizierten Personen mild verläuft. Rund die Hälfte der infizierten Personen merken kaum etwas oder sogar gar nichts von einer Ansteckung. Diese Patienten werden meisten in häuslicher Quarantäne mit Medikamenten versorgt und stellen für das Gesundheitssystem kein größeres Problem dar. Prof. Alexander Kekulé von der Uniklinik Halle bestätigt gegenüber BILD: „Die allermeisten Menschen, die Covid-19-positiv sind – das wissen wir ja inzwischen – werden von selbst wieder gesund, brauchen gar keinen Arzt.“ Nach Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dauern die milden Krankheitsverläufe bei Covid-19 durchschnittlich etwa 14 Tage. Doch die Tücke der Lrankheit liegt eben auch darin, dass infizierte Personen andere anstecken können, ohne selbst Symptome zu verspüren. Dabei ist es von Fall zu Fall unterschiedlich welche Symptome zuerst auftreten. Husten, Schnupfen und Fieber können erste Anzeichen sein, doch auch andere Symptome wie beispielsweise Kopfweh, Durchfall oder Bauchschmerzen können nicht ausgeschlossen werden.

Robert-Koch-Institut beschreibt Verläufe der Krankheit als unspezifisch

Das RKI hat man durch die zahlreichen Fälle weltweit die folgenden Schlußfolgerung gezogen: “Die Krankheitsverläufe sind unspezifisch, vielfältig und variieren stark, von symptomlosen Verläufen bis zu schweren Pneumonien (Lungenentzündungen) mit Lungenversagen und Tod. Daher lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen zum ‚typischen‘ Krankheitsverlauf machen“, heißt es in einer Stellungnahme des RKI. Bei etwa 20 Prozent der Infizierten kann es zu einem schweren Verlauf der Krankheit kommen, die laut der WHO dann im Durchschnitt zwischen drei bis sechs Wochen andauern kann.

Bisher lässt sich noch nicht sicher sagen, warum ein Covid-19-Verlauf urplötzlich kritisch werden kann. Diesem Hintergrund auf die Schliche zu kommen ist im Augenblick eines der Hauptanliegen der Forscher.

Manchmal verschlechtert sich der Gesundheitszustand schlagartig

Anhand des Falls von Premierminister Boris Johnson, der mehrere Tage Fieber hatte, erläuterte Prof. Kekulé gegenüber der BILD: „Manchmal wird die Krankheit nach fünf Tagen bis einer Woche schlagartig schlimmer – und das scheint bei ihm, wenn ich das richtig sehe, so gewesen zu sein. Dann ist es wichtig, schnell ins Krankenhaus zu kommen.“ Ein entscheidender Unterschied in der Intensität der Krankheit liegt wohl in der Ausbreitung des Virus im Körper. Wenn das Virus nur die oberen Atemwege infiziert, ist der Verlauf der Krankheit in den allermeisten Fällen mild. Wandert das Virus in die unteren Atemwege und die Lunge werden die Krankheitsverläufe schwerer. Innerhalb der ersten 4 – 8 Tagen der Infektion zeigt sich, ob das Virus sich auch in den unteren Atemwege ausbreitet. Die Statistik zeigt jedoch auch Fälle, bei denen es direkt zu einer Lungenentzündung kommen kann. Im schweren Fällen kommt es dabei zu Atemnot und Sauerstoffunterversorgung. Wird die Lugenfunktion durch die Entzündung sehr stark eingeschränkt, mussten Patienten in einigen Fällen sogar an eine Herz-Lungenmaschine angeschlossen werden. Das Risiko auf einen schweren Verlauf der Krankheit steigt zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr deutlich an. “Ob es Sie ganz schlimm trifft oder nicht, hängt von gewissen Risikofaktoren ab wie Übergewicht, Diabetes, Lungenkrankheit und Alter, das ist der wichtigste Faktor. Ärzte aus Norditalien, die eine hohe Zahl älterer Patienten auf Intensivstationen behandelt haben, sagen, dass ungefähr die Hälfte gestorben ist. Das Leben dieser Patienten hängt an einem seidenen Faden”, bestätigt Prof. Kekulé gegenüber der Bild-Zeitung. Jeder kann sich also mit dem Virus infizieren und andere anstecken, doch den genauen Verlauf der Krankheit kann man bei jedem Einzelnen unmöglich vorhersagen.

Beliebteste Artikel Aktuell: