Südkoreanischer Sektenführer wegen Behinderung von Corona-Bekämpfung festgenommen


Shincheonji-Sekte stand wochenlang im Zentrum der Pandemie

In Südkorea ist der Chef der Shincheonji-Sekte festgenommen worden, unter deren Mitgliedern es zu Beginn der Corona-Pandemie zu einer Masseninfektion mit dem neuartigen Virus gekommen war. Der 88-jährige Sektenführer Lee Man Hee sei am Samstagmorgen in Gewahrsam genommen worden, sagte ein Sprecher des Bezirksgerichts von Suwon der Nachrichtenagentur AFP. Lee wird vorgeworfen, gegenüber den Gesundheitsbehörden falsche Angaben zu Gottesdiensten und den Mitgliedern seiner Sekte gemacht haben.

Die Shincheonji-Sekte stand im Februar und März im Zentrum der ersten Corona-Ansteckungswelle in Südkorea. Mehr als die Hälfte aller landesweit registrierten Infektionsfälle entfielen damals auf Mitglieder der christlichen Sekte. Bis Mitte Juli wurden unter den Gläubigen mehr als 5200 Ansteckungen nachgewiesen.

Wie die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf den zuständigen Richter berichtete, steht Lee auch im Verdacht, Versuche zur Zerstörung von Beweismaterial unternommen zu haben. Bereits in der Vergangenheit wurde gegen Lee der Verdacht erhoben, Kirchengelder in Höhe von 5,6 Milliarden Won (4 Millionen Euro) veruntreut und religiöse Veranstaltungen ohne Genehmigung in öffentlichen Einrichtungen abgehalten zu haben.

Die Sekte selbst betonte in einer Erklärung, Lees Festnahme sei nicht gleichbedeutend mit einem Urteil. Der Sektenführer sei lediglich besorgt gewesen angesichts der “exzessiven Nachfragen” der Gesundheitsbehörden nach persönlichen Informationen. Niemals habe er seine Mitarbeiter angehalten, Informationen zurückzuhalten.

Die Shincheonji-Sekte wurde 1984 gegründet. Ihre Anhänger glauben, dass ihr Gründer Lee am Tag des jüngsten Gerichts 144.000 Menschen mit in den Himmel nimmt. Rund 200.000 Menschen gehören der Kirchengemeinde an.

Südkorea hat die Corona-Pandemie inzwischen weitgehend unter Kontrolle gebracht. Am Samstag meldeten die Behörden 31 Neuinfektionen. Damit stieg die Gesamtzahl der landesweit nachgewiesenen Ansteckungsfälle auf 14.336.

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