US-Polizisten schießen Schwarzem bei Einsatz mehrfach in den Rücken


Neuer Fall von Polizeigewalt löst Empörung und Proteste aus

Ein neuer Fall von Polizeigewalt gegen einen Schwarzen in den USA hat Empörung und Proteste ausgelöst. Ein Video zeigt, wie Polizisten im US-Bundesstaat Wisconsin am Sonntag den Afroamerikaner Jacob Blake aus kurzer Distanz mit mehreren Schüssen in den Rücken schwer verletzten. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. Erst vor drei Monaten hatte der Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz zu landesweiten Protesten geführt.

“Jacob Blake wurde am helllichten Tag in Kenosha, Wisconsin, mehre Male in den Rücken geschossen”, erklärte Wisconsins Gouverneur Tony Evers. “Wir kennen zwar noch nicht alle Einzelheiten, aber was wir genau wissen ist, dass er nicht der erste schwarze Mann oder Mensch ist, der in unserem Bundesstaat oder Land durch die Hand von Sicherheitskräften verletzt, angeschossen oder gnadenlos getötet wurde.”

Die Polizei wurde nach eigenen Angaben am Sonntag in Kenosha gegen 17.11 Uhr zu einem häuslichen Zwischenfall gerufen. Die Videoaufnahmen des Vorfalls zeigen, wie zwei Polizisten mit gezogener Waffe einem offenbar unbewaffnetem Schwarzen folgen, der um seinen grauen Wagen geht. Als er die Fahrertür öffnet, um sich hinter das Steuer zu setzen, zieht ihn einer der Polizisten am Hemd und sieben Schüsse sind zu hören.

Blake wurde mehrere Male in den Rücken geschossen. Der schwerverletzte Mann wurde mit einem Hubschrauber in ein Krankenhaus in Milwaukee geflogen.

Der Menschenrechtsanwalt Ben Crump erklärte auf Twitter, Blake habe versucht, einen Streit zwischen zwei Frauen zu schlichten. Seine drei Söhne hätten im Wagen gesessen. “Sie haben gesehen, wie ein Cop auf ihren Vater geschossen hat. Sie werden für immer traumatisiert sein”, erklärte Crump, der bereits George Floyds Familie vertritt. Der Anwalt wird nun auch Blakes Familie juristisch vertreten.

Die Bürgerrechtsorganisation ACLU erklärte, Blake sei Opfer eines “abscheulichen Falls von Polizeibrutalität” geworden. “Mit jedem der sieben abgefeuerten Schüsse haben die Polizisten ihre Absicht klargemacht: Sie waren der Meinung, dass sie das Recht hatten, einen unbewaffneten schwarzen Mann für das Verbrechen zu erschießen, vor ihnen wegzulaufen.”

Gouverneur Evers betonte: “Wir stehen an der Seite derjenigen, die Gerechtigkeit, Gleichheit und Verantwortung für das Leben Schwarzer fordern.”

In Kenosha versammelten sich nach Einbruch der Dunkelheit zahlreiche Demonstranten, die Bereitschaftspolizisten gegenüber standen, wie Bilder des “Milwaukee Journal Sentinel” zeigten. Mehrere Fahrzeuge gingen in Brand auf. Die Stadt verhängte eine nächtliche Ausgangssperre.

Das Justizministerium von Wisconsin teilte am Montag mit, die Kriminalpolizei ermittle in dem Fall. Die beteiligten Polizisten seien beurlaubt worden.

In den USA sorgen seit Jahren immer wieder Polizeischüsse auf unbewaffnete Afroamerikaner für Empörung. Der Tod von George Floyd Ende Mai in Minneapolis löste eine beispiellose Protestwelle gegen Rassismus und Polizeigewalt aus. Floyd starb, nachdem ein weißer Polizist fast neun Minuten lang auf seinem Nacken gekniet hatte.

by Johannes EISELE

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