Zerstört dieses Corona-Medikament das Immunsystem? Molnupiravir – “Gamechanger” oder nächste Enttäuschung?


Gerade erst wurde bekannt, dass der US-Pharmakonzern Merck in den nächsten Tagen die Zulassung für sein Corona-Medikament Molnupiravir beantragen wird. Während die Zahlen offenbar auf eine gute Wirksamkeit hindeuten, hat der Streit um mögliche gesundheitliche Gefahren durch den Wirkstoff unter Experten längst begonnen. Zuletzt waren nämlich Behauptungen aufgetaucht, dass der Wirkstoff Molnupiravir das menschliche Erbgut schädigen könnte.

Neues Medikament gegen Coronavirus vor der Zulassung

Nach Angaben des US-Pharmaunternehmens Merck kann der neu entwickelte Wirkstoff Molnupiravir die schweren Verläufe einer Corona-Infektion um gut 50 Prozent reduzieren, doch offenbar hat die Sache einen Haken. Denn Experten glauben, dass der wirksame Bestandteil des Medikaments β-D-N4-Hydroxycytidin (NHC) vom Potenzial her das menschliche Erbgut schädigen könnte. Schon im Mai 2020 hatte es Diskussionen um diesen Wirkstoff gegeben, weil aus der Politik Einflußnahme erfolgt sei. Aber auch damals hatten Experten bereits vor möglichen genotoxischen Wirkungen gewarnt. Allerdings scheint das Medikament bislang tatsächlich eines des ersten zu sein, das tatsächlich Erfolge in der Behandlung von Covid-19 bringen könnte. Denn Studien hatten gezeigt, dass die schweren Verläufe von Covid-19 bei rechtzeitiger Einnahme des Medikaments um 50 Prozent gesenkt werden konnten. Dann war die Studie durch ein

unabhängiges Kontrollgremiums abgebrochen worden. Dieser Abbruch war erfolgt, weil es ethisch problematisch ist, den Menschen aus der Kontrollgruppe weiterhin ein wirkungsloses Placebo zu verabreichen.

Molnupiravir wurde ursprünglich als Grippemittel entwickelt

Ursprünglich war das neue Medikament Molnupiravir eigentlich als Grippemittel entwickelt worden. Das Medikament gehört zu den Nukleosid-Analoga, welche die Vermehrung von Viren aller Art verhindern könnten. Aus diesem Grund wurde der Wirkstoff dann auch für einen Einsatz gegen das Coronavirus interessant. Durch die Einnahme des Medikaments macht Molnupiravir das Erbgut des Virus unleserlich und baut einen zusätzlichen Baustein ein, der dann die Vermehrung der Viren im menschlichen Körper verhindert. Allerdings befürchten Experten, dass der Wirkstoff durch seine Wirkungsweise auch für Mutationen im menschlichen Erbgut sorgen könnte. Schließlich ist es so konzipiert, dass es den Virus vermehrt dazu bringt Mutationen zu erzeugen und es somit effektiv an seiner Vermehrung hindert. Ein Vorteil bietet Molnupiravir vor allem durch die Einnahme in Tablettenform. Alle bisher genehmigten Mittel zur Bekämpfung des Virus müssen nämlich entweder gespritzt oder mit Infusionen in die Blutbahn transportiert werden. Sollte Molnuoiravir also tatsächlich die Zulassung erhalten, würde dies die Behandlung von Covid-19-Patienten vereinfachen und das Gesundheitssystem entlasten. Dann könnte Covid-19 eventuell tatsächlich schon bald seinen Schrecken verlieren. Doch zuvor wollen Experten noch klären, ob der Wirkstoff dem menschlichen Körper gefährlich werden kann, wenn er dort Mutationen verursacht. Denn offenbar war in Tierversuchen beobachtet worden, dass das Medikament zum Beispiel von Hamstern stammende Zellkulturen tatsächlich verändert hatte. Forschungen an anderen Säugetieren hatten dann aber nicht zu diesem Ergebnis geführt, so dass das Risiko noch nicht genau beziffert werden kann.

Kann Molnupiravir nur begrenzt eingesetzt werden?

Angesichts dieser offenen Fragen hinsichtlich von Erbgutschäden könnte die Zulassung des Medikaments tatsächlich gefährlich sein. Eventuell werden die Ärzte also abwegen müssen, ob sie das Medikament nur an Menschen mit einem Risiko auf einen sehr schweren Verlauf von Covid-19 einsetzten. Angesichts der Probleme dürfte ein Einsatz sowohl bei Kindern als auch bei schwangeren Frauen praktisch ausgeschlossen sein. Für einen Einsatz als Prophylaxe wäre Molnupiravir in diesem Fall ebenfalls ungeeignet. Wissenschaftler warten nun darauf die vom Pharmakonzern gesammelten Studienergebnisse zu analysieren. Wegen der Vorgeschichte des Wirkstoffs erwarten Experten eine besonders kritische Prüfung. Dann wird sich zeigen, ob das Medikament tatsächlich ein Gamechanger oder eine neue Enttäuschung ist.

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