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Grüne fordern weitere Reformen nach Entscheidung der Deutschen Börse zu Wirecard

Finanzexperte Bayaz für Änderungen bei Finanzmarktregulierung und Geldwäsche-Prävention

Nach der Neuregelung der Dax-Zusammensetzung für einen schnellen Ausschluss des insolventen Zahlungsdienstleisters Wirecard haben die Grünen weitere Reformen an den Finanzmärkten angemahnt. Corporate Governance, also Vorgaben für gute Unternehmensführung, müsse bei der Deutschen Börse stärker gewichtet werden, forderte der Grünen-Finanzpolitiker Danyal Bayaz am Donnerstag. Dazu müsse auch die Finanzmarktregulierung und die Geldwäsche-Prävention verändert und besser organisiert werden.

Bayaz rief die Bundesregierung dazu auf, noch vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr "entsprechende Änderungen" vorzunehmen. "Der Finanzplatz Deutschland und seine Aktienkultur haben durch den Wirecard-Skandal schweren Schaden genommen", erklärte der Grünen-Politiker. "Viele Anleger sind Opfer der Betrügereien rund um den ausscheidenden Dax-Konzern geworden. Das darf sich nicht wiederholen."

Die Deutsche Börse hatte am Mittwochabend nach einer Umfrage unter Marktteilnehmern neue Regeln für einen Rauswurf insolventer Konzerne aus dem deutschen Leitindex bekanntgegeben. Künftig sollen insolvente Dax-Konzerne umgehend aus dem Dax ausgeschlossen werden. Zudem werden die betroffenen Unternehmen für ein Jahr aus dem Dax ebenso ausgeschlossen wie aus dem S-Dax, dem M-Dax und dem Tec-Dax. Auch für diese Indizes der Deutschen Börse soll die Reform gelten.

Die neuen Regeln, die am 19. August greifen und zwei Tage später umgesetzt werden sollen, sind eine direkte Reaktion der Deutschen Börse auf den Wirecard-Skandal. Der Münchner Finanzdienstleister hatte im Juni als erstes Dax-Unternehmen überhaupt Insolvenz angemeldet. Trotzdem ist Wirecard noch immer im Index der 30 wichtigsten deutschen Unternehmen gelistet, da es bislang keine Regel für den sofortigen Ausschluss insolventer Konzerne gab.

Nach den bisherigen Vorgaben finden planmäßige Überprüfungen der Dax-Zusammensetzung nur alle drei Monate statt. Demnach hätte Wirecard bis zum 21. September im Dax bleiben können. Dieses Vorgehen hatte für Unverständnis und Kritik an den Märkten gesorgt. Nun steht der Ausschluss von Wirecard noch im August an.

by Christof STACHE