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Israelische Armee: Versehentlich getötete Geiseln schwenkten weiße Fahne

Die bei einem Einsatz im Gazastreifen versehentlich von israelischen Soldaten getöteten Geiseln haben nach Angaben der israelischen Armee vor ihrem Tod eine weiße Fahne geschwenkt. Die drei Männer im Alter zwischen 25 und 28 Jahren seien "einige Dutzend Meter" von einer Stellung der israelischen Streitkräfte in der Stadt Gaza aufgetaucht, sagte ein Armee-Vertreter am Samstag vor Journalisten. Alle drei hätten "keine T-Shirts getragen", aber einen "Stock mit weißem Stoff daran" dabei gehabt.

Ein Soldat habe die Männer gesehen, sich bedroht gefühlt und das Feuer eröffnet, hieß es weiter. "Er erklärt, dass sie Terroristen sind. Sie (die Soldaten) eröffnen das Feuer. Zwei werden sofort getötet, einer wird verletzt und rennt zurück in das Gebäude", gab der Armee-Vertreter das Geschehen wieder. Im Anschluss hätten die Soldaten einen Hilferuf auf hebräisch gehört. 

Daraufhin habe der Bataillonskommandeur sofort den Befehl zum Einstellen des Feuers gegeben, sagte der Armee-Vertreter. Dennoch habe es einen weiteren Feuerstoß in Richtung der dritten Person gegeben, die daraufhin auch getötet worden sei. Es sei möglich, dass die Geiseln zuvor zurückgelassen worden seien oder flüchten konnten. 

Der Militär erläuterte, das einige hundert Meter entfernt vom Ort des Vorfalls ein Haus mit der Aufschrift "SOS" gewesen sei. Die Armee prüfe nun, ob es eine Verbindung zwischen dem Gebäude und den Geiseln gab. 

Die Tötung der Männer verstoße "gegen unsere Einsatzregeln", sagte der Armee-Vertreter. Er sprach von einem "tragischen" Vorfall. In der Gegend habe es "intensive Kämpfe" gegeben, die Soldaten stünden unter "starkem Druck", sagte er. "Die Terroristen bewegen sich in Zivilkleidung. Sie tragen Turnschuhe und Jeans und es gibt viele Hinterhalte dort." Die Hamas-Kämpfer hätten "versucht uns in Fallen zu locken". Er kündigte an, die Einsatzregeln würden erneut an alle Soldaten ausgegeben. 

Die drei getöteten Geiseln Yotam Haim, Alon Shamriz und Samer El-Talalqa gehören zu den rund 250 Menschen, die während des brutalen Angriffs der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober verschleppt worden waren. Israelischen Angaben zufolge wurden bei dem Angriff rund 1140 Menschen getötet, hauptsächlich Zivilisten. 

Als Reaktion bombardiert die israelische Armee seither Ziele im Gazastreifen und startete eine Bodenoffensive. Dabei wurden nach jüngsten Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang rund 18.800 Menschen getötet.

ma/jes