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Keine Impfung mehr! Kann ein hoher Wert an Antikörpern zukünftig die Corona-Impfungen ersparen?

Menschen, die einen hohen Antikörperwert gegen das Coronavirus aufweisen, gelten bei fehlender Impfung trotzdem nicht als immun gegen das Coronavirus. Experten sehen diese aktuell geltenden Regel allerdings nun immer kritischer.

Experten fordern Änderungen

Medizinische Experten fordern nun dazu auf, dass Patienten mit einem hohen Antikörperspiegel gegen Coronaviren im Blut sich nicht mehr impfen lassen müssen. Doch noch stößt diese Forderung auf Widerstand. Zur Zeit auch beim Bundesgesundheitsministerium und beim bayerische Gesundheitsministerium. Als Grund dafür wird angegeben, dass man bisher keine belastbaren Werte habe, mit denen man arbeiten könne. Jetzt allerdings bringen die medizinischen Experten immer mehr Bewegung in diese wichtige Debatte. Einer der Befürworter dieses Antikörpertiters ist der bekannte deutsche Virologe Prof. Hendrik Streeck aus Bonn, der auch Mitglied jener Corona-Experten-Kommission ist, die erst kürzlich von Bundeskanzler Olaf Scholz ins Leben gerufen wurde. Streeck fordert nun öffentlich: “Es wäre an der Zeit, über so etwas nachzudenken.“

Ab diesen Werten könnten Menschen gegen Covid-19 geschützt sein

Auch der Münchner Immunologe Prof. Clemens Wendtner, setzt sich dafür ein, dem Blutwert der Antikörper eine höhere Bedeutung beizumessen. “Intern gehen wir bei einem Wert von über 1000 Bau (Binding Antibody Units, d. Red.) pro Milliliter Blut davon aus, dass ein Schutz besteht“, erklärt der Mediziner. Er verheimlicht jedoch nicht, dass diese Betrachtungsweise auch Probleme berge. Denn um das Thema zu verstehen. müsse man tiefer in die Funktionsweise des menschlichen Immunsystems einsteigen. Bei einer Corona-Antikörpermessung wird die Gesamtmenge der Corona-Antikörper gezählt. Allerdings ist nur ein Teil dieser Antikörper dann in der Lage, das Coronavirus tatsächlich zu neutralisieren. Also bedeutet auch ein hoher Titer nicht zwangsläufig eine große Menge an neutralisierenden Antikörpern. “Menschen können also, wenn sie nur wenige neutralisierende Antikörper haben, trotzdem an Corona erkranken – obwohl sie formal einen hohen Titer hatten“, erklärt Virologe Streeck. Auch umgekehrte Fälle seien möglich, dass der Patient lediglich einen Wert von 50 Bau aufweise, dafür aber 99 Prozent neutralisierende Antikörper im Blut hat, wie Clemens Wendtner einwerft.

Ermittlung der neutralisierenden Antikörper ist aufwendig

Ein Problem, das sowohl Streeck und Wendtner sehen, ist der Aufwand zur Ermittlung der neutralisierenden Antikörper. Dies sei nämlich nach Meinung der Mediziner sehr aufwendig. Und offenbar nicht nötig: “Man kann davon ausgehen, dass es im Regelfall so ist, dass jemand mit einem recht hohen Gesamtwert auch über einen gewissen Anteil an neutralisierenden Antikörpern verfügt“, erklärt Virologe Streeck. Deshalb sei es wichtig sich auf einen solchen Wert zu verständigen aber gleichzeitig zu verstehen, dass es bei diesem Vorgehen auch zu Ausnahmefälle kommen wird. Aktuell kostet ein Test auf neutralisierende Antikörper etwa 30 Euro und wird nicht von der Krankenkasse bezahlt. Sollten sich die Kosten für diese Untersuchung jedoch senken, dann wäre der Einsatz dieses Test als Maßnahme zur Feststellung des Genesenenstatus durchaus denkbar, wie Wendtner weiter ausführt.

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