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Samsung-Erbe muss wegen Bestechung für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis

Lee Jae Yong gilt als oberster Entscheidungsträger des Konzerns

Der Erbe des südkoreanischen Elektronikkonzerns Samsung, Lee Jae Yong, muss ins Gefängnis. Ein Gericht in Seoul verurteilte Lee am Montag wegen Bestechung und Veruntreuung zu zweieinhalb Jahren Haft. Unmittelbar nach der Urteilsverkündung wurde der 52-Jährige festgenommen. Offiziell ist Lee der Vizepräsident von Samsung Electronics - er gilt jedoch als oberster Entscheidungsträger des weltweit führenden Herstellers von Smartphones und Speicherchips.

Lee war im Zuge eines Bestechungs- und Veruntreuungsskandals im Jahr 2017 bereits zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Nach einer Berufung kam er jedoch 2018 frei. Das Oberste Gericht von Südkorea ordnete später die Wiederaufnahme des Verfahrens an. Der Fall steht im Zusammenhang mit einem weitverzweigten südkoreanischen Korruptionsskandal, der 2017 zum Sturz der früheren Präsidentin Park Geun Hye geführt hatte.

Lee habe "aktiv Bestechungsgelder bereitgestellt und die Präsidentin stillschweigend gebeten, ihre Macht zu nutzen, um seine reibungslose Nachfolge" an der Spitze des Konzerns zu unterstützen, hieß es in der Urteilsbegründung vom Montag. Es sei "sehr bedauerlich, dass Samsung, das wichtigste Unternehmen des Landes und international ein Aushängeschild für Innovationen, immer wieder in Straftaten verwickelt ist, wenn es Veränderungen in den politischen Machtverhältnissen gibt."

Lee hatte das Gerichtsgebäude mit finsterem Gesichtsausdruck betreten. Fragen von Journalisten beantwortete der Multimilliardär nicht. Sein Anwalt, Lee In Jae, kritisierte das Urteil. "Dies ist im wesentlichen ein Fall, in dem die Freiheit und die Eigentumsrechte einer Firma durch den Machtmissbrauch einer ehemaligen Präsidentin verletzt wurden", sagte er vor Journalisten.

Die wichtigste Tochtergesellschaft von Samsung, Samsung Electronics, wollte sich am Montag nicht zu dem Urteil äußern.

Samsung ist mit Abstand das größte der familiengeführten Unternehmens-Konglomerate in Südkorea. Der jährliche Geschäftsumsatz entspricht einem Fünftel des südkoreanischen Bruttoinlandsprodukts und ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg des asiatischen Landes. Der 52-jährige Lee steht seit einigen Jahren an der Spitze des Elektronikkonzerns, nachdem sein Vater Lee Kun Hee wegen eines Herzinfarkts den Geschäften nicht mehr nachgehen konnte. Lee Kun Hee verstarb im Oktober.

Aus der Sicht von Wirtschaftsexperten könnte das Urteil gegen Lee Samsung in eine ernste Führungskrise stürzen. "Das bedeutet wirklich einen schweren Schlag und eine große Krise für Samsung", sagte der Wirtschaftsprofessor Kim Dae Jong von der Sejong-Universität.

Die Samsung-Aktie brach nach der Urteilsverkündung ein. Nach Börsenschluss in Seoul lag sie mit 3,4 Prozent im Minus. Von der Corona-Pandemie hat Samsung bislang profitiert, der Aktienkurs des Unternehmens hatte sich zwischenzeitlich im Vergleich zum März vergangenen Jahres mehr als verdoppelt.

by Ed JONES