Warum es kaum überrascht, dass sich das Pixel eher mäßig verkauft


Auch wenn sich Google zu dem Thema ausschweigt, suggerieren die Installations-Zahlen des Pixel Launcher, dass sich die beiden High-End-Smartphones bisher nur eine Million mal verkauft haben. Um ehrlich zu sein, kommt das wenig überraschend.

Mit der Vorstellung der beiden Pixel-Smartphones hat sich Google nicht nur Freunde gemacht. Während die Kombination aus einer der besten Smartphone-Kameras und dem unbegrenzten Google Fotos-Speicherplatz ebenso Interesse wecken konnte, wie die Erwartung eines iPhone-Konkurrenten, bei dem Hard- und Software perfekt aufeinander abgestimmt wären, gab es auch mehr als genug zu kritisieren. Neben dem (subjektiver Eindruck meinerseits) unspektakulären Design stieß vor allem die Preisgestaltung auf wenig Begeisterung. Nicht zuletzt markierte der Pixel-Launch das Ende der Nexus-Serie ohne einen adäquaten Ersatz für Smartphones wie das Nexus 5 und 5x zu bieten, Entwickler und Android-Puristen sollten auf einmal mindestens 700 Euro ausgeben…

Aber dennoch kamen die beiden Modelle in den meisten Reviews gut weg, profitierten von einer ungewöhnlichen medialen Aufmerksamkeit und wurden relativ umfangreich beworben. Es mag an meiner verzerrten Darstellung liegen – als jemand der sich viel damit auseinandersetzt, über Smartphones schreibt und liest, bewegt man sich wohl unweigerlich in Kreisen, die Wert auf langfristige Updates, erstklassige Kameras etc. legen – aber das Pixel schien zu manchen Zeitpunkten relativ erfolgreich. Auch wenn die Dominanz von Apple und Samsung zu keinem Zeitpunkt gefährdet schien, gab es durchaus Interessenten und aktive Nutzer. Offenbar aber nicht so viele wie gedacht:

Da detaillierte Verkaufszahlen fehlen, muss man auf andere Indikatoren zurückgreifen, um den Erfolg der neuen Smartphone-Serie einordnen zu können. Ein solcher wäre der Pixel Launcher, der auf den beiden Modellen vorinstalliert ist und nur dort heruntergeladen werden kann (btw ein Reddit-Nutzer hat kürzlich einen Port veröffentlicht, der ihn ohne Root auf andere Smartphones bringt). Wie Ars Technica aufgefallen ist, kann besagte Anwendung nach acht Monaten bisher eine Million Installationen im Play Store aufweisen, was man eigentlich nicht anders interpretieren kann, als dass die Verkaufszahlen der beiden Smartphones in einer ähnlichen Größenordnung liegen dürften. Und das ist, um es vorsichtig auszudrücken, relativ wenig. Kein Flop, aber wohl auch nicht unbedingt ein Erfolg.

Ab 759 Euro – Das nennt man wohl eine selbstbewusste Preisstrategie

Vor allem in puncto Preisgestaltung ist Google ziemlich selbstbewusst an die Sache rangegangen und hat das Pixel gleichzeitig in einem umkämpften Marktsegement positioniert, ohne ein echtes Kaufargument zu liefern – zumindest nicht für die breite Masse. Bewegt man sich einmal kurz raus aus der Blase von gut situierten Hardcore-Fans, Android-Puristen und Google-Mitarbeitern ist der Pixel Launcher nur eine Oberfläche von vielen, die Kamera höchstens auf dem Papier spürbar besser und das Design nicht sonderlich auffällig. In dieser Preiskategorie haben Interessenten die Wahl zwischen so ziemlich jedem Android- und iOS-Smartphone das es gibt und das Pixel differenziert sich nur aus der Perspektive einer gewissen Nutzergruppe deutlich. Dazu hat man einen großen Teil der treuen Nexus-Fanbase entweder vor den Kopf gestoßen oder finanziell abgehängt und hatte immer wieder mit Lieferschwierigkeiten zu kämpfen (sicher mit ein Grund, weshalb neben HTC auch LG für die zweite Generation etwas beisteuern soll). Von daher kommt diese inoffizielle Verkaufszahl letztlich doch wenig überraschend.

Immerhin ist damit wohl auch die Frage geklärt, warum die Android-OEMs (anders als bei der Motorola-Übernahme) kaum auf die neue Hardware-Konkurrenz reagiert haben – denen dürfte schon im November klar gewesen sein, dass sich ein derart teures Smartphone nicht besser verkauft, nur weil Google drauf steht und drin steckt. Ob man sich in Mountain View dessen auch bewusst war, werden wir aber wohl nie erfahren.

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