5909:

Zwei US-Geiseln nach Freilassung durch Hamas wieder in Israel

Knapp zwei Wochen nach dem Großangriff auf Israel hat die radikalislamische Hamas erstmals Geiseln freigelassen. Der bewaffnete Arm der Hamas, die Essedin-al-Kassam-Brigaden, habe "als Reaktion auf die Bemühungen Katars" zwei US-Bürgerinnen - Mutter und Tochter - "aus humanitären Gründen" freigelassen, teilte die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation am Freitag mit. Das Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestätigte die Freilassung. US-Präsident Joe Biden zeigte sich "überglücklich".

Die beiden US-Geiseln seien frei und in Israel, erklärte Netanjahus Büro. Es handele sich um Judith Tai Raanan und Natalie Shoshana Raanan, die bei dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober aus dem Kibbuz Nahal Os entführt und in den Gazastreifen verschleppt worden seien. Sie seien "aus den Händen der Terrororganisation Hamas befreit" worden und auf dem Weg "zu einem Treffpunkt in einem Armeestützpunkt im Zentrum des Landes", wo "Mitglieder ihrer Familie auf sie warten".

US-Präsident Biden reagierte nach Angaben des Weißen Hauses "überglücklich" auf die Freilassung. "Unsere Mitbürgerinnen haben in den vergangenen 14 Tagen eine furchtbare Tortur durchgemacht, und ich bin überglücklich, dass sie bald mit ihrer Familie wiedervereint sind", erklärte Biden. Er dankte Katar und Israel für ihre "Partnerschaft" und erklärte, die USA würden nicht nachlassen, bis alle anderen noch von der Hamas als Geiseln festgehaltenen Staatsangehörigen zu Hause seien.  

US-Außenminister Antony Blinken forderte die Hamas auf, alle Geiseln freizulassen. Laut Blinken ist der Verbleib von zehn weiteren US-Bürgern unklar, einige von ihnen seien Geiseln.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) half nach eigenen Angaben bei der Freilassung der beiden Frauen, indem es sie nach Israel gebracht habe. IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric Egger bezeichnete die Freilassung als "Hoffnungsschimmer" und verwies auf die Rolle des IKRK als "neutraler Akteur zwischen den Kriegsparteien". Sie rief zur "sofortigen Freilassung" aller Geiseln auf.

"Wir sind bereit, die verbleibenden Geiseln zu besuchen und nach einer von den Parteien erzielten Einigung jede künftige Freilassung zu erleichtern", erklärte die IKRK-Präsidentin weiter. Es müsse Geiseln in ihrer Gefangenschaft ermöglicht werden, humanitäre Unterstützung und medizinische Versorgung zu erhalten, betonte sie.

Die Hamas erklärte im Onlinedienst Telegram, die Freilassung der beiden Geiseln diene auch dazu, den Bürgern in den USA und der ganzen Welt zu zeigen, dass die "Behauptungen" der US-Regierung über die Hamas unbegründet seien.

Nach der Freilassung der beiden US-Bürgerinnen erklärte die Hamas, sie arbeite mit katarischen und ägyptischen Vermittlern an der Freilassung der "zivilen" Geiseln. Sie arbeite "mit allen Vermittlern daran, die Entscheidung der Bewegung umzusetzen, die Akte der (als Geiseln genommenen) Zivilisten zu schließen, wenn es sich Sicherheitslage erlaubt", hieß es. Die beiden US-Bürgerinnen seien nach Bemühungen von Katar und Ägypten freigelassen worden. 

Die Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei etwa 1400 Menschen getötet sowie rund 200 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Unter den Geiseln sind auch Ausländer, darunter mehrere Menschen auch mit deutscher Staatsbürgerschaft. 

Das Auswärtige Amt spricht von insgesamt acht Fällen, wobei ein Fall auch mehrere Familienmitglieder umfassen kann. Die Betroffenen haben meist die doppelte Staatsbürgerschaft.

Die israelische Armee hatte am Freitag mitgeteilt, ihrer Einschätzung nach seien die meisten der rund 200 Geiseln am Leben. Sie bestätigte, dass die Hamas bei ihrem Großangriff vor knapp zwei Wochen auch Kinder und ältere Menschen nicht verschont habe. Demnach sind unter den Geiseln mehr als 20 Minderjährige sowie zwischen zehn und 20 Menschen, die älter als 60 Jahre sind.

Als Reaktion auf den Hamas-Angriff hatte Israel den Gazastreifen abgeriegelt und massive Luftangriffe gestartet. Nach Angaben der Hamas wurden seit Kriegsbeginn mindestens 4137 Menschen in dem Gebiet getötet und 13.162 weitere verletzt.

ck/lan