Xiaomi Mi Mix Test: Das randloses Smartphone der Zukunft


Seit einiger Zeit wird Xiaomi als eigenständige Ideenschmiede wahrgenommen, was die Chinesen mit dem ungewöhnlichen Xiaomi Mi Mix eindrucksvoll untermauern. Das ein 6,4 Zoll großes Display auch handlich sein kann und Premium-Materialien nicht automatisch besser sind, soll unser Test zeigen.

Diesmal hatten wir eine kleine Hilfe von unserem Namensgeber beim Unboxing.


Vorwort:
Mein besonderer Dank an dieser Stelle geht an unseren Olivier Sierra, denn durch ihn konnte ich das Xiaomi Mi Mix einen längeren Zeitraum lang nutzen.

Technischen Daten 

  •  6.4 Zoll FullHD-Display mit einer Pixeldichte von 362 ppi
  • 64-Bit Quad-Core Qualcomm Snapdragon 821 mit 2× 2,35 GHz + 2× 1.59 GHz
  • 4 oder 6 GB  LPDDR4 RAM
  • 128 oder 256 GB interner Speicher, nicht erweiterbar
  • 4.400 mAh Akku (fest verbaut)
  • Dualband WLAN 802.11 a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.2, LTE Cat9, NFC
  • Android 6.0.1 Marshmallow mit MIUI 8 Oberfläche
  • Fingerabdrucksensor
  • USB Typ-C (2.0)
  • Preis: 410€

Inhalt und Zubehör

China-Smartphones bringt man meistens mit „preiswert“ in Verbindung, was sich nicht selten bei den tatsächlich günstigeren Modellen auf die Verpackung niederschlägt. Nicht so bei dem Mi Mix. Der Karton ist in einem mattierten Schwarz gehalten, auf dessen Oberseite lediglich der Schriftzug „Mix designed by Mi“ eingestanzt ist. Edles Understatement in Reinkultur wenn man so will. Interessant ist die Schachtel aber auch an sich. Denn anstatt einfach nur den Deckel anzuheben und auf das Android Smartphone zu schauen, muss man den eigentlichen Inhalt in einer separaten Papp-Box seitlich herausziehen – und diese dann selbst aufklappen.

Erst dann kommt das Xiaomi Mi Mix zum Vorschein, inklusive eines Leder-Covers, USB-Netzteil für China, einem USB Typ-C Kabel zum Aufladen sowie für die Datenübertragung von/zum PC und einer chinesischen Kurzanleitung. Unerklärlich ist, warum gerade bei den angepriesenen Audio-Qualitäten und dem Premiumpreis keine Kopfhörer beiliegen. Immerhin kosten ordentliche Xiaomi-Kopfhörer selbst kaum 20 Euro je nach Modell.

Design und Verarbeitung

Lange Zeit galt Xiaomi als die Copycat Chinas schlechthin, was in dem iPhone sehr ähnlich aussehenden Geräten und iOS-inspirierter Android-Oberfläche begründet lag. Mittlerweile hat Xiaomi dies nicht mehr nötig und bekommt selbst richtig schicke Smartphones hin. Und dann wurde das Xiaomi Mi Mix vorgestellt. Ein 6,4 Zoll großes Display ist eine der wichtigsten Eckdaten des Modells, welches quasi genauso groß wie ein iPhone 7 Plus ist, einem Phablet mit 5,5 Zoll großem Display. Spätestens an dieser Stelle wird man hellhörig. Um dieses fantastische Verhältnis zwischen Display und Gerätefront – wir sprechen hier von satten 91 Prozent reinem Display – muss der Rahmen entsprechend schmal sein. Von Copycat kann da keineswegs mehr die Rede sein, vielmehr ist Xiaomi ein Innovationstreibendes Unternehmen geworden.

Das Xiaomi Mi Mix ist quasi als ein Meisterstück seiner Zunft zu verstehen, welches Premium durch und durch ist. Damit es trotz seiner enorm kompakten Ausmaße ein vergleichsweise riesiges Display beherbergen kann und stabil bleibt, haben sich die Ingenieure für ein Gehäuse aus Keramik entschieden. Prinzipiell für ein Premium-Modell eine gute Entscheidung, um sich vom Metall-Allerlei der Konkurrenz abzuheben. Rein von der Widerstandskraft ist Keramik auch hervorragend, hat aber zumindest im Fall des Xiaomi Mi Mix zwei riesen Nachteile: Es ist rutschig wie Sau und es splittert aufgrund seiner hohen Festigkeit leider auch sehr schnell bei Stürzen. Das beiliegende Leder-Cover hat also seine berechtigte Existenz und ich kann nur jedem empfehlen es auch zu nutzen.

 

Kleines Detail am Rande: Selbst die Tasten, Power und Lautstärke, sind aus Keramik gefertigt. Diese ragen auf der rechten Seite von vorne gesehen heraus, sind relativ gut zu erfühlen und haben einen deutlichen Druckpunkt. Aber leider auch relativ anfällig für ein Abrutschen der Finger.Es ist dann zwar kein Not-Spiegel für die Frau mehr und sieht auch nicht mehr ganz so beeindruckend aus, aber ist dafür auch um Welten sicherer in der Hand. Auf der Rückseite ist unterhalb der 16 Megapixel auflösenden Kamera mit OmiVision-Sensor ein Fingerabdrucksensor verbaut.

Dieser reagiert angenehm flott, erkennt aber nicht immer den Finger korrekt. Glücklicherweise handelt es sich um einen aktiven Sensor, sodass man zum Entsperren des Mix dieses nicht erst aktiv einschalten muss. Jedoch muss ich bemängeln, dass ich den Sensor nicht so intuitiv treffe wie bei meinem Honor V8, obwohl beide Sensoren mittig auf der Rückseite verbaut sind. Dazu trägt der nahezu randlose Übergang zwischen Gehäuse und Sensor selbst bei. Ein weiterer Pluspunkt für das Leder-Case, dessen Vertiefung für Kamera und Fingerabdrucksensor bei der Suche nach letzterem unterstützt.

Display

Bei vielen Geräten sagt man ja gerne mal, dass das Display das Highlight sei. Im Fall des Xiaomi Mi Mix stimmt dies aber wirklich und das in mehrfacher Hinsicht. Der auffälligste Punkt: Es erstreckt sich quasi über die gesamte Fläche der Vorderseite. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich einfach nur ungläubig das Gerät in der Hand hielt. Und natürlich der ständige Vergleich mit den ausliegenden Smartphones im Media Markt/Saturn. Werben manche großen und kleinen Hersteller mit einem „Edgeless Design“ – Marketing-Sprech für einen nicht mehr zu sehenden Rand um das eigentliche Display herum – so ist dieser bei dem Xiaomi Mi Mix wirklich nicht vorhanden.Auch wenn Fotos mehr als tausend Worte sagen, muss ich an dieser Stelle einfach mal ein paar Zahlen in den Raum werfen: Nimmt das Display des Xiaomi Mi Mix gut 83,6 Prozent der Vorderseite ein, sind es bei einem iPhone 7 Plus gerade mal etwa 67,7 Prozent. Bei quasi identischer Gehäusegröße wohlgemerkt. Kleine Randnotiz: Xiaomi selbst hat ein wenig geschummelt mit den 91,3 Prozent Gehäuse-Front-Verhältnis.

Trotzdem ist das 6,4 Zoll große Panel mit 2.040 x 1.080 Pixel Auflösung ist einfach nur phänomenal gut im Gehäuse verbaut. Alles was geht haben die Xiaomi-Ingenieure eingespart, aber auch ein wenig in Bezug auf das Display-Gehäuse-Verhältnis geschummelt. Nimmt man es nicht,natürlich haben die Ingenieure auf kapazitive Tasten unter dem Display verzichten müssen. Darum ist das Panel auch länger als gewöhnlich, um trotz FullHD-Auflösung Platz für On-Screen-Tasten zu lassen. Ziemlich clever, zumal sich Videos so noch Bildschirmfüllender darstellen lassen. Auf Wunsch werden die Software-Tasten automatisch ausgeblendet und können per Wischgeste wieder eingeblendet werden, aber dazu komme ich noch gesondert im Bereich „Software“.

Die Darstellung selbst weiß trotz FullHD-Auflösung zu gefallen. Satte Farben, starke Kontraste und ein sehr großer Helligkeitsumfang sorgen für ein nahezu immer perfektes Bild. Ich muss gestehen, dass ich mich spontan an kein Smartphone erinnern kann, welches sich dermaßen stark abdunkeln lässt. Lediglich bei der maximalen Helligkeit muss sich das Xiaomi Mi Mix anderen Geräten aus dem Samsung-Lager geschlagen geben.Interessant wäre es lediglich gewesen, wenn das Panel anstelle von FullHD gleich mit 2K auflösen würde, sprich, 2.720 x 1.440 Pixel – das eigenwillige Seitenverhältnis bereits mit eingerechnet. Videos würden noch bombastischer aussehen als ohnehin schon.Was mir beim Auspacken und dem ersten Inbetriebnehmen am meisten Sorgen machte, waren ungewollte Berührungen.

 

Sehr zu meiner Freude hat Xiaomi eine hervorragend arbeitende Erkennung implementiert, welche vor ungewollten Aktionen durch auf dem Display-Rand liegende Fingerkuppen schützt. Eine Sorge, die vermutlich die meisten haben. Jedenfalls setzt das Xiaomi Mi Mix definitiv die Messlatte für kompakte Smartphones mit entsprechenden Mechanismen eine gehörige Stufe weiter hoch. Andererseits würde das auch entsprechend am Akku saugen.

Bedienung und Software

Wer bereits etliche Xiaomi-Smartphones besessen hat, wird sich sofort zu Recht finden. Vorinstalliert ist MIUI in Version 8.1, basierend auf Android 6.0 Marshmallow, welches optisch unverkennbar Einflüsse von iOS aufweist, ohne es direkt zu kopieren. Vielmehr haben sich die Designer inspirieren lassen. Sprich, MIUI besitzt eine helle Oberfläche, keinen App-Drawer und zahlreiche Optionen zum Anpassen von Animationen, kombiniert diese aber mit zahlreichen kleinen Funktionen. Die Nähe zu iOS zeigt sich unter anderem in der Kalender-App, deren Aufbau und Transparenz-Effekte nicht von ungefähr kommen. Ein großes Manko teilt sich das Xiaomi Mi Mix nach wie vor mit anderen China-Smartphones: Die Google-Play-Dienste und damit das komplette Google-Universum kommt nur per Sideload auf das Gerät. Oder über den Mi Store mit einem speziellen Google-Installer, aber das ist auch wieder ein größeres Thema für sich selbst. Ich gehe an dieser Stelle nicht weiter darauf ein. Fakt ist nur, dass ab Werk kein Google Play Store vorhanden ist. Immerhin gibt es einige Händler, die eine angepasste und mit dem Google Play Store ausgestattete Firmware vorinstallieren, was auch gemeinhin als Shop-Firmware bekannt ist. Oder es werden die wichtigsten Apps vorinstalliert, so wie es TradingShenzhen.net zum Beispiel handhabt.

Neben dem fehlenden App-Drawer dürfte vor allem das neue Notification Panel ins Auge fallen. Neben den wichtigsten Quick Shortcuts für WLAN, Bluetooth und so weiter, ist standardmäßig eine kleine Suchleiste vorhanden. Darüber kann man online und offline auf dem Xiaomi Mi Mix nach Inhalten suchen, ohne erst eine App dafür öffnen zu müssen. Selbst das Wetter, sofern aktiviert und eingestellt, lässt sich mit einem Blick sehen. Klappte erstaunlich gut, auch wenn MIUI nach wie vor sehr stark auf chinesische Dienste ausgelegt ist. Zeigt sich unter anderem dadurch, dass einige Apps in Chinesisch daher kommen, wie zum Beispiel der Xiaomi-eigene App Store und die Musik-App. Oder das Social-Network Sina Weibo, Baidu Map, Qunar Travel und so weiter. Zu meiner Freude lässt sich der Großteil der China-only Apps – 11 sind es insgesamt an der Zahl – deinstallieren. Gerade bei HUAWEI-Geräten Ist das ja immer so eine Sache, wenn man die China-Modelle erwischt.Das Notification Panel lässt sich übrigens auch wieder zur gewohnten zweiteiligen Ansicht zurücksetzen. Eine entsprechende Option ist in den Systemeinstellungen vorhanden.

Über den Task-Manager lassen sich nicht nur alle offenen Apps einsehen, sondern diese auch fest im RAM verankern, bei Bedarf schließen und so weiter. Außerdem findet man dort auch den Mini-Player während der Musikwiedergabe vor. Kleiner Tipp: Im Normalfall kann man bei einem handelsüblichen Android-Smartphone Dateien beliebiger Größe per mobilem Internet herunterladen. Bei Xiaomi-Geräten muss man vorher in den Einstellungen zum Browser etwas ändern, damit das auch mit MIUI klappt. Denn standardmäßig sind nur Downloads bis maximal 20 MB möglich. Erst wenn man dieses Limit aufhebt unter Tools -> Downloads -> … -> Settings -> „Download size limit“ und auf „Unlimited“ stellt, lässt sich wirklich alles herunterladen.

Aber zurück zu den erwähnten vielen kleinen Funktionen, mit denen Xiaomi das Leben leichter machen will. So ist ab Werk ein Telefon-Manager vorhanden, mit dessen Hilfe sich App-Berechtigungen verwalten lassen. Kennt man schon von etlichen Herstellern mit eigenen Oberflächen und selbst Google hat solch eine Funktion mittlerweile fest in Android eingebaut.

Hinzu kommen Optionen für Benachrichtigungen, ein Filtermodus für unerwünschte Anrufer/SMS, eine Funktion zum Löschen von Müll-Daten, Akku-Statistiken nebst Optionen, Autostart-Manager und so weiter und so fort.Neu mit MIUI 8 ist die Möglichkeit, eine App zu klonen. So ist es zum Beispiel kein Problem, zwei verschiedene Messenger-Accounts auf ein und demselben Smartphone zu nutzen. In Kombination mit der Dual-SIM-Unterstützung für manche eine enorm hilfreiche Funktion. Oder man erstellt mittels der Funktion „Second Space“ kurzerhand ein komplettes virtuelles Gerät. Dieses ist bis auf Medien-Daten komplett eigenständig. Der Wechsel zwischen diesen beiden Systemen klappt zuverlässig über den Sperr-Bildschirm, indem unterschiedliche Methoden genutzt werden. Macht auf anderen Geräten als dem Xiaomi Mi Mix natürlich kaum einen Sinn, da das Mix mit 128 GB internem Speicher in der kleinen Variante auch genügend Platz für ein solches virtuelles Zwei-System bietet. Mit 32 GB internem Speicher wird es meiner Erfahrung nach von einem Samsung Galaxy S4 Mod her äußerst schwierig in Bezug auf installierte Apps.

Vorzüglich finde ich die Versorgung mit Updates. Quasi im Wochen-Rhythmus gab es eine neue Firmware, die je nach Umfang der Fehlerkorrekturen und neuen Funktionen entsprechend groß ausfallen. Vorbildlich ist auch das Bestreben, den jeweils aktuellen Security-Patch-Level möglichst schnell auf die offiziell unterstützten MIUI-Geräte zu bringen. So konnte ich beobachten, dass das Xiaomi Mi Mix relativ kurze Zeit nach den Google-Smartphones auf den neusten Stand des Patch-Levels gehievt wurde. Sorry Samsung, HTC, LG, Sony und Lenovo, aber da könnt ihr euch echt mal ein Vorbild nehmen!

Ansonsten konnte ich mich über keine nennenswerten Schwierigkeiten beklagen. Außer eben, dass keine deutsche Systemsprache verfügbar ist und das viele Apps und auch fest eingebaute Funktionen in Chinesisch gehalten sind. Einzig die sogenannte Global-Dev-ROM bietet auch Deutsch an, aber zum Zeitpunkt des Tests ist mir keine solche Firmware bekannt gewesen. Ob sich das ändert weiß ich nicht. Alternativ könnte man auch eine Xiaomi.eu Firmware nehmen, aber die lief damals nur mit entsperrtem Bootloader – den ich nicht entsperren wollte. Bei zur Verfügung gestellten Geräten tu ich mich da immer schwer. Wenn es mein eigenes Gerät wäre, würde ich das direkt nach dem Auspacken machen.

Wichtig zu erwähnen ist, dass die Navigation Bar wie bereits erwähnt entweder dauerhaft eingeblendet ist, oder sich bei Bedarf auch von selbst oder per Geste ausblendet. Wer will kann auch den sogenannten „suspension ball“ aktivieren. Darunter versteht Xiaomi einen kleinen Punkt, welcher beim Drücken die Android-üblichen Software-Tasten in Form eines kleinen Ringes am Display-Rand einblendet. Diesen Punkt kann man frei nach Belieben am Rand verschieben und so positionieren wie man in benötigt. Einhändiges Bedienen wird damit erheblich einfacher. Mir gefällt zudem, dass man den Software-Tasten eine Zweit-Funktion zuweisen kann, wenn man die Taste gedrückt hält. Alte Xiaomi-Hasen werden das Feature schon länger kennen und sicherlich auch lieben.

Leistung

Zum Zeitpunkt der offiziellen Vorstellung ist der Snapdragon 821 der schnellste verfügbare Prozessor gewesen. Wie man es von Xiaomi gewohnt ist, merkt man das aufgrund der quasi perfekten Software-Anpassung gar nicht im Alltag. Ich würde behaupten, dass selbst ein Snapdragon der 600er-Reihe keinerlei langsames Gefühl hinterlässt. Wie dem auch sei: Der bis zu 2,35 GHz flotte Chip treibt das Xiaomi Mi Mix zu wahren Höchstleistungen an. Über 158.000 Punkte im bekannten AnTuTu-Benchmark sprechen da mehr als deutliche Worte. Wobei ein synthetischer Benchmark heutzutage Gottseidank nicht mehr das Maß aller Dinge ist. Aber eben auch eine gute Orientierungshilfe im Vergleich zu ähnlich ausgestatteten Geräten.

Hier noch ein wenig Ingenieursporno für die Zahlen-Fetischisten:

Die Adreno 530 GPU erledigt ihre Sache auch bestens. Als Zocker-Maschine kommt das Xiaomi Mi Mix durch das enorm große Display natürlich bestens zur Geltung. Einzig der schwarze Balken, wo sonst die Software-Tasten zu sehen sind, könnte mancher als störend empfinden. Jedenfalls hatte kein Spiel das Xiaomi Mi Mix ins Schwitzen gebracht. Das ist übrigens wortwörtlich zu nehmen: Die Rückseite wurde trotz großer Beanspruchung nicht unangenehm heiß.

Verkauft wird das Mix in zwei Ausführungen: Das kleine Modell besitzt 4 GB RAM mit 128 GB internem Speicher, während das große Modell satte 6 GB RAM und 256 GB internen Speicher besitzt. Eine MicroSD lässt sich in beiden Varianten nicht nutzen. Höchstens wenn man einen MicroSD-CardReader per Adapter-Kabel an der USB Typ-C Buchse nutzt. Wie wenig praktikabel das jedoch im Alltag ist, brauch ich sicherlich niemanden erzählen. ;)

Xiaomi Mi Mix – GameplayVideo

Meiner Meinung nach kommt auch das kleine 4-GB-RAM-Modell so schnell nicht an seine Grenzen, sodass letztlich nur die Entscheidung nach dem internen Speicher gefällt werden sollte. Vor allem dahingehend von Bedeutung, dass das Mi Mix keine MicroSD-Speicherkarte aufnehmen kann. Ein zu aggressives RAM-Management oder sonstige Performance-Einbußen weil zu viele Apps im Hintergrund offen waren, erlebte ich nicht ein einziges Mal.

Konnektivität

Solch ein Premium-Smartphone will natürlich auch bei den Kommunikationsfähigkeiten aus den Vollen schöpfen. Genau das hat Xiaomi auch getan: WLAN-ac, WiFi Direct, Bluetooth 4.2, USB Typ-C – leider nur mit USB 2.0 angebunden – NFC und LTE sind verbaut. Letzteres zwar ohne dem für Deutschland wichtigen LTE-Band 20, aber das ist man von Xiaomi ja schon gewohnt. Eine Global Edition für Regionen außerhalb Chinas ist meines Wissens nach nicht geplant.Erfreulich ist, dass alle Daten schön schnell durch die Luft flutschen. Große Downloads funktionieren sowohl über Telekom-LTE als auch WLAN sehr zügig wie man sich das erhofft. Das A-GPS Modem hat einen GPS-Fix meistens nach etwa 1 Sekunde erzielt. Selbst wenn man durch einen Tunnel fährt findet es schnell wieder alle Satelliten. Bei der Navigation quer durchs Land gab es keine Probleme und ich wurde stets zum gewünschten Ort navigiert. Das Dualband-fähige WLAN-Modul mit MU-MIMO unterstützt die WiFi-Standards 802.11 a/b/g/n bis hin zum schnelleren ac. Damit sind theoretisch bis zu 1.5 Gigabit pro Sekunde möglich. Ich schaffe mit meinem Router, welcher auch WLAN-ac unterstützt, knappe 900 Mbits in der Praxis. Außerdem unterstützt das Modul auch Micracast, DLNA und Wifi-Direct.

Einzig mit der Kernfunktion eines Mobiltelefons bin ich am Hadern. Um das möglichst rahmenlose Design zu erreichen, haben die Techniker auf ein piezoelektrisches Element für den Lautsprecher zurückgegriffen. Vereinfacht gesagt wird der Schädelknochen bzw. Knorpel des Ohrs als Träger für Schallwellen genutzt, wie es als erster Smartphone-Hersteller Gigaset mit seiner ME-Reihe 2015 vorgemacht hatte. Heißt, dass man nur etwas hört, wenn man das Xiaomi Mi Mix an sein Ohr hält.

Unterm Strich bedeutet das, dass Gespräche dumpfer, kratziger und vor allem deutlich leiser zu hören sind, als bei anderen Geräten. Insbesondere im Freien mit lauter Beschallung im Hintergrund ist das ein Problem, es sei denn man nutzt ein Headset. Ich wage sogar zu behaupten, dass abgesehen vom technischen Aspekt mit dem piezoelektrischen Prinzip das Telefonieren dem Premium-Preis des Xiaomi Mi Mix keinesfalls gerecht wird. Andererseits muss man ernsthaft die Frage stellen, wer sein Smartphone heutzutage wirklich noch zum Telefonieren verwendet.

Sound und Multimedia

Da ein piezoelektrisches Audio-Element für die Musikwiedergabe denkbar schlecht geeignet ist, verbaut Xiaomi auch einen klassischen Lautsprecher. Dieser sitzt auf der Unterseite und strahlt zum Nutzer. Für meinen Geschmack kommt er sehr kräftig und laut aus dem flachen Gehäuse raus, lässt aber wie bei quasi allen Smartphone-Lautsprechern vernünftigen Bass vermissen. Für das kleine Video zwischendurch sicherlich geeignet, aber für Kino-Abende greife ich weiterhin zum Headset. Lustig ist, dass bei maximaler Lautstärke das Xiaomi Mi Mix sprichwörtlich in Schwung kommt: Es vibriert ganz leicht wenn man genau drauf achtet.

Xiaomi Mi Mix – Soundcheck 

Die MIUI-eigene Musik-App startet im Cloud-Modus, womit die Anbindung diverser chinesischer Dienste zum Kaufen und Streamen von Musik zu verstehen ist. Natürlich geht das alles auch offline, wo gefundene Titel nach Titel, Interpret, Alben und Ordner sortiert werden. Die Oberfläche selbst ist sehr minimalistisch gehalten und erinnert auch hier wieder an iOS. Witzig finde ich ja nach wie vor die Lyrik-Funktion, womit sich die Texte für bekannte Songs einblenden lassen. Aber: Nicht immer ist auch der richtige Titel gefunden, siehe „Summer in the city“. Bei dem Titel den ich da zum Test hatte, handelte es sich um die Version des damaligen DJ-Duos Noisecontrollers und nicht um Tube & Itro.

Abgesehen davon spielen sowohl der Musik- als auch Videoplayer alle gängige Audio- und Videoformate wie WAV, MP3, OGG, WMA, AVI, MPG4 oder WMV ab. Für exotischere Formate wie OGG oder FLV muss man zu anderen Apps greifen. Ich für meinen Teil schwöre nach wie vor auf den MX Player mit passendem Codec-Pack.

Vorbildlich finde ich den Sound über Kopfhörer, denn im Xiaomi Mi Mix ist ein dedizierter Audio-DAC inklusive 5-Band-Equalizer verbaut. Man kann sogar vorgefertigte Audio-Profile auswählen, wobei diese sich auf Xiaomi-eigene Kopfhörer beschränken. Tut aber nichts großartig zur Sache, denn diese kann ich auch für mein eigenes Headset verwenden. Klingt dann halt unter Umständen nicht so geil wie mit den zugehörigen Kopfhörern.

Kamera

Kommen wir nun zu einem Teil, der für gewöhnlich einen sehr hohen Stellenwert bei einem eventuellen Kauf innehält: Der Kamera. Mit 16 Megapixeln Auflösung könnte man meinen, dass Fotos mit dem Xiaomi Mi Mix sehr ansehnlich ausfallen. Immerhin kostet das Gerät Minimum umgerechnet gut 700 Euro, da muss die Kamera auch was bieten. Leider tut sie das keinesfalls. Was genau die Schuld daran trägt weiß ich nicht, aber die Kombination aus einem OmniVision OV16880 und der Kamera-Software von Xiaomi ist enorm wechselhaft in ihren Ergebnissen. Mal gelingen richtig tolle Bilder und dann wieder total miese Fotos mit starkem Bildrauschen inklusive ausgewaschener Farben. Besonders gut lässt sich das beobachten, wenn das Sonnenlicht innerhalb kürzester Zeit bei ein und demselben Motiv verschwindet. Also wenn ich eine Weihnachtsmarktbude fotografieren will und die Sonne hinter einer Wolke verschwindet. Oder ein Reiher gerade an einem Teichrand campiert, wo auch die Sonne sofort wieder weg ist.

Immerhin kann der HDR-Modus noch etwas an Bildqualität aus den Aufnahmen herausholen, sofern man eine ruhige Hand hat. Der elektronische Bildstabilisator arbeitet überwiegend zuverlässig, ist aber einem optischen Bildstabilisator trotz allem unterlegen. Ich muss fairerweise noch erwähnen, dass die Kamera kein Hauptkriterium des Xiaomi Mi Mix war.

Xiaomi Mi Mix – Mi5s vs Mi Mix EIS

Trotzdem sind die teils stark schwankenden Ergebnisse mit einem schwer zu übersehenden Grundrauschen und geringfügig blassen Farben fragwürdig für das Geld. Die maximale Auflösung von 16 Megapixeln steht dabei wie gewohnt im Seitenverhältnis von 4:3 zur Verfügung, während im 16:9 Format maximal 12 Megapixel nutzbar sind. Videos nimmt das Xiaomi Mi Mix mit maximal 4K-Qualität auf. Sie sind am ehesten mit den Fotoqualitäten vergleichbar, leiden demzufolge auch unter etwas blassen Farben und einem gewissen Grundrauschen.

Xiaomi Kamera-App

Zwar spendiert Xiaomi der Kamera-App noch einige Zusatzfunktionen wie Slow-Motion-Videos bei 120 fps, diverse Filter nebst Effekten, Gruppenfoto, Beautify oder einen manuellen Modus. Letzterer ist aber eher Alibi-Funktion und steht anderen Hersteller-Apps im Bereich der Fotografie deutlich hinterher. Mehr als Weißabgleich, ISO-Wert, Fokuspunkt und Belichtungszeit stehen nicht zur Verfügung. HUAWEI zeigt mit dem P9 respektive Honor 8 deutlich was machbar ist. So bleibt unterm Strich, dass die Kamera des Xiaomi Mi Mix zwar brauchbare Fotos abliefert, aber in Sachen Funktionen sowie Bildqualität zum Teil deutlich hinter der Premium-Konkurrenz zurück bleibt.

Hier noch ein paar Testfotos :

Unter guten Lichtbedienungen 

 

HDR-Aufnahmen

Nachtaufnahmen/schlechten Bedienungen

Panorama

Makroaufnahmen

Etwas komisch wird es beim Aufnehmen von Selfies. Da aus Platzgründen die Fronkamera kurzerhand in die rechte untere Ecke der Front verschoben wurde, muss das Xiaomi Mi Mix für ein Selfie entsprechend gedreht werden. Klappt erfreulich schnell, aber das Ergebnis hat mit Gegenlicht zu kämpfen. Sobald die Sonne auf die Fronkamera scheint, neigt das Mi Mix zu einem Überblenden zu neigen. Da kann auch der wirksame Beautify-Modus wenig helfen. Bei Kunstlicht neigt die Software zu einem zu starken Nachbearbeiten, was sich in deutlichem Bildrauschen bemerkbar macht. Außerdem wirken Fotos etwas zu dunkel.

 

Akku

Normalerweise glänzen Oberklasse-Smartphones nicht immer mit Monster-Akkus, nicht so das Xiaomi Mi Mix. Satte 4.400 mAh packen die Chinesen in das knapp 8 mm flache Gehäuse und diesen Akku merkt man im Alltag. Zwei Tage mit fast 6 Stunden aktiver Nutzung sind kein Problem für das Kompakt-Phablet. Laut dem Workload-Benchmark PCMark über 10 Stunden und 23 Minuten gemessen, dummerweise hab ich den Screenshot gelöscht.

 

Einfach nur bombastisch und zeigt, wie gut Xiaomi die eigene Software an die verbaute Technik angepasst hat. Mittels Quick Charge 3.0 von Qualcomm wird der Akku zudem in knapp als 2 Stunden und 13 Minuten wieder komplett aufgeladen, ohne dass das Xiaomi Mi Mix dabei spürbar heiß werden würde.

Xiaomi Mi Mix – Fast Charging Test 

Da andere QC3-kompatible Geräte zum Teil vergleichsweise deutlich schneller aufgeladen werden, lässt sich schlussfolgern, dass das Xiaomi Mi Mix nicht den größtmöglichen Ladestrom nutzt. Letzten Endes ist das nur eine Sicherheitsvorkehrung. Das Debakel rund um das Galaxy Note 7 von Samsung ist noch zu präsent.

Fazit zum Xiaomi Mi Mix

Bärenstarke Hardware, massig Speicher, ein ausdauernder Akku und ein Riesen-Display in einem winzigen Gehäuse: Das Xiaomi Mi Mix ist für umgerechnet knapp 700 Euro quasi ein feuchter Smartphone-Traum.

Leider ist das Kompakt-Phablet aus China nicht perfekt genug. So liegt die Kamera trotz hochauflösender 16 Megapixel deutlich hinter der Konkurrenz mit weniger Pixeln zurück und auch das hochwertige Keramik für das Gehäuse ist eine Achillesferse. Zu rutschig ist das Mix in der Hand, was Xiaomi mit einer zum Lieferumfang gehörenden Lederhülle zu lösen weiß. Auch die Telefon-Akustik mit seinem piezoelektrischen Lautsprecher und den Kompromissen die man als deutscher Nutzer eingehen muss, trüben das sonst sehr positive Gesamtbild.

Trotzdem ist das Xiaomi Mi Mix wirklich nur für absolute Enthusiasten etwas, die mit besagten Nachteilen klar kommen. Auch wenn das Phablet überall ein absoluter Hingucker ist, muss die Größe von immerhin 6,4 Zoll einem auch zusagen.

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