Review: Samsung Charm – Günstiger Activity-Tracker im Test


Das Samsung Charm möchte vor allem mit seinem schicken Design überzeugen. Das knapp 30 Euro teure Band zählt aber auch die Schritte, informiert dezent über Benachrichtigungen und hält dazu noch recht lange durch. Wir haben es uns einmal angesehen.

 

Was habe ich mich gefreut, als Samsung mit dem Charm auf der CES in Las Vegas seinen schicken Schrittzähler erstmals präsentiert hat. Anders als das Mi Band problemlos mit S Health kompatibel und zudem auch noch in einem unauffälligen, schlanken Gehäuse, bei dem man mehrmals hinsehen muss, um den Schrittzähler als solchen zu identifizieren. Wie man später erfahren hat, wird der gute Ersteindruck durch eine für Samsungs Maßstäbe erstaunlich zurückhaltende Preisgestaltung – das Samsung Charm kostet knapp 30 Euro – abgerundet. Grund genug für mich, das Armband zu bestellen und nach über einem Monat der Nutzung an dieser Stelle einmal meine Eindrücke festzuhalten.

Unauffälliges und leichtes Accessoire

Das Armband in der Größe S misst in der Länge etwas über 20 cm und ist aus weichem, aber formstabilem Plastik gefertigt. Die eingestanzten Löcher erlauben es, den Umfang an das eigene Handgelenk anzupassen und zu meiner Freude ließ sich das Armband sehr klein einstellen und passt auch an äußerst schmale Handgelenke problemlos. Gut vorstellbar wäre, dass Samsung oder Drittanbieter in Zukunft noch weitere Armbänder herausbringen, mit denen sich der Tracker weiter personalisieren lässt. Bisher habe ich aber noch keine weiteren Designs gefunden.

Charm - Galaxy A5 Back

Verschleißerscheinungen konnte ich nach über einem Monat Nutzung nicht feststellen, weder am Band, noch an der eigentlichen Charm, die sich durch eine Drehbewegung von dem Armband trennen lässt. Der eigentliche Tracker hat die Form eines kleinen, rund geschliffenen Steines, wie man sie manchmal an besonders modischen Accessoires für Frauen findet. Die flachen Seiten dieses „Steinchens“ sind mattiert, die Kanten leicht abgeschliffen – gerade in dem dunkelblauen Farbton sieht das in natura wirklich schick aus und ist auf den ersten Blick nicht als Schrittzähler zu identifizieren. Wer Wert auf zurückhaltende und unauffällige Accessoires legt und dennoch eine günstige Möglichkeit sucht, sein Schrittverhalten zu beobachten, der sollte sich das Charm einmal genauer ansehen.

Auf der Oberseite findet sich eine glatte Fläche unter der sich die Benachrichtigungs-LED verbirgt, die in drei Farben leuchten kann. Auf der Unterseite gibt es die obligatorischen Aufdrucke und zwei Pogo Pins, über die der Tracker aufgeladen werden kann.

Charm - Galaxy A5

Die Ladestation ist im Lieferumfang enthalten und der Tracker kann sowohl mit als auch ohne Armband problemlos darin eingesetzt werden – man muss aber darauf achten, die Kontakte richtig herum zu platzieren. Zur Verbindung mit dem PC oder einem Netzteil bedarf es dann nur noch eines Micro-USB Kabels. Mitgeliefert wird hier keines, die meisten dürften aber sicher zu Hause noch eines rumliegen haben, oder ihr Smartphone ohnehin über Micro-USB laden. Während des Ladevorganges leuchtet die LED rot und wechselt auf grün, wenn der Akku vollständig geladen ist. Den aktuellen Akkustand im Betrieb kann man über die zugehörige App auslesen.

Zum Händewaschen muss man den Tracker dank Spritzwasserschutz nicht ablegen und auch Schweiß und Regen hält er erwartungsgemäß stand. Inklusive Armband wiegt er zudem schlanke 6 Gramm und fällt dadurch weder im Alltag noch bei sportlichen Aktivitäten unangenehm  auf.

Unkomplizierte Ersteinrichtung und stabile Verbindung

Vor der ersten Nutzung muss die Charm einmal aufgeladen werden, für die Verbindung mit dem Android-Smartphone bedarf es der App “Charm by Samsung”.

Sind Installation und Ladevorgang abgeschlossen heißt es Bluetooth aktivieren, die App starten und auf „Verbinden mit Samsung Charm“ gehen um nach dem Armband zu suchen. Funktioniert es nicht beim ersten Anlauf soll es angeblich helfen, während des Scannens die Standorterkennung via GPS einzuschalten – auf meinem Note 4 war das allerdings nicht notwendig. Erfolgreich verbunden leuchtet die LED auf und man muss am Bildschirm die jeweilige Farbe auswählen, um sicherzugehen, dass man sich auch mit dem richtigen Gerät verbunden hat. Dann findet man sich schon auf der Startseite der App wieder.

Das Pairing funktionierte im gesamten Testzeitraum zuverlässig und innerhalb von Sekunden. Außerdem blieb die Verbindung auch auf bis zu zwanzig Meter Distanz durchgehend stabil und Verbindungsabbrüche konnte ich keine feststellen. Die LED des Armbands flackert einmal kurz auf, um über die erfolgreiche Verbindung zu informieren. Mehr gibt es zu diesen beiden Punkten nicht zu sagen – alles funktioniert wie erwartet.

Ein auf das Wesentliche reduzierter Funktionsumfang

Schritte zählen und auf Benachrichtigungen aufmerksam machen – das ist eigentlich alles was das Samsung Charm macht. Und das reicht im Wesentlichen auch. Einen Pulsmesser habe ich zumindest nicht vermisst, den habe ich bereits am Smartphone und nutze ihn auch da eher sporadisch. Gleiches gilt für Schlafanalysetools, die ohnehin zumeist nicht sehr aussagekräftig sind. Das sollte aber jeder für sich entscheiden, daher hier ein kleiner Überblick darüber, was denn nun mit dem Samsung Charm alles geht.

Auch wenn die LED drei Farben beherrscht – für Benachrichtigungen lässt sich bisher nur der blaue Farbton einstellen. Das ist ein bisschen schade und ich hoffe derweil noch, dass ein zukünftiges Software-Update hier vielleicht mehr Freiheiten bietet und man – wie am Smartphone auch – für unterschiedliche Apps verschiedene Farben festlegen kann. Derweil kann man in der Charm-App aber zumindest schon einmal bestimmen, bei welchen Apps das Band aufleuchten soll (beispielsweise nur bei verpassten Anrufe, Google+ und Telegram-Nachrichten, nicht aber bei E-Mails). Die LED blinkt 10 Minuten lang, oder bis man die Benachrichtigung auf seinem Smartphone aufruft.

In der zugehörigen App lässt sich dann auch der Akkustand des Armbands anzeigen, die verbunden Geräte auflisten, das Benutzerhandbuch aufrufen und ein Shortcut führt direkt in die S Health-Applikation, in der die Schrittdaten gespeichert werden.

Das Tracking funktionierte relativ zuverlässig: Der morgendliche Weg zur Universität wurde ebenso anstandslos protokolliert wie der 20km-Lauf am Wochenende oder das Herumlaufen in der Wohnung. Nur sehr selten gab es bei längeren Strecken vereinzelt kleinere Abweichungen von ca. 200-350 Schritten zu den Werten eines Mi Band und den vom Handy selbst gemessenen Schritten. Das Charm kämpft aber wie alle Schrittzähler mit der Positionierung am Arm, welche die Genauigkeit beeinträchtigt. Hält man zum Beispiel das Smartphone in der Hand und bewegt den Arm entsprechend weniger, weichen die gemessenen Daten deutlich von den tatsächlichen Schritten ab. Umgekehrt werden Armbewegungen im Sitzen hin und wieder fälschlicherweise als Schritte erkannt. Bei Xiaomi oder Fitbit ist das nicht anders und einfach ein Resultat der Positionierung. Für einen groben Überblick über das eigene Fitnessniveau und als kleine Erinnerungsstütze in Zeiten von Schreibtischjobs und Home-Office reicht die Genauigkeit der genannten Tracker aber allemal aus.

Für das Übertragen von Benachrichtigungen müssen beide Geräte natürlich dauerhaft per Bluetooth verbunden sein, für das Zählen der Schritte ist das aber nicht notwendig. Wer nur Letzteres benötigt kann also die Verbindung den Tag über deaktivieren und den Akku des Smartphones schonen. Werden die Geräte dann erneut verbunden, überträgt das Charm die Daten von seinem internen Speicher an S Health. Bei ohnehin aktiver Verbindung findet diese Übertragung in regelmäßigen Intervallen oder nach dem Öffnen von S Health statt.

Ein kleiner Überblick: Was kann S Health?

Wer schon einmal S Health benutzt hat, für den bringt die Ergänzung durch das Charm nicht viel Neues, außer dass man nicht mehr dauernd das Handy in der Tasche haben muss, um seine Schritte zu protokollieren. Die App ist Samsungs Allzweck-Lifestyle-Fitness-Tool und mit umfangreichen Funktionen ausgestattet, die zu erläutern den Rahmen dieser Review sprengen würde.

Neben dem Schrittzählen kann man in S Health auch die eigene Wasser-, Kalorien- und Koffeinaufnahme erfassen, dutzende von sportlichen Aktivitäten eintragen und sich dabei coachen lassen oder Puls, Stress, Blutzucker, Schlaf und Gewicht protokollieren. Außerdem kann man seine Daten über mehrere Geräte hinweg synchronisieren, jede Menge Zubehör verbinden, sich mit seinen Freunden messen und eigene Ziele festlegen – es sollte für jeden etwas dabei sein.

Da S Health in den Play Store ausgelagert und auch für die Geräte anderer Hersteller verfügbar ist, lohnt sich ein Blick darauf für jeden, der sich für solche Fitness-Apps interessiert und eine zentrale App für alle seine Aktivitäten sucht.

Gute 7-14 Tage Akkulaufzeit

Was bei Smartphones schon der Fall ist, scheint bei Wearables oft noch viel ausgeprägter: die Leute sind unzufrieden mit der Akkulaufzeit. Das dürfte einer der Gründe sein, warum Xiaomi und Pebble mit ihren Geräten so erfolgreich sind. In einer Smartwatch oder einem Armband ist für einen großen Akku aber meist nur bedingt Platz, sodass man irgendwo immer Kompromisse machen muss.

Charm - Ladestation A5

Samsung verbaut im Charm einen 17mAh Akku. Was auf dem Papier nach nicht viel klingt, reicht tatsächlich aber für mindestens eine Woche Nutzung, eher mehr. Das Mi Band hält deutlich länger, aber eine Woche Laufzeit geht zumindest für mein Empfinden noch in Ordnung. Abends, am Wochenende oder im Büro, während man am Schreibtisch sitzt…irgendwann sollte sich schon ein Zeitpunkt finden lassen, um das Band in knapp zwei Stunden wieder voll aufzuladen.

Der Akku ist natürlich fest verbaut und lässt sich nicht eigenständig wechseln.

Fazit: Für wen es sich lohnen könnte

Das Samsung Charm ist in meinen Augen kein Band für exzessiven Sport oder gar eine medizinische Selbstüberwachung, ebenso wenig wie beispielsweise das Mi Band. Beide sind mehr darauf ausgelegt, einen groben Überblick über das eigene Fitnesslevel zu bekommen, die ein oder andere interessante Statistik zu erhalten und sich hin und wieder daran zu erinnern, doch mal aufzustehen und ein paar Schritte zu machen – für den Alltag eben.

Und in diesem Alltag besticht das Armband dann vor allem durch sein Design. Das Blinken bei Benachrichtigungen ist sehr dezent gehalten, das Armband gerade auch für Frauen geeignet, was man von den meist sehr klobigen Smartwatches nicht behaupten kann. Die mattierten Seiten und abgeschliffenen Kanten sowie das formstabile Band runden den guten Gesamteindruck ab. Und das was es machen soll – über Benachrichtigungen bestimmter Apps informieren und Schritte zählen – macht das Samsung Charm gut und hält dabei auch noch lange durch.

Charm - Endbild

Wer in S Health bereits einen zuverlässigen Partner für seine sportlichen Aktivitäten gefunden hat oder Wert auf ein unauffälliges Accessoire mit Zusatznutzen legt, der kann sich das Armband auf jeden Fall einmal ansehen. An das Paradebeispiel Mi Band 2 reicht es in Sachen Preis/Leistung und Funktionsumfang nicht heran, kann aber auch ohne Display und Pulsmesser überzeugen – zumal man sich den Import spart. Mit knapp 30 Euro fällt es nicht allzu teuer aus und stellt einen guten ersten Einstieg in die Welt der Fitnesstracker und Schrittzähler dar.

Beliebteste Artikel Aktuell: