Angesichts der immer weiter ansteigenden Infektionszahlen in Deutschland hat sich die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel für eine Ausweitung der 2G-Regel ausgesprochen. Dies erklärte der Sprecher der Regierung, Steffen Seibert, am Mittwoch in Berlin. Auf diese Weise will man von der Seite der Regierung die Corona-Infektionszahlen eindämmen. Doch nun kritisieren Experten diese Maßnahmen scharf. Diese sprechen von falscher Sicherheit und auch von mangelhafter Kommunikation.
Wegen der hohen Infektionszahlen haben die ersten Bundesländer damit begonnen schärfere Maßnahmen umzusetzen. So setzt zum Beispiel Bayern zukünftig auf ein 3G-Plus-Modell. Statt der Schnelltests werden dafür allerdings nur die deutlich präziseren PCR-Tests anerkannt. In Sachsen geht man sogar noch weiter. Dort sollen künftig nur noch Geimpfte und Genesene in Restaurants essen und große Veranstaltungen besuchen dürfen. Diese Regelung könnte unter Umständen auch auf die Weihnachtsmärkte ausgeweitet werden. Doch unter Experten gibt es Kritik an der 2G-Regel. Denn diese treffe die Falschen und gaukele den Menschen außerdem ein Gefühl falscher Sicherheit vor. Diesen Standpunkt vertritt beispielsweise der
Epidemiologe Klaus Stöhr. “2G dreht an der falschen Stellschraube, was die Impfung betrifft“, lässt Epidemiologe Klaus Stöhr verlauten. “Der höhere Impfdruck, der dadurch entsteht, trifft vielleicht nicht die Richtigen“, glaubt Stöhr. Denn seiner Ansicht nach würde 2G nicht genug in den Alltag vieler Leute eingreifen, damit diese sich zur Impfung entschließen “Ein Großteil der auf den Intensivstationen und in den Hospitälern behandelten Ungeimpften haben wohl einen Migrationshintergrund und kommt aus sozial schwachem Milieu. Bei diesen sind durch Lebensumstände, Kulturkreis und gesellschaftliches Umfeld beispielsweise Restaurant-, Theater-, Bar-, Diskothek- oder andere Besuche, die die Testung oder Impfung voraussetzen, weniger häufig. Damit stellt 2G für sie keine große Impfmotivation dar“, begründet der Mediziner seine Meinung.
Die Priorität sieht Stöhr vor allen in der Schließung der Impflücke bei den über 60-jährigen, damit diese “zwei bis drei Millionen ungeimpften Menschen” sich besser auf eine Infektion durch das Virus vorbereiten können. Zudem empfiehlt der Mediziner auch ungeimpften Menschen, sich möglichst häufig testen zu lassen. Dies sollte nach Stöhrs Meinung immer dann passieren, wenn sich diese Menschen mit Angehörigen oder anderen Personen treffen, die besonders von einer Covid-19-Ansteckung gefährdet sind. Denn einzigen Vorteil der 2G-Regel sieht Stöhr darin, dass sie eventuell die Infektion einiger Ungeimpfter noch eine Weile hinausschieben könnte.
Verhinderbar sei die Infektion der Ungeimpften aber nach Stöhrs Meinung nicht. Im Gegenteil! Diese sei laut Stöhr “unvermeidlich”. Auch der Hamburger Virologe Prof. Jonas Schmidt-Chanasit kritisiert die 2G-Regel. Die 2G-Regel biete eine falsche Sicherheit, die sogar dafür sorgen könne, dass das Virus erneut in Pflegeheime oder Krankenhäuser getragen werden. Aus diesem Grund sei es wichtig in besonders gefährdeten Einrichtungen keinesfalls auf das Testen zu verzichten. “Geimpfte werden weniger getestet! Aber auch Geimpfte können sich infizieren, sie haben eine ähnlich hohe Viruslast wie Ungeimpfte. Das zwar für einen kürzeren Zeitraum, aber sie können das Virus auch übertragen“, begründet Schmidt-Chanasit seine Bedenken. In den Augen des Mediziners vereinfach 2G eine Ansteckung anstatt sie zu vermeiden.
Und auch ein weiterer Hygiene-Experte äußert Kritik an der 2G-Regel. Prof. Klaus-Dieter Zastrow glaubt, dass die Anwendung von 2G die Anwendung von bewährte Schutzmaßnahmen wie Tests und Masken in der Bevölkerung reduziert. “Bis jetzt haben wir den Tests vertraut. Den Staat und die Bürger haben sie Millionen gekostet – und plötzlich sollen die Tests keine Sicherheit mehr bieten und unbrauchbar sein? Das ist doch völlig wirr!“, kritisiert Zastrow. Vor allem die Kommunikation stört Zastrow, der schimpft, dass man von Seiten der Politik die notwendigen Schutzmaßnahmen noch immer nicht verstanden habe. Die beste Möglichkeit die Pandemie zu bekämpfen sei das Zusammenspiel aller möglichen Schutzmaßnahmen. Nur damit sei es nach Zastrows Meinung möglich die Pandemie einzudämmen. “Also Tests und die bekannten Hygienemaßnahmen inklusive der Masken.“ Außerdem erklärt Zastrow: “2G dagegen ist nichts anderes als ein Lockdown mit Impfpflicht durch die Hintertür.“