Während die Ukraine im Süden des Landes eine erfolgreiche Gegenoffensive durchführt, gewinnen die Russen im Donbass immer weiter die Oberhand. Mittlerweile befinden sich 97 Prozent der Region Luhansk unter der Kontrolle der Truppen von Wladimir Putin (69). Doch in Sjewjerodonezk droht nun ein Drama. Dort sollen sich hunderte Zivilisten vor den Straßenschlachten in der Stadt in Bunkern unter einer Chemiefabrik in Sicherheit gebracht haben.
Zur Zeit attackiert Russland mit aller Macht die ukrainische Industriestadt Sjewjerodonezk und deren Zwillingsstadt Lyssytschansk. Dabei handelt es sich um die einzigen Städte in der Region Luhansk, die sich bisher nicht in den Händen der Russen befinden. Dort haben sich nun die letzten verbliebenen ukrainischen Kämpfer verschanzt, um gegen die vorrückenden Russen zu kämpfen. In der zuvor 100.000 Einwohner zählenden Stadt sollen sich noch immer 800 Zivilisten befinden, die nach Angaben verschiedener Medien dort ausharren. Sie sollen in den Bunkern unter dem Chemiewerk Asot Zuflucht gesucht haben.
Wie der zuständige Gouverneur Serhij Hajdaj bestätigte, handele es sich bei diesen Menschen um Einheimische, die nicht flüchten wollten oder konnten. Unter ihnen sollen sich auch einige Kinder befinden. Deshalb verteidigen die ukrainischen Kämpfer das Werk auch weiterhin. Wie lange dies noch möglich sein wird, ist jedoch ungewiss. Unterdessen werfen die Russen den ukrainischen Truppen vor, die Menschen unter einem Vorwand in das Werk gelockt zu haben und diese nun mit Gewalt am Verlassen der Anlage zu hindern. Offenbar könnte es zu einer ähnlichen Entwicklung wie im Stahlwerk von Mariupol kommen, wo Zivilisten und verwundete Soldaten wochenlang ausgeharrt hatten. Allerdings sei das Chemiewerk aus militärischer Sicht deutlich weniger bedeutsam wie das Stahlwerk Azovstal, erklärte Hajdaj gegenüber den ukrainischen Medien. Sollte die Stadt Sjewjerodonezk tatsächlich von den Russen erobert werden, dann wäre dies ein wichtiger Schritt für Putin zur vollständigen Eroberung der Region Luhansk.