Über 66 Prozent der Menschen in Deutschland sind komplett gegen Covid-19 geimpft worden. Unter den volljährigen Menschen soll der Impfanteil gar zwischen 80 und 84 Prozent liege. Trotz dieser hoffnungsvollen Zahlen steigen die Tendenzen bei den Inzidenzwerten weiter an. Mittlerweile liegt die Inzidenz bundesweit wieder bei 110.
Einer der Gründe, warum die Inzidenzen in die Höhe schießen, ist neben der Erkrankung von ungeimpften Menschen auch die Tatsache, dass die Zahl der registrierten Impfdurchbrüche weiter ansteigt. Bisher verzeichnet das Robert-Koch-Institut RKI 95.487 gemeldete und bestätigte Impfdurchbrüche. Dies entspricht einem Anteil von 0,17 Prozent, da insgesamt 54 Millionen Bundesbürger geimpft worden sind. Allerdings hat sich dieses Zahl in den letzten Wochen deutlich erhöht. Das es zu Impfdurchbrüchen kommen würde, ist derweil keine Überraschung. Denn keiner der Impfstoffe bietet eine “sterile Immunität“. Dies bedeutet, dass die Impfstoffe keine 100-prozentige Wirkung erreichen. Ein Teil der Geimpften wird also trotzdem erkranken, dann aber in den meisten Fällen einen milden oder gar asymptomatischen Verlauf haben. Generell spricht man von einem Impfdurchbruch, wenn ein vollständig geimpfter Patient mindestens 14 Tage nach der 2. Impfung am Coronavirus erkrankt und tatsächlich Krankheitssymptome entwickelt.
Wie es scheint, steigt die Gefahr auf einen Impfdurchbruch auch tatsächlich mit einem höheren Alter. Die Zahlen des RKI gehen davon aus, dass die Schutzwirkung in der Gruppe der 18 bis 59-Jährigen vor einer Ansteckung bei 83 Prozent liegt. Bei Menschen über 60 Jahren sinkt der Schutz dann auf 81 Prozent ab. Nimmt man den Zeitraum der letzten Wochen, dann liegt der Impfschutz bei 76 Prozent für die Altersgruppe 18 bis 59 Jahre und 75 Prozent für die Altersgruppe über 60 Jahre. Die Zahl der Impfdurchbrüche steigt nach Meinung des RKI auch deshalb immer weiter an, weil sich immer mehr Menschen gegen das Virus impfen lassen. “Dass im Laufe der Zeit mehr Impfdurchbrüche verzeichnet werden, ist erwartbar, da generell immer mehr Menschen geimpft sind und sich SARS-CoV-2 derzeit wieder vermehrt ausbreitet. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, als vollständig geimpfte Person mit dem Virus in Kontakt zu kommen“, schreibt das RKI deshalb in seinem Wochenbericht.
Neben älteren Menschen ist die Gefahr auf einen Impfdurchbruch auch bei Menschen mit Vorerkrankungen höher. Denn diese haben in der Regel ein vergleichsweise schwaches Immunsystem. Der Körper dieser Menschen bildet dann normalerweise wenige Antikörper, die eine drohende Durchbruchsinfektion verhindern würden. Trotzdem fahren auch diese Menschen mit der Impfung deutlich besser. In vielen Fällen können so vermeintlich schwere Verläufe einer Covid-19-Erkrankung verhindert werden. Nun sollen auch schon bald die Booster-Impfungen kommen. Diese empfehlen die Experten vor allem für Personen, die mit einer Einmal-Impfung von Johnson&Johnson immunisiert worden sind. Für diese Personen empfiehlt die Ständige Impfkommision eine weitere Impfung mit einem mRNA-Impfstoff.
Die vollständige Impfung schützt trotz Durchbruchsinfektionen noch immer effektiv vor schweren Verläufen. Denn 90 Prozent der infizierten Patienten müssen nicht ins Krankenhaus (18-59 Jahre). Bei den älteren Menschen liegt der Schutz vor einer Einweisung ins Krankenhaus noch immer bei 76 Prozent. Die Schutzwirkung vor einer Einlieferung auf die Intensivstation steigt sogar auf 94 Prozent (18 -59 Jahre), bzw. 92 Prozent (Über 60 Jahre) an. Zudem verhindert die Impfung zu über 90 Prozent auch Todesfälle durch Covid-19. Obwohl mittlerweile einige Zeit vergangen ist, brauchen nicht alle Menschen Booster-Impfungen.
“Laut Stiko Menschen mit Vorerkrankungen, die das Immunsystem betreffen, sowie alle Menschen über 70 Jahre. Ich würde sogar sagen, alle ab 60 Jahre spätestens sechs Monate nach der zweiten Impfung“, rät der bekannte Immunologe Carsten Watzl.”Ich gehe von einer Spanne von sechs bis 18 Monaten aus, in der erneut geboostert werden muss“, sieht Allgemeinmediziner Dr. Thomas Aßmann (58) die Lage ähnlich. Während der Booster bei älteren Patienten über 70 schon nach rund 6 Monaten empfehlenswert sei, könnten junge und gesunde Menschen erst etwa 1,5 Jahre nach ihrer 2. Impfung eine Auffrischung benötigen. Nach Meinung der Experten sollte für die Auffrischung dann auf jeden Fall ein mRNA-Impfstoff verwendet werden.