Wie es scheint, droht sich die Corona-Pandemie in Sachsen wieder deutlich zu verschärfen. In diesem Zusammenhang spricht der Leipziger Mediziner Christoph Josten bereits von einer “Tsunami-Welle” die zur Zeit auf Sachsen zu rolle. Nun will die Regierung mit allen Mitteln nach Möglichkeiten suchen, wie sie eine weitere Verbreitung des Coronavirus verhindern kann. So will man bei der den Entscheidungen nun auf die Expertise von Wissenschaftlern setzen.
In den letzten Tagen hatte der sächsische Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) die Menschen in seinem Bundesland wegen der stark steigender Corona-Zahlen auf härtere Einschränkungen eingestimmt. Man müsse wieder drastische Maßnahmen ergreifen, um eine Explosion der Inzidenzwerte zu verhindern. Am Montag hatte sich Kretschmer zu Beratungen mit Medizinern und der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) getroffen. Ziel der angepeilten Maßnahmen sei es einen neune Lockdown zu verhindern und gleichzeitig auch Schulen und Kitas geöffnet zu lassen. “Die pandemische Lage in Deutschland ist nicht beendet. Im Gegenteil”, betontet Kretschmer. Die aktuellen Maßnahmen seien laut Kretschmer nicht ausreichend, um die Infektionszahlen zu senken. Besonders die Belegung der Krankenhäuser machen dem sächsischen Spitzenpolitiker bereits jetzt Sorgen.
Nach mehr als anderthalb Jahren Pandemie-Maßnahmen bestätigte Kretschmer gleichzeitig auch, dass er Verständnis für die Ungeduld der Bürger habe. “Wir sind alle miteinander müde, was Corona angeht. Jeder möchte in die Normalität zurück”, betonte Kretschmer der jedoch klarstellte, dass das Virus keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Menschen nehme. Die sächsische Gesundheitsministerin
Köpping sprach in diesem Zusammenhang allerdings auch die viel zu geringe Impfquote in Sachsen an. Lediglich 56,7 Prozent der Bürger seien dort doppelt geimpft. Damit liege man in Sachsen über 20 Prozent hinter Bundesländer wie Bremen oder Hamburg, kritisierte Köpping. Aktuell liege die Inzidenz bei den Ungeimpften in Sachsen bei 560, während die der Geimpften bei 59 liege. In einigen Gegenden seien erneut Höchststände bei den Inzidenz wie Ende des Jahres 2020 erreicht worden. Sollte sich die Situation nicht grundlegend ändern, drohe bereits in 2 Wochen die Grenzwerte in den Krankenhäusern überschritten zu werden.
Erste Experten fordern nun die Lage durch die Ausweitung des 2G-Modells und engmaschiges Testen zu kontrollieren. Offenbar sehen die Experten auch keine Anzeichen, dass man alleine mit Aufklärung der Impfgegner eine höhere Impfquote erreichen könne. Aus diesem Grund werden wohl strengere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass in diesem Jahr wegen einem Mangel an Pflegekräften weniger Intensivbetten zur Verfügung stehen, als noch im Vorjahr. Zwar könne man in einzelnen Kliniken versuchen Personal aus anderen Abteilungen abzuziehen, doch auch diese Maßnahme gestalte sich zunehmend schwieriger. “Wir sind vor einer Tsunami-Welle”, befürchtet Christoph Josten, der medizinische Vorstand des Leipziger Universitätsklinikums. Die Belastungen in den Unikliniken in Dresden und Leipzig sei durch Corona bereits jetzt unverhältnismäßig hoch. In seiner Klinik seien die Leistungen wegen Corona bereits um mindestens 30 Prozent reduziert worden. “Das heißt: Geimpfte konkurrieren um Behandlungsplätze mit Nichtgeimpften”, erklärt Josten die aktuelle Lage.