Was bislang undenkbar schien, könnte bald Realität werden: Staatsdiener, Abgeordnete und Selbstständige sollen künftig in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) hat genug vom Sonderstatus. Im Gespräch mit den Zeitungen der "Funke“-Gruppe ließ sie keinen Zweifel daran, dass sie eine "gerechtere Lastenverteilung“ in der Altersvorsorge durchsetzen will.
"In die Rentenversicherung sollten auch Beamte, Abgeordnete und Selbstständige einzahlen“, so Bas – ein Satz, der für Unruhe in vielen Amtsstuben sorgen dürfte. Der Hintergrund: Die Rentenkasse ächzt. Die Lücken wachsen, der demografische Wandel setzt das System unter Druck. Bas’ Antwort darauf: Das Fundament verbreitern, mehr Menschen in die Pflicht nehmen. Eine Rentenkommission soll nun erarbeiten, wie genau das geschehen kann – schnellstmöglich, betont die Ministerin. Der Schritt hätte enorme Auswirkungen. Denn während normale Arbeitnehmer derzeit im Schnitt 1108 Euro Rente bekommen, kassiert ein Bundesbeamter satte 3280 Euro brutto im Monat – fast das Dreifache! Und das bislang ohne einen Cent in die Rentenkasse einzuzahlen. Dieses Ungleichgewicht will Bas beenden.Lesen Sie hier mehr:
Parallel zur geplanten Systemreform kündigte die Ministerin auch steigende Rentenbeiträge in den kommenden Jahren an – ein unvermeidlicher Schritt angesichts der alternden Gesellschaft. Eine weitere Idee kommt von Monika Schnitzer, der Vorsitzenden der "Wirtschaftsweisen“: Sie schlägt vor, Rentenerhöhungen künftig an die Inflation zu koppeln – automatisch, nachvollziehbar, aber eben auch mit dem Risiko langsamerer Steigerungen.
Eine Grenze zieht Bas jedoch deutlich: Eine automatische Anhebung des Rentenalters lehnt sie ab. Ihre Begründung: Nicht jeder könne bis 70 arbeiten wie CDU-Kanzler Friedrich Merz – der sei, so Bas, "körperlich in Topform“. In vielen anderen Berufen sei man mit 60 am Limit. Ihr Leitbild: Wer länger arbeiten will, darf – aber niemand wird dazu gezwungen. Mit ihrer Initiative entfacht Bärbel Bas eine neue Runde in der Debatte um die Zukunft der Rente. Und vor allem eines ist klar: Für viele, die bisher außen vor waren, könnte sich die Tür zur Rentenkasse schon bald öffnen – allerdings nicht als Begünstigte, sondern als Zahler.