Es wird wohl auch in Deutschland zu einem Mangel an LKW-Fahrern kommen. Damit besteht eine reale Gefahr, die ähnlich wie aktuell in Großbritannien auch Auswirkungen auf die Lieferketten und sogar die Grundversorgung haben könnte.
Zur Zeit hat Großbritannien mit massiven Problemen zu kämpfen. Denn nach dem Brexit haben viele ausländische Arbeitskräfte das Land verlassen und auch Saisonarbeiter kehren nur selten auf die britische Insel zurück. Diese Entwicklung hatte einen negativen Einfluss auf die
Kraftfahrer-Industrie. Unter anderem herrscht nun genau aus diesem Grund ein Mangel an ausgebildeten LKW-Fahrern. Durch dieses Problem kommt es nun zu Problemen bei der Versorgung des Landes mit Rohstoffen und Nahrungsmitteln. Dies hat dazu geführt, dass die britische Regierung sogar zeitweise das Militär dazu eingesetzt hatte, die Tankstellen des Landes mit Benzin zu beliefern. Außerdem haben britische Unternehmen nun eine Joboffensive gestartet, um neue LKW-Fahrer anzuheuern. Dafür werden mittlerweile Gehälter von 60.000 Britische Pfund (etwa 71.000 Euro) pro Jahr angeboten, um neue Fahrer anzuwerben. In anderen EU-Ländern wird gespottet, dass sich die Briten diese Situation mit dem Brexit selbst eingehandelt hätten. Doch auch in Deutschland könnte es in Zukunft zu einem Mangel an qualifizierten LKW-Fahrern kommen. Schon im Februar 2020 hatte das Bundesverkehrsministerium gewarnt, dass bis 2027 etwa 185.000 LKW-Fahrer in Deutschland fehlen könnten, weil die Lastenmengen immer weiter steigen.
Für Stefan Thyroke, den Leiter der Branchen-Bundesfachgruppe bei der Gewerkschaft Verdi, sei die Zeit gekommen um zu handeln, wenn man das britische Szenario noch verhindern will. “Der Mangel an LKW-Fahrern ist eindeutig ein Trend, der nicht nur seit vielen Jahren zu beobachten ist, sondern schon heute auch auf die Zukunft projizierbar ist“, verdeutlicht der Fachmann bei Wir Online. Grund für den drohenden Fahrermangel sei vor allem die Tatsache, dass die Arbeitsbedingungen unattraktiv seien. Durchschnittlich verdienen
viele Berufskraftfahrer in Deutschland etwa zwischen 2.313 und 2.623 Euro im Monat. Zu dem geringen Gehalt kommen dann noch die lange Abwesenheit von Zuhause und der hohe Zeitdruck in der Branche. Ein weiteres Problem ist der Konkurrenzkampf der deutschen Unternehmen mit billigeren Anbietern aus Osteuropa. “Die Harmonisierung von Arbeits- und Sozialvorschriften bleibt eine europäische Aufgabe“, erklärt Frank Huster, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Spedition und Logistik (DSLV). Eine Abschottung der deutschen Unternehmen könnte allerdings drastische Konsequenzen haben. “Dann nämlich drohen hier wirklich britische Verhältnisse“, ist sich Huster sich. Bisher sei die Grundversorgung in Deutschland nicht gefährdet, wie Huster bestätigt, der die aktuell zum Teil leeren Regale mit den “maritimen Lieferketten“ erklärt. Sollte der aktuellen Situation allerdings nicht gegengesteuert werden, dann könnten auch in Deutschlans Zustände wie jetzt in Großbritannien möglich werden. ,