Wissenschaftler haben bewiesen, dass bestimmte Gene oder Mutationen scheinbar eine natürliche Immunität gegen das SARS-CoV-2 Virus hervorrufen. Nun suchen die Wissenschaftler nach diesen Genen, um in Zukunft bessere Therapien gegen die Erkrankung entwickeln zu können.
Ein großes Covid-Forschungskonsortium ist nun Genen auf der Spur, die eine natürliche Immunität gegen das SARS-CoV-2 Virus möglich machen könnten. So ist unter anderem der Tiroler Lungenfacharzt Ivan Tancevski Teil dieser Forscher, der an der MedUni Innsbruck eigene Studien zu diesem Thema durchführt. Ziel der Forschungen sei eine Therapie zur Behandlung infizierter Covid-Patienten, wie Tancevski im Gespräch mit den Medien bestätigt. “Genetische Veranlagungen können einen gewissen Schutz vor Infektionskrankheiten hervorrufen”, ist sich Tancevski sicher. So habe man beispielsweise eine Mutation in der Struktur von roten Blutkörperchen entdeckt, die eine sogenannte Sichelzellenanämie auslöst. Die gleiche Resistenz wurde auch bei HIV-Erkrankten entdeckt. Für diese Erkrankungen wurde bereits eine Therapie entwickelt, die auf den Forschungsergebnissen aufbaut.
Zuletzt war auch beobachtet worden, dass schwere Verläufe bei einzelnen Blutgruppen häufiger seien als bei anderen. Deshalb war in Fachkreisen immer wieder über eine vermeintliche Resistenz im Zusammenhang mit der Blutgruppe 0 diskutiert worden. Offenbar habe dies nach Ansicht der Wissenschaftler aber eher mit der weiten Verbreitung dieser Blutgruppe zu tun. Ein wirklicher Schutz sei dann nur in einem geringen Ausmaß festgestellt worden. Stattdessen ist dann bei den Forscher ein Enzym in den Vordergrund geraten. Das Enzym ACE2 wird vom Coronavirus SARS-CoV-2 zum Andocken an die menschliche Zelle genutzt. Aus diesem Grund sucht das Forschungskonsortium nun nach mutierten Varianten dieses Enzyms, die offenbar eine Ansteckung vermeiden können.
Zur Suche nach Therapieansätze suchen die Forscher nun weltweit nach Haushalten, in denen 1 Person nachweislich an Covid-19 erkrankt war, sich jedoch enge Kontaktpersonen nicht angesteckt hatten. “Die Suche gestaltet sich als schwierig”, erklärt Tancevski, “denn die Gründe hierfür sind vielfältig. So kann die Virenanzahl zu klein oder die Kontaktdauer zu kurz gewesen sein. Ebenso ist es denkbar, dass die nicht infizierte Person durch eine vorhergegangene Infektion – etwa einem Schnupfen durch ein herkömmliches Coronavirus – eine Teilimmunität aufwies”, gibt der Lungenfacharzt zu bedenken. Wegen der schweren Suche nach Probanden gehe man deshalb auch noch einem 2. Ansatz nach. “Wir suchen Mutationen im Rahmen des COVIDhge in Entzündungsgenen und testen diese dann zunächst in Zellkulturen, die wir mit dem SARS-CoV-2 Virus infizieren”, informiert Tancevski.
Am Ende dient die Forschung der Suche nach Genen auf deren Basis man eine Therapie gegen Covid-19 entwickeln könnte. Ein ähnliches Vorgehen hatte es bereits beim HIV-Virus gegeben. “Es geht auch darum, jetzt Therapien für die Zukunft zu entwickeln”, verdeutlicht Tancevski, der zwar nicht “pessimistisch” sein wolle, doch darauf hinweist, dass es in den letzten Jahren etwa alle 10 bis 15 Jahr zu schweren Epidemien mit Coronaviren gekommen ist. Damit spielt der Wissenschaftler auch auf die Ausbrüche von MERS (2012/13) und SARS (2002/3) an. Insgesamt tauschen sich bei dem internationalen Forschungsprojekt 120 Experten aus. Geleitet wird das Projekt von Jean-Laurent Casanova von der Rockefeller University in New York.