Friedrich Merz hat als neuer Bundeskanzler ambitionierte Pläne – besonders für die Bundeswehr. Doch wie realistisch ist sein Vorhaben, Deutschland zur militärischen Topmacht Europas zu machen?
Mit klaren Worten hat Kanzler Merz in einer Regierungserklärung seine Prioritäten gesetzt: Die Bundeswehr soll zur "konventionell stärksten Armee Europas“ ausgebaut werden. Dafür will die neue schwarz-rote Regierung massiv in die Verteidigung investieren. Der Kanzler betont: "Wir müssen uns verteidigen können, damit wir uns nicht verteidigen müssen.“ Doch reichen Geld und politischer Wille aus, um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen? Lesen Sie hier mehr:
Aktuell verfügt Deutschland über rund 182.000 aktive Soldaten – das reicht europaweit nur für Platz sechs. Länder wie Russland, die Ukraine, die Türkei und Frankreich haben deutlich größere Streitkräfte. Russland führt mit rund 1,3 Millionen Soldaten, während die Ukraine im Zuge des Krieges rund 900.000 Soldaten mobilisiert hat. Auch beim Verteidigungsetat gibt es Aufholbedarf. Deutschland investiert derzeit etwa 2,1 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung – das liegt über dem aktuellen NATO-Ziel von 2 Prozent, bleibt aber weit hinter Forderungen wie denen von Ex-US-Präsident Donald Trump zurück, der rund fünf Prozent fordert. Laut Merz würde jeder zusätzliche Prozentpunkt etwa 45 Milliarden Euro mehr im Bundeshaushalt bedeuten.
Tatsächlich hat sich 2024 bereits einiges bewegt. Laut dem renommierten SIPRI-Bericht flossen 77,6 Milliarden Euro in den Verteidigungsetat – rund 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Deutschland liegt damit erstmals seit der Wiedervereinigung bei den Militärausgaben europaweit an der Spitze. Möglich wurde das unter anderem durch das sogenannte Sondervermögen, mit dem die Bundeswehr modernisiert und ausgebaut werden soll.
Die Verteidigungsausgaben sind längst nicht nur ein nationales Thema. Innerhalb der NATO wächst der Druck, mehr Verantwortung zu übernehmen. Vor allem die USA drängen auf höhere Investitionen. Die Sicherheit Europas – so das Signal – dürfe nicht mehr ausschließlich auf amerikanischer Stärke basieren. Ob Friedrich Merz sein Versprechen einlösen kann, bleibt abzuwarten. Klar ist: Der politische Wille zur Aufrüstung ist da – und die finanziellen Mittel stehen zumindest teilweise bereit. Doch den Weg zur stärksten Armee Europas ebnet nicht nur Geld. Es braucht auch Reformen, Personal, moderne Ausrüstung – und Zeit.