Mehr als anderthalb Jahre hält die Corona-Pandemie Deutschland in Atem und sorgt für zum Teil strikte Beschränkungen. Doch im Saarland kann man jetzt wieder in vollen Clubs tanzen, in vollbelegten Kinos Filme ansehen und muss sich beim Weg auf die Toilette auch keine Maske mehr aufsetzen. Der Rest von Deutschland blickt zur Zeit neidisch auf das Saarland und fragt sich, wann die Beschränkungen im Rest des Landes wegfallen.
Gut eine Woche nachdem der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (43, CDU) das sogenannte “Saarland-Modell-Plus“ eingeführt und damit mutige Entscheidungen in der Pandemie getroffen hat, ist die Bilanz bisher überwiegend positiv. Deshalb sehnt sich nun auch der Rest von Deutschland nach solchen Freiheiten. Zuletzt war bekannt geworden, dass die Impfquote deutlich höher ist als angenommen. Insgeamt 3,5 Millionen Bundesbürger mehr als zunächst registriert sollen vollständig geimpft sein. Scheinbar sind mehr als 80 Prozent aller volljährigen Deutschen vollständig geimpft. Aus diesem Grund hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (42, CDU) kürzlich versprochen, keine zusätzlichen Einschränkungen mehr einzuführen. Doch trotzdem will Spahn weiter an Beschränkungen zum Zugang für Innenräume festhalten. Zudem sollen auch Abstandsregeln und Maskenpflicht weiter eingehalten werden. Nach Spahns Plan soll es mit “Umsicht und Vorsicht Schritt für Schritt zurück in die Freiheit gehen.” Im Saarland setzt man hingegen auf einen anderen Kurs und hat alle Maßnahmen wegfallen gelassen. Maskenpflicht und Personenbeschränkungen gehören nun der Vergangenheit an. Genesene, Getestete und Geimpfte dürfen sich wieder in Clubs und Diskotheken amüsieren.
Diese Entscheidung wurde bei der Bevölkerung richtig gut angenommen. “Es läuft“, sagte Julian Blomann vom PopRat, nachdem dort eine Blitzumfrage unter den Mitgliedern vorgenommen wurde. “Der allgemeine Tenor ist: Das Angebot wird sehr gut angenommen und die Stimmung ist hervorragend!“, bestätigt Blomann nach dessen Aussage die Ticketverkäufe für Events stark anziehen. Der PopRat ist ein Interessenverband der saarländischen Kultur- und Eventbranche. Dort bezeichnet man die Entscheidung der saarländische Regierung als einen “mutigen, aber auch wichtigen und überfälligen Schritt zurück zur Normalität.“ Unterstützung erhält die Landesregierung auch vom Hotel- und Gaststättenverband. Noch werden die Freiheiten allerdings nicht komplett ausgenutzt. “Meine Erfahrung im Moment ist, dass sich die Branche herantastet“, erklärt Dehoga-Geschäftsführer Frank C. Hohrath. In vielen Unternehmen wird aufmerksam beobachtet, wie die Kunden auf die neuen Freiheiten reagieren. Viele Restaurants seien beispielsweise noch nicht so eng bestuhlt, wie vor der Corona-Pandemie. Je nach Evolution der Situation sollen die Corona-Regeln im Saarland alle zwei Wochen überprüft werden. “Die jeweiligen Bestimmungen orientieren sich immer an der aktuellen Situation, sodass wir den oftmals schwierigen Spagat zwischen so viel Beschränkung wie nötig und so viel Freiheit wie möglich bewältigen können“, erklärt Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) sein Modell. „Die bisherigen Rückmeldungen und die Entwicklung der Infektionslage bestärken uns darin, diesen Weg bei aller nach wie vor gebotenen Vorsicht auch weiterzugehen“, ist der CDU-Politiker mit der Entwicklung bisher sehr zufrieden.