In den letzten Tagen hatte ganz Deutschland wieder steigenden Zahlen in der Corona-Pandemie vermeldet. Offenbar steht man vor dem Start einer 4. Corona-Welle. Doch wo liegen die Unterschiede zum letzten Jahr. Muss sich Deutschland erneut auf einen tödlichen Winter einstellen?
21.000 Corona-Neuinfektionen hat das Robert-Koch-Instuitut (RKI) am Samstag aktuell gemeldet. Diese Zahlen hatte es in Deutschland zuletzt im Vorjahr gegeben. Wo also liegt der Unterschied in der aktuellen Entwicklung im Vergleich zur Situation vor einem Jahr? Während man in Deutschland im Vorjahr noch mit dem ursprünglichen Erreger aus Wuhan zu kämpfen hatte, ist es in diesem Jahr die deutlich ansteckenderen Delta-Variante des Virus. Diese soll sich vor allem in Innenräumen viel stärker ausbreiten, als die Ursprungsvariante. Vor einem Jahr lag der Inzidenzwert bei 105. Aktuell ist der Wert trotz Impfungen und besserer Kenntnis der Virus bundesweit auf 145 angestiegen. Doch in vielen Bundesländern liegen die Inzidenzwerte deutlich höher. Dazu gehören Thüringen (298), Sachsen (266), Bayern (231) und Baden-Württemberg (181). Auch die Situation in den Kliniken könnte sich bald komplizierter gestalten. Denn in diesem Jahr gibt es weniger nutzbare Betten und Pflegekräfte. Doch die Anzahl der Patienten scheint ähnlich wie vor einem Jahr zu sein. Zudem waren zuletzt auch die Todeszahlen wieder angestiegen. Ende Oktober 2020 hatte das RKI 449 Todesfälle innerhalb von 7 Tagen registriert. In dieser Woche waren in Deutschland mit 589 Corona-Todesopfern deutlich mehr Menschen gestorben. Und dass, obwohl vor einem Jahr noch niemand gegen Covid-19 geimpft gewesen war. Bisher haben insgesamt 25 Millionen Deutsche noch keinen Kontakt mit dem Virus gehabt, weil sie weder geimpft wurden noch infiziert waren.
Während mehr als zwei Drittel der Bundesbürger vollständig geimpft wurden, gibt es in Deutschland noch immer rund 25 Millionen Deutsche, die sich bisher nicht impfen gelassen haben. Zudem nimmt die Schutzwirkung der Impfungen bei den zuerst geimpften Menschen aus Risikogruppen offenbar schon wieder ab. Viele benötigen deshalb jetzt eine dritte Booster-Impfung. Die aktuell zirkulierende Delta-Variante ist leider deutlich ansteckender als das Ursprungsvirus. Dies alles sind Gründe, die für mehr Todesopfer sorgen. Obwohl viele Menschen durch Impfungen geschützt sind, steigt vor allem bei den Menschen über 60 Jahren die Patientenzahl in den Krankenhäusern. Denn allein in der Altersgruppe Ü60 sind bisher noch insgesamt 3 Millionen Deutsche nicht geimpft worden. Ein weiterer Grund sind die Impfdurchbrüche, weil keine der Impfungen einen sterilen Schutz von 100 Prozent gegen das Coronavirus bieten. Allerdings sterben jetzt kaum noch geimpfte Menschen an Covid/19.
Die Ständige Impfkommision Stiko hat nun empfohlen alle Menschen mit schwachem Immunsystem und Personen mit einem Alter ab 70 Jahren erneut zu impfen. Doch von Seiten von Gesundheitsminister. Jens Spahn (41, CDU) heißt es, dass alle Deutschen einen Anspruch auf die Booster-Impfung haben. Einzige Voraussetzung ist ein zeitlicher Abstand von 6 Monaten zur 2. Impfung gegen das Virus. Bei Personen, die mit dem Einmalimpfstoff von Johnson & Johnson geimpft wurden, erfolgt eine Auffrischungsimpfung bereits nach 4 Wochen. “Inzwischen zeigen gute Daten, dass die Auffrischimpfung für alle Geimpften sinnvoll ist und einen Großteil der Durchbruchinfektionen verhindert. Trotzdem sollten Jüngere nicht sofort in die Praxen stürmen. Die über 70-Jährigen brauchen die Impfung dringender. Viele Hausärzte impfen auch gar nicht oder nur nach Stiko-Empfehlung“, erklärt Hausarzt und Impfexperte Dr. Christian Kröner (40). Vor einem Jahr hatte man in Deutschland den Wellenbrecher-Lockdown eingeführt, um die Infektionszahlen zu senken. Ab der kommenden Woche werden nun in den Bundesländern mit besonders hohen Inzidenzwerten wieder Einschränkungen fällig.