Friedrich Merz hat es geschafft: Nach einem misslungenen ersten Wahlgang wurde er schließlich zum zehnten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Mit 68 Jahren ist er bei Amtsantritt der älteste Kanzler seit Konrad Adenauer – und vermutlich einer der wohlhabendsten, die je dieses Amt bekleidet haben.
Bereits 2018 bezeichnete sich Merz in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung selbst als Teil der "gehobenen Mittelschicht“ – eine Einschätzung, die vielerorts für Kritik sorgte. Denn mit einem Jahreseinkommen von rund einer Million Euro, das er im selben Jahr der „Bild am Sonntag“ verriet, gehört er eindeutig zu den Spitzenverdienern. Merz selbst begründete seine Sichtweise damit, dass er unter „Oberschicht“ vor allem Erben großer Vermögen versteht – was auf ihn nicht zutreffe. Er habe sich seinen Wohlstand selbst erarbeitet. Lesen Sie hier mehr:
Nach seinem Jurastudium arbeitete Merz zunächst als Richter am Amtsgericht Saarbrücken, später als Rechtsanwalt und Lobbyist. Von 2016 bis 2020 war er Aufsichtsratsvorsitzender des deutschen Ablegers von Blackrock – dem weltweit größten Vermögensverwalter. Ein Job, der ihm bis heute politische Kritik einbringt. Wie viel Merz dort verdiente, ist offiziell nicht bekannt. Medien berichten aber von einem jährlichen Einkommen von mindestens 125.000 Euro bei Blackrock – hinzu kamen weitere lukrative Posten: 80.000 Euro bei Wepa, 75.000 Euro bei der HSBC, 14.000 Euro beim Flughafen Köln/Bonn – um nur einige zu nennen. Auch frühere Engagements bei Unternehmen wie BASF, AXA, Commerzbank oder Borussia Dortmund dürften sein Vermögen weiter vergrößert haben. Auf die Frage, ob er Millionär sei, antwortete Merz einmal trocken: „Ich liege jedenfalls nicht drunter.“
Schätzungen beziffern sein Vermögen auf rund 12 Millionen Euro. Allein Aktien des Schweizer Zugherstellers Stadler Rail sollen laut Medienberichten etwa 5,5 Millionen Euro wert sein – vorausgesetzt, er hält sie noch. Auch Immobilienbesitz gehört zu seinem Portfolio: Ein Einfamilienhaus im sauerländischen Niedereimer sowie eine geerbte Villa am Tegernsee, die als schlicht und bodenständig beschrieben wird. Zudem ist Merz der erste Bundeskanzler mit Pilotenschein – und eigenem Flugzeug. Seine DA62-Maschine vom österreichischen Hersteller Diamond Aircraft hat fünf Sitze und kostet rund eine Million Euro. Laut einer Recherche der „taz“ nutzte Merz den Flieger bis 2022 regelmäßig – vor allem für die Strecke von Arnsberg-Menden nach Berlin-Schönhagen.
Finanziell ist das Kanzleramt kein Aufstieg. Während er als Wirtschaftsanwalt und Manager Millionen verdiente, liegt sein Jahresgehalt als Kanzler bei etwa 374.000 Euro brutto, ergänzt durch eine gekürzte Abgeordnetenentschädigung. Zum Vergleich: Bahnchef Richard Lutz erhielt im letzten Jahr rund 2,1 Millionen Euro, DAX-Vorstände im Schnitt 6,3 Millionen. Merz‘ Rückkehr in die Politik war also kaum finanziell motiviert. Vielmehr betont er immer wieder seine Werte: Fleiß, Disziplin, Anstand und Respekt – Tugenden, die ihm aus seinem Elternhaus mitgegeben worden seien. Jetzt steht er an der Spitze der Regierung – mit wirtschaftlicher Unabhängigkeit, politischem Ehrgeiz und einer Biografie, die in der deutschen Politik ihresgleichen sucht.