Am letzten Wochenende hatte der Ausbruch des Unterwasservulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha’apai im Pazifik einen Tsunami ausgelöst, der die Künsten zahlreicher verschiedener Länder erreicht hatte, Ein solches Szenario ist aber auch im Mittelmeer jederzeit möglich, wo Europas größter und gefährlichster Unterwasser-Vulkan vor der Küste von Kalabrien aktiv ist. Ein Überwachungssystem hat der Marsili aber offenbar trotz der drohenden Gefahr nicht – droht hier eine Katastrophe?
Ohne Zweifel hat die Mega-Eruption des unterseeischen Vulkans im Pazifik die Wissenschaftler auf der ganzen Welt überrascht. Anlässlich dieses Ereignis hatte ein Forscher sogar verlauten lassen, man wisse “mehr über die dunkle Seite des Mondes, als über den Ozean”. Denn rund um den Globus gibt es unzählige Unterwasser-Vulkane deren Ausbruch ähnliche oder gar noch größere Konsequenzen nach sich ziehen könnten. So befindet sich der größte noch aktive Unterwasser-Vulkan Europas im Tyrrhenischen Meer. Vor der Südküste Italien wird der Marsili zwischen Palermo und Neapel zur Zeit von Experten nicht überwacht, obwohl der Vulkan sehr aktiv ist. Dies bestätigt jetzt Carlo Doglioni. Er ist der Präsident des italienischen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) und erklärt gegenüber der italienischen Tageszeitung “Corriere della Sera”: “Wir verfügen nicht über ein Unterwasser-Überwachungssystem, das es uns ermöglicht, seine Aktivität und die von der Chemie seines Magmas abhängige Explosivität vollständig zu verstehen”.
Die Existenz des Vulkans wurde bereits 1920 bestätigt. Damals war er nach dem italienischen Wissenschaftler Luigi Ferdinando Marsili benannt worden. Der Vulkan ist insgesamt 70 Kilometer lang und 30 Kilometer breit. Damit bedeckt der Marsili eine Gesamtfläche von 2.100 Quadratkilometern. Er wird als “potenziell gefährlich” eingestuft. Bei einem Ausbruch könnten Tsunami-Wellen mit einer Höhe von bis zu 20 Metern große Teile Süditaliens überfluten. Erst in den letzten 10 Jahren hatten sich die Forscher ernsthafter mit dem Vulkan befasst, obwohl dieser bereits seit 100 Jahren bekannt ist. “Der Großteil seiner Aktivität endete vor etwa 200’000 Jahren, aber er ist nicht völlig inaktiv”, erklärt der Forscher Emilio Passaro. Aktuell beschränke sich die Aktivität des Vulkans aber auf kleine Zentren geothermischer Emission. “Was bei schweren Explosionen problematisch sein kann, ist die Möglichkeit der Erzeugung anomaler Wellen, das heisst von Tsunamis”, erklärt Passaro und weist auf ein 2. Problem hin, das zu Tsunamis führen könnte. Nämlich unterseeische Erdrutsche an den Flanken des Vulkans. Auch aus diesem Grund fordern die Forscher eine bessere Kontrolle des Marsili. Es sei vor allem wichtig die Flanken des Vulkans zu überprüfen, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Damit man nicht von Ereignissen wie am Wochenende im Pazifik überrascht werde.