Berlin – Ein politisches Erdbeben bahnt sich an. Der jüngste INSA-Sonntagstrend im Auftrag der Bild zeigt eine dramatische Veränderung im Parteienspektrum. Während die große Koalition aus Union und SPD ihre parlamentarische Mehrheit verliert, feiert das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) einen bemerkenswerten Aufstieg. Mit fünf Prozent knackt die Partei erstmals seit Mitte April wieder die entscheidende Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug in den Bundestag.
Für Sahra Wagenknecht dürfte das vergangene Wochenende (28./29. Juli) ein Grund zum Feiern gewesen sein. Nachdem das BSW noch vor wenigen Tagen mit mageren vier Prozent weit von der kritischen Marke entfernt schien, katapultiert die neueste Umfrage die Partei zurück ins Rampenlicht. Wagenknecht nutzt den Schwung und positioniert ihr Bündnis als „einzige Friedenspartei Deutschlands“ sowie „Stimme für wirtschaftliche Vernunft“. Ihre Kritik richtet sich dabei gegen die steigenden Militärausgaben, die sie als „Belastung für jeden Bürger“ bezeichnet: „Jeder muss angeblich 1600 Euro zusätzlich tragen.“ Ihre Pläne sind ambitioniert: Bis Ende 2025 will das BSW tausende neue Mitglieder gewinnen, regionale Strukturen ausbauen und 2026 in alle ostdeutschen Landtage einziehen. Für 2029 prophezeit sie selbstbewusst: „Dann ziehen wir in den Bundestag ein.“ Lesen Sie hier mehr:
Die Gerüchte über einen möglichen Rückzug Wagenknechts, die nach der Bundestagswahl kursierten, scheinen damit passé. Stattdessen geht es für sie und ihre Partei weiter bergauf. Im Gegensatz zum BSW steht die FDP vor einem düsteren Szenario. Die Liberalen sacken laut der aktuellen Umfrage auf nur noch drei Prozent ab und rutschen damit weiter vom erhofften Comeback ins höchste deutsche Parlament weg. Diese Entwicklung ist ein herber Rückschlag für die Partei, die bereits bei der letzten Bundestagswahl knapp gescheitert war.
Die politischen Verschiebungen haben auch direkte Auswirkungen auf die parlamentarische Landschaft. Die Union (CDU/CSU) stagniert bei 28 Prozent , während die SPD mit 16 Prozent ebenfalls auf ihrem Niveau verharrt. Doch durch den Einzug des BSW in den Bundestag würde die große Koalition ihre parlamentarische Mehrheit verlieren – zusammen kämen sie nur noch auf 44 Prozent . Mit dem BSW als neuem Akteur würden sich die Kräfteverhältnisse im Parlament deutlich verschieben. Dies könnte die Regierungsbildung nach zukünftigen Wahlen erheblich komplizierter machen.
Parallel dazu setzt die AfD ihren Höhenflug fort. Mit 24 Prozent verkürzt sie den Abstand zur Union auf nur noch vier Prozentpunkte . Dies entspricht weniger als der Hälfte des Abstands, den die Union bei der letzten Bundestagswahl im Februar noch hatte. Die Grünen halten sich stabil bei 11 Prozent , genauso wie die Linke mit 9 Prozent . Während einige Parteien ihre Positionen festigen, geraten andere zunehmend unter Druck.