Ausländerbeirat in Hanau zeigt Verständnis für Absage von Gedenk-Kundgebung


Vorsitzende: Gesundheit in Corona-Zeiten hat Vorrang

Der Ausländerbeirat der Stadt Hanau hat Verständnis für die coronabedingte Absage einer für Samstag geplanten Kundgebung zum Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags vor sechs Monaten gezeigt. Der Ausländerbeirat habe die Kundgebung und deren Hygienekonzepte gemeinsam mit der Stadt erarbeitet, sagte die Vorsitzende der Organisation, Selma Yilmaz-Ilkhan, dem Deutschlandfunk. Bei den Gesprächen habe der Beirat “im Hinterkopf gehabt, wenn die Infektionszahlen steigen, dass es zu einer solchen Situation kommen kann”.

Zwar habe sie gehofft, dass die die Absage nicht nötig werde. “Aber gestern ist es leider Realität geworden”, sagte Yilmaz-Ilkhan. Dafür habe sie Verständnis, weil die Gesundheit auch der Mitglieder des Ausländerbeirats “Vorrang” habe. Allerdings sei die Kundgebung insbesondere für die Angehörigen der Getöteten “sehr wichtig gewesen”.

Die Stadt Hanau hatte die Kundgebung am Freitagabend wegen akut steigender Corona-Infektionszahlen abgesagt. Stattdessen wurde eine kleine Gedenkveranstaltung mit Angehörigen der Todesopfer für Samstagnachmittag angesetzt. Die Teilnehmerzahl wurde nach Angaben der Stadt auf 249 Menschen beschränkt.

Am 19. Februar erschoss der 43-jährige Tobias R. in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln. Er und seine Mutter wurden danach tot zu Hause gefunden. Ermittler stufen die Tat als rassistisch und rechtsextremistisch ein. R. veröffentlichte zuvor im Internet unter anderem ein Dokument mit verschwörungsideologischem Inhalt.

by Odd ANDERSEN

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