Bekannter Epidemiologe sicher: Jeder wird sich früher oder später mit Corona infizieren


Wie das Robert-Koch-Institut in seinem letzten Wochenbericht offen zugibt, hat nun die 4. Welle des Coronavirus in Deutschland begonnen. Denn innerhalb von nur 1 Woche hatten sich die Infektionszahlen vor allem bei den jüngeren Menschen verdoppelt. Aktuell ist der bundesweite Inzidenzwert wieder auf 56,4 angestiegen. Damit steigen auch die Befürchtungen der Menschen, dass es im Herbst und Winter erneut zum Lockdown kommen können. Denn trotz der Impfungen soll von Seite der Regierung ein großflächiges Infektionsgeschehen vermieden werden. Doch genau dies wird nun von Experten kritisiert.

Epidemiologe Klaus Stöhr sicher – Alle werden sich mit Coronavirus infizieren

So auch vom Virologen und Epidemiologen Klaus Stöhr! Diser behauptet jetzt sogar: “Wir können es leider nicht verhindern! Für viele der nicht Impf-Fähigen oder Impf-Unwilligen wäre die natürliche Immunisierung sogar jetzt im Sommer besser. Dann trifft es nicht alle auf einmal im Winter!“ Denn nach Meinung Stöhrs und vieler anderer Experten wird man das Coronavirus nicht ausrotten können. Das Virus wird von jetzt an die Menschheit genauso begleiten, wie viele andere Atemwegserkrankungen, wie zum Beispiel die Grippe es auch tun. Über kurz oder lang dürfte deshalb das Immunsystem aller Menschen mit dem Coronavirus konfrontiert werden.”Jeder wird das Virus sogar mehrmals wieder antreffen in seinem Leben. Egal ob geimpft oder genesen. Das war von Anfang an klar. Für die noch ungeschützten Personen sind die Auswirkungen jedoch schlimmer“, verdeutlicht der Mediziner. Außer den älteren Menschen werden der Großteil der Geimpften oder Genesenen bei der nächsten Infektion kaum etwas oder wenig davon bemerken. Doch trotzdem könnten diese Personen auch weiter für andere Menschen ansteckend sein. “Viele Geimpfte und Genesene sind nicht ansteckend, wenn sie sich mit dem Virus infizieren. Aber einige eben doch mehr oder weniger stark. Das hängt von vielen Faktoren ab. Diese Personen tragen die Infektion dann weiter, genau wie bei den anderen Krankheiten, wie zum Beispiel Erkältungen“, betont der Epidemiologe.

Quote der Infektionen wird vorerst hoch bleiben

Aktuell liegt die Impfquote in Deutschland bei knapp unter 60 Prozent. Dies bedeutet, dass sich über kurz oder lang noch mehrere Millionen Menschen infizieren werden. Im ungünstigsten Fall könnte dies bereits in diesem Herbst oder Winter passieren. “Wer jetzt die Inzidenzen bei den Impf-Unwilligen und Nicht-Impffähigen niedrig hält, verstärkt die Welle in den kalten Monaten. Dann wird der Druck auf das Gesundheitswesen unter Umständen noch höher. Denn in dieser Zeit grassieren sowieso viele Atemwegserkrankungen“, prognostiziert Klaus Stöhr. Gerade bei den Kinder unter 12 Jahren gäbe es im Augenblick keine Alternative. “Für die unter Zwölfjährigen gibt es leider keine Impfung. Das ist schwierig zu akzeptieren für die vielen hoch verängstigten Eltern. Aber die verlässlichen Zahlen, auch aus Deutschland, zu den Covid-Erkrankungen belegen die sehr geringen gesundheitlichen Auswirkungen bei Kindern“, beruhigt der Mediziner allzu besorgte Eltern. Hier sieht Stöhr ebenfalls einen Fehler der Politik, der sich bereits im Vorjahr eine Diskussion zu diesem Thema gewünscht und diese Tatsache auch gerne in ein Konzept zur Bekämpfung von Corona eingebaut hätte. Zuletzt hatte eine Studie der Berliner Charité bewiesen, dass Kinder kaum unter den Folgen von Covid-19 leiden, da deren Immunsystem das Virus effektiver bekämpft als es bei Erwachsenen der Fall sei. Deshalb sei die Schließung der Schulen und Kindergärten auch ein strategischer Fehler gewesen, durch den die Infektionen der Kinder immer weiter nach hinten verlagert worden sei. “In Schweden hat man schon sehr früh im vergangenen Jahr erkannt, dass man Infektionen nicht verhindern kann und sie in gewissen Altersgruppen zulassen muss“, erklärt Stöhr in diesem Zusammenhang.

Epidemiologe Stöhr fordert konkreten Stufenplan

Aus diesem Grund fordert der Virologe nun eindringlich, wie bereits seit dem Vorjahr, die Einführung eines konkreten Stufenplans. Dieser soll genau festlegen, welche Maßnahmen in welcher Phase der Pandemie greifen soll. In einigen Bundesländern sei ein solcher Plan wenigstens teilweise umgesetzt worden. Am wichtigsten sei nach Stöhrs Auffassung jedoch die altersspezifische Betrachtung der Inzidenz und der tatsächlichen Krankenhauseinlieferungen. “Wenn die Infektionszahlen und die Hospitalisierungsrate bei den über 50-Jährigen steigen, dann gilt es in den Landkreisen Maßnahmen zu ergreifen. Ansonsten sagt die allgemeine Inzidenz nichts mehr darüber aus, wie hoch die zu erwartende Krankheitslast in Deutschland ist“, verdeutlicht Stöhr, der außerdem vorschlägt die Booster-Impfungen für die Bewohner von Pflegeheimen und dem dort arbeitenden Pflegepersonal vorzubereiten. Denn diese Hygienekonzepte müssten nun auch überarbeitet werden. “Von zehn infizierten alten Menschen im Pflegeheim sterben ein bis drei. Das ist die ultimativ gefährdete Altersgruppe.“ Und weiter: “Solange 20 Prozent der über 60-Jährigen nicht geimpft oder genesen sind, wird es eine massive Winterwelle geben mit einer hohen Zahl Krankenhauseinweisungen und Todesfällen in dieser Altersgruppe.“ Aus diesem Grund bleiben offenbar nur zwei Möglichkeiten: Entweder eine Impfung oder eine Infektion.

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