Goldener Löwe von Venedig für französische Regisseurin Diwan


Preis für Abtreibungsdrama “L’événement” – Mehrere weitere Frauen ausgezeichnet

Wie schon im vergangenen Jahr geht der Hauptpreis beim Filmfestival von Venedig an eine Frau: Die französische Regisseurin Audrey Diwan wurde am Samstagabend für ihr Abtreibungsdrama “L’événement” ausgezeichnet. Die Jury unter ihrem Präsidenten, dem südkoreanischen Regisseur Bong Joon Ho (“Parasite”), entschied sich einstimmig für diesen Film. Der Preis für die beste Schauspielerin ging an Penélope Cruz, als bester männlicher Darsteller wurde John Arcilla ausgezeichnet.

“Ich habe diesen Film mit Wut, mit Begierde, mit meinem Bauch, mit Leib und Seele, mit meinem Herzen gemacht”, sagte die 41-jährige Diwan, als ihr der Goldene Löwe überreicht wurde. “L’événement” spielt in den 1960er Jahren in Frankreich, als dort der Schwangerschaftsabbruch noch verboten war. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau, die ihr Kind dennoch abtreiben lässt. Auch im vergangenen Jahr hatte eine Frau den Goldenen Löwen gewonnen: Chloé Zhao für “Nomadland”.

“Es ändert sich etwas”, sagte Diwan in ihrer Dankesrede. “Eine Frau hat den Oscar gewonnen, eine Frau hat die Goldene Palme gewonnen, eine Frau hat den Goldenen Löwen gewonnen. Das muss etwas bedeuten, das kann kein Zufall sein.”

Der Silberne Löwe ging in diesem Jahr an den italienischen Regisseur Paolo Sorrentino für sein autobiografisches Werk “Die Hand Gottes”, in dem er seine Jugend in Neapel schildert. Den Regie-Preis erhielt die Neuseeländerin Jane Campion (“Das Piano”) für den Western “The Power of the Dog” mit Kirsten Dunst und Benedict Cumberbatch in den Hauptrollen.

Auch der Preis für das beste Drehbuch ging an eine Frau: Die US-Schauspielerin Maggie Gyllenhaal erhielt ihn für das Drehbuch ihres Regiedebüts “The Lost Daughter”, das die Schwierigkeiten der Vereinbarkeit von Kind und Karriere thematisiert. In der Hauptrolle ist Olivia Colman zu sehen.

“Es liegt eine Veränderung in der Luft”, sagte Campion in Bezug auf die MeToo-Bewegung und ihre Auswirkungen auf den Film. “Es ist wie der Fall der Berliner Mauer für Frauen. Es war wie das Ende der Apartheid. Es gibt ein neues Gefühl dafür, was Frauen denken, was sie sagen und was sie tun.” Durch den Skandal um Hollywoodmogul Harvey Weinstein vor vier Jahren berichteten zahlreiche Frauen und Männer unter dem Hashtag #MeToo in Online-Netzwerken von ihren Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen.

Auch der Abschlussfilm des 78. Filmfestivals von Venedig thematisiert Ungerechtigkeiten gegenüber Frauen. Bei “The Last Duel” des britischen Regisseurs Ridley Scott handelt es sich um ein mittelalterliches Ritterkampfdrama mit Matt Damon und Ben Affleck in den Hauptrollen. “Ich denke, dass jeder vernünftige, humane, einfühlsame und verantwortungsbewusste Mensch Feminist sein müsste”, sagte Affleck der Nachrichtenagentur AFP.

Als beste Hauptdarstellerin wurde Penélope Cruz für ihren Auftritt in “Madres Paralelas” der spanischen Regie-Legende Pedro Almodóvar geehrt. Der Preis für den besten männlichen Hauptdarsteller ging an den Philippiner John Arcilla für seine Rolle als Journalist in “On the Job 2: The Missing 8”.

by Von Eric RANDOLPH

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