Israels Ministerpräsident Netanjahu schließt Waffenruhe mit Hamas kategorisch aus


Israel macht nach eigenen Angaben bei seiner Militäraktion gegen die Hamas “Fortschritte” – und schließt eine unter anderem von der UNO geforderte Waffenruhe weiter kategorisch aus. Die Armee “kommt Etappe für Etappe voran”, sagte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Montagabend und betonte: Eine Waffenruhe “wird es nicht geben”. Auch die USA erklärten, sie unterstützten eine Waffenruhe “derzeit nicht”. Der palästinensische Rote Halbmond meldete indes Angriffe auf ein Krankenhaus im Gazastreifen, in dem 14.000 Vertriebene Zuflucht gefunden hätten.

Israel hat seit einigen Tagen seine Luftangriffe auf den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen verstärkt. Innerhalb von 24 Stunden seien mehr als 600 Ziele im Gazastreifen von Kampfjets, Drohnen und Artillerie getroffen und dutzende “Terroristen” getötet worden, “die sich in Gebäuden und Tunneln verbarrikadiert hatten und einen Angriff versuchten”, erklärte die Armee am Montag.

Zugleich weitete Israel seine Bodeneinsätze im Gazastreifen aus. Auf von der Armee veröffentlichten Videos waren Kolonnen israelischer Panzer und gepanzerter Bulldozer zu sehen. Weiter zeigten diese Aufnahmen israelische Scharfschützen, die Stellung in leerstehenden Wohnhäusern beziehen.

Augenzeugenberichten zufolge rückten kurzzeitig israelische Panzer in ein Viertel am Stadtrand von Gaza-Stadt vor. Nach knapp einer Stunde zogen sich die Panzer den Augenzeugen zufolge wieder in Richtung Grenze zurück.

Bei den Bodeneinsätzen konnte die israelische Armee nach eigenen Angaben eine von der Hamas verschleppte Soldatin befreien. Ori Megidish sei bei einem nächtlichen Bodeneinsatz gerettet worden, teilte die Armee mit.

Im Libanon flog die israelische Armee nach eigenen Angaben am Dienstag erneut Luftangriffe gegen Stellungen der Hisbollah. “Kampfflugzeuge haben Infrastruktur der Terrororganisation Hisbollah auf dem Territorium des Libanon angegriffen”, teilte die Armee auf X, ehemals Twitter, mit. Dabei seien Waffen und von der Hisbollah genutzte Einrichtungen zerstört worden.

Nach Angaben des palästinensischen Roten Halbmonds fanden in der Nacht Angriffe unweit des al-Kuds-Krankenhauses im Norden des Gazastreifens statt. Das Gebäude sei erschüttert worden und die geflüchteten Zivilisten und das Personal seien in Panik geraten, hieß es. Der Leiter des Krankenhauses sagte der Nachrichtenagentur AFP, die israelische Armee habe ihm einen Befehl zur Evakuierung des Gebäudes erteilt.

Neben den Patienten beherbergt der Krankenhauskomplex nach Angaben des Roten Halbmonds 14.000 Zivilisten, die vor den israelischen Luftangriffen dorthin geflüchtet sind.

Die Hamas hatte am 7. Oktober einen beispiellosen Großangriff auf Israel gestartet. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen in Israel getötet. Zudem verschleppte die Hamas Armeeangaben zufolge mindestens 239 Menschen in den Gazastreifen. Vier der Entführten ließ die radikalislamische Palästinenserorganisation inzwischen frei.

Bei Israels massiven Vergeltungsschlägen sind nach von unabhängiger Seite nicht überprüfbaren Angaben der Hamas mehr als 8300 Menschen ums Leben gekommen.

In New York trug indes der israelische UN-Botschafter Gilan Erdan während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats einen Davidstern an seinem Jackett. Erdan erklärt, er werde diesen so lange “mit Stolz” tragen, bis der Rat die “Gräueltaten” der Hamas verurteilt.

Der tief gespaltene UN-Sicherheitsrat hat sich seit Kriegsbeginn auf keine gemeinsame Resolution zu der Lage in Nahost einigen können. Vier Entwürfe waren abgelehnt worden. Daraufhin forderte die UN-Generalversammlung am Freitag mit großer Mehrheit in einer Resolution eine “sofortige humanitäre Waffenruhe” im Gazastreifen.

Die USA wollen sich den international immer lauter werdenden Rufen nach einer Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel nicht anschließen. “Wir glauben nicht, dass eine Waffenruhe im Moment die richtige Antwort ist”, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, John Kirby, am Montag. Stattdessen sollte über “Pausen” nachgedacht werden, um Hilfe für die Zivilbevölkerung in den Gazastreifen zu bringen.

kbh/mhe

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