Jetzt pokert Putin – Getreideabkommen läuft aus! Lässt der Kreml die Welt hungern?


Berlin. Das Abkommen, das der Ukraine den Seeweg über das Schwarze Meer für den Export von Getreide und Ölsaaten ermöglicht, läuft am Montag aus. Das Abkommen wurde im vergangenen Jahr unter Vermittlung der Türkei und der UN mit Russland ausgehandelt. Es ermöglichte ukrainischen Schiffen, trotz des laufenden Krieges, rund 33 Millionen Tonnen Getreide in alle Welt zu exportieren. Moskau droht nun seit Wochen, das Abkommen nicht weiter zu verlängern – was Millionen Menschenleben gefährden würde – ein echtes Druckmittel für Putin!

Moskau will Abkommen nicht verlängern

Die mögliche Nichtverlängerung des Abkommens hätte dramatische Folgen für die ukrainische Landwirtschaft, die bereits stark unter den Auswirkungen des Krieges leidet. Neben den Schäden durch den zerstörten Kachowka-Staudamm kommt die Belastung durch Minen und Munition hinzu. Schätzungen des Kiewer Landwirtschaftsministeriums zufolge sind mindestens 2,5 Millionen Hektar Ackerland vermint oder mit Blindgängern belegt. Die Räumung ist gefährlich und zeitaufwendig, da es an ausreichend Fachleuten mangelt. Darüber hinaus haben russische Besatzer große Mengen Getreide gestohlen und nach Russland gebracht. Berichten zufolge wurden bisher etwa vier Millionen Tonnen Getreide im Wert von rund einer Milliarde Dollar gestohlen. Insgesamt verschlechtert sich die Situation der ukrainischen Landwirtschaft weiter. Während im Jahr 2022 noch vieles unter Friedensbedingungen abgewickelt werden konnte, nimmt nun die Liquidität der Betriebe ab und die Staatseinnahmen sinken.

Ukraine ist auf Exporte angewiesen

Der Wegfall des Seewegs für den Getreideexport hätte dramatische Auswirkungen, da der Transport per Schiff nicht durch den Landweg kompensiert werden kann, obwohl einige Bahnstrecken in Richtung Rumänien ausgebaut wurden. Dies hätte auch Auswirkungen auf die Preise am Weltmarkt. Eine Verknappung des Angebots führt zwangsläufig zu Preiserhöhungen weltweit, ähnlich wie bei Gas und Öl. Dies wiederum führt zu einer schlechteren Versorgung der ärmsten Länder. Obwohl ukrainisches Getreide nicht ausschließlich nach Afrika exportiert wird, würde das Ende des Abkommens laut den Vereinten Nationen “Ostafrika stark beeinträchtigen”. In sieben Ländern am Horn von Afrika wissen laut den UN etwa 60 Millionen Menschen oft nicht, wo sie ihre nächste Mahlzeit herbekommen. Russland kalkuliert all dies eiskalt ein, indem es eine dauerhafte Verlängerung des Getreideabkommens immer wieder hinauszögert. Es handelt sich dabei um eine taktische Vorgehensweise. Neben der Ukraine ist Russland einer der größten Getreideexporteure weltweit und erzielt damit Milliardengewinne.

Verknappung des Angebot nutzt Russland

Wenn die Weltmarktpreise steigen, können die eigenen Erzeugnisse zu höheren Preisen verkauft werden, ähnlich wie bei Gas und Öl. Russland stimmte dem Abkommen 2022 nicht aus altruistischen Gründen zu, sondern verlangte Lockerungen der Sanktionen, insbesondere für den Export von Düngemitteln. Auch Probleme mit Finanztransaktionen über sanktionierte russische Banken spielten eine Rolle. Am Wochenende hieß es zunächst, dass Kremlchef Wladimir Putin einer erneuten Verlängerung des Abkommens auf Vermittlung des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zugestimmt habe. Später erklärten russische Quellen jedoch erneut, dass die Zukunft des Abkommens weiterhin ungewiss sei. Auf diese Weise hält Russland nicht nur die Ukraine permanent unter Druck, sondern Präsident Putin demonstriert auf perfide Weise seine Macht gegenüber der Weltgemeinschaft. Es bleibt zu hoffen, dass in letzter Minute noch eine Einigung erzielt werden kann.

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