Macron verurteilt “islamistischen Terroranschlag” von Nizza


Drei Menschen in Kirche getötet – Täter kommt aus Tunesien

Der Messerangriff in einer Kirche in Nizza mit drei Toten war nach Angaben von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron ein “islamistischer Terroranschlag”. Frankreich werde im Streit um seine Werte “nicht klein beigeben” sagte der Staatschef am Donnerstag in der Küstenstadt. Ein Tunesier hatte zuvor in der Kirche drei Menschen getötet und damit international Entsetzen ausgelöst. Vorausgegangen waren massive Proteste gegen Frankreich in muslimischen Ländern.

Die jüngsten Taten seien “ein Angriff auf Frankreich” und Werte wie die Glaubensfreiheit, sagte Macron. Er verwies dabei auch auf eine Messerattacke auf einen Wachmann des französischen Konsulats in Saudi-Arabien, das Opfer wurde dabei verletzt.

Der Staatschef kündigte den Einsatz von 7000 Antiterror-Kräften der Armee in Frankreich an, das sind mehr als doppelt so viele wie bisher. Zuvor hatte die Regierung bereits landesweit die höchste Terror-Warnstufe ausgerufen.

Der mutmaßliche Islamist drang der Polizei zufolge gegen neun Uhr morgens in die katholische Basilika Notre-Dame im belebten Zentrum von Nizza ein, wo viele Menschen vor dem Corona-Lockdown ab Freitag unterwegs waren. Er tötete den Küster und eine Frau mit einem Messer, eine weitere Frau konnte sich zunächst in eine Bar flüchten, wo sie aber ihren Verletzungen erlag. Der Täter schnitt einer der Frauen die Kehle durch.

Nach Angaben von Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi rief der mutmaßliche Täter mehrfach “Allahu Akbar” (Gott ist groß), bevor ihn die Polizei mit Schüssen verletzte und festnahm. Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft zog die Ermittlungen an sich.

Bei dem Täter handelt es sich nach ersten Angaben der Ermittler um einen 21-jährigen Tunesier, der sich Brahim Aouissaoui nennt. Er soll Ende September über die italienische Insel Lampedusa in die EU gelangt sein und kam offenbar ohne gültige Papiere nach Frankreich. Über Verbindungen zu Terrorgruppen war vorerst nichts bekannt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) äußerte sich “tief erschüttert über die grausamen Morde in einer Kirche”. Ähnlich äußerten sich Vertreter der EU, der NATO und vieler europäischer Länder. Papst Franziskus erklärte: “Terrorismus und Gewalt dürfen niemals akzeptiert werden.”

Die Türkei verurteilte nach tagelangen diplomatischen Spannungen mit Frankreich ebenfalls den “grausamen” Angriff. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Macron noch zu Wochenbeginn beschuldigt, eine “Hasskampagne” gegen den Islam zu führen. Auch Saudi-Arabien verurteilte die Tat.

Vorausgegangen waren massive Proteste in mehreren muslimischen Ländern, die sich an Macrons Äußerungen zu den Mohammed-Karikaturen entzündet hatten. Der Staatschef verteidigte die Karikaturen im Namen der Meinungsfreiheit, nachdem ein mutmaßlicher Islamist bei Paris einen Lehrer enthauptet hatte. Dieser hatte die Karikaturen im Unterricht gezeigt. Die französische Regierung nahm zudem die Satirezeitung “Charlie Hebdo” wegen einer anzüglichen Erdogan-Karikatur in Schutz, die den türkischen Präsidenten in Rage versetzte.

Die katholische Kirche Frankreichs erklärte, Christen dürften in dem Konflikt mit Muslimen nicht “zum symbolischen Schlachtopfer werden”. Macron sagte den Katholiken “die Unterstützung der ganzen Nation” zu.

Der Angriff ereignete sich drei Tage vor Allerheiligen und zum Mawlid-Fest, an dem Muslime in vielen Ländern die Geburt des Propheten Mohammed feiern. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian sandte im Parlament eine “Botschaft des Friedens an die muslimische Welt”.

Die neue Tat weckte Erinnerung an den Anschlag von Nizza vor vier Jahren, bei dem ein Tunesier am französischen Nationalfeiertag mit einem Lastwagen in die Menschenmenge raste und 86 Menschen tötete. Darauf berief sich wiederum der Tunesier Anis Amri, der auf einem Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 zwölf Menschen mit einem Lkw tötete.

by Von Vincent-Xavier MORVAN

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