Russischer Söldner-Chef besucht besetzte Stadt in der Ostukraine und blamiert sowohl Moskau als auch Kiew


Der russische Söldnerchef Jewgeni Prigoschin hat sich in Bachmut, im Osten der Ukraine, gezeigt und damit sowohl Moskau als auch Kiew brüskiert. Prigoschin, der Chef der Söldnergruppe Wagner, ließ sich genau vor einem Denkmal zur Erinnerung an den großen vaterländischen Krieg der Sowjetunion fotografieren und filmen und lobte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für die Entscheidung, Bachmut nicht aufzugeben, sondern weiter um die Stadt zu kämpfen.

Prigoschin verhöhnt Selenskyj

Allerdings warf Prigoschin Selenskyj auch vor, “Kinder und alte Leute” gegen seine erfahrenen Söldner einzusetzen. Auf ihrem Telegram-Kanal machte sich die Gruppe Wagner über die ukrainische Armee lustig und lobte Prigoschin für seine “Siegesrede zur Befreiung von Ost-Bachmut”. Prigoschin hatte sich für seinen Auftritt als gewöhnlicher Kämpfer getarnt, um der ukrainischen Artillerie und den Drohnen aus dem Weg zu gehen und besuchte das Zentrum der Stadt kurz vor Sonnenaufgang, um nicht erkannt zu werden. Prigoschins Auftritt war für die Ukraine ziemlich peinlich und vor allem ein Rückschlag für die ukrainischen Nachrichtendienste, die Prigoschins Anwesenheit vor Ort nicht vorhergesehen hatten.

Auch russische Militärführung bekommt ihr Fett weg

Auch in Moskau düfte Prigoschins Auftritt für Kopfschütteln gesprgt haben, weil er auch als Beleidigung gegen die Militärführung und den Kreml-Diktator Wladimir Putin zielte. Denn nur wenige Stunden vor Prigoschins Besuch hatte Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu angekündigt, dass Russland nach der Einnahme von Bachmut eine Offensive tief in die Ukraine hinein starten könnte. Prigoschin kommentierte dies spöttisch und erklärte, dass er Schoigu in Bachmut nicht getroffen habe. Der Angriff wird nämlich fast ausschließlich von den Söldnern der Gruppe Wagner vorgenommen. Prigoschins Auftritt dürfte Putin auch deshalb nicht erfreut haben, da sich dieser in der russischen Öffentlichkeit immer mehr als Alternative zum alternden Herrscher etabliert. Während Putin zu den Rückschlägen der russischen Armee weitgehend schweigt, spricht Prigoschin in den Augen vieler Russen die Probleme bei der Armee und der russischen Militärführung offen an.

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