USA wollen trotz Gefahrenlage “bis zum letzten Moment” Menschen aus Kabul ausfliegen


Pentagon korrigiert Angaben zu Anaschlag – Bundeswehrsoldaten auf dem Heimweg

Trotz des verheerenden Selbstmordanschlags mit mindestens 85 Todesopfern am Flughafen von Kabul wollen die USA weiter “bis zum letzten Moment” Menschen ausfliegen. Mehr als 5000 Menschen warteten noch am Airport, erklärte das Pentagon am Freitag. Der Einsatz sei nach wie vor “konkreten und glaubwürdigen Bedrohungen” ausgesetzt, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Das Ministerium korrigierte derweil seine Angaben zum Anschlag. Demnach war es die Tat eines einzelnen Selbstmordattentäters.

US-Präsident Joe Biden kündigte Vergeltung für den Anschlag an, bei dem 13 US-Soldaten starben und 18 verletzt wurden. “Wir werden euch jagen und euch büßen lassen”, sagte Biden am Donnerstag (Ortszeit) an die Drahtzieher gerichtet.

Die US-Behörden rechnen mit weiteren weiteren Anschlägen in Kabul, wie das Pentagon am Freitag betonte. Trotz allem würden “bis zum letzten Moment” Evakuierungsflüge stattfinden, sagte General Hank Taylor. Am Freitag warteten noch 5400 Menschen auf dem Gelände des Flughafens auf die Chance zur Ausreise.

Der afghanische Ableger der Dschihadistenmiliz IS – Islamischer Staat Provinz Chorasan (IS-K), hatte sich am Donnerstag zu dem Anschlag am Flughafentor Abbey Gate bekannt, wo tausende Menschen auf einen Platz in einem der letzten westlichen Evakuierungsflugzeuge warteten. Der Anschlag war die verlustreichste Attacke auf die US-Armee am Hindukusch seit zehn Jahren. Insgesamt starben mindestens 85 Menschen.

Unter den Opfern seien viele Frauen und Kinder, sagten zwei frühere Mitarbeiter des afghanischen Gesundheitsministeriums der Nachrichtenagentur AFP. Mehr als 150 Menschen seien verletzt worden. Nach Angaben des britischen Außenministeriums sind unter den Toten auch zwei britische Staatsbürger sowie das Kind eines Briten oder einer Britin.

Derweil suchten in Kabul viele Menschen nach dem Anschlag verzweifelt ihre Angehörigen. In einem Krankenhaus der Hilfsorganisation Emergency operierten die Ärzte bis in die frühen Morgenstunden. Die Situation sei nach wie vor kritisch, berichteten sie auf Twitter.

Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) droht Afghanistan zudem bald ein Engpass bei medizinischem Material. “Wir haben nur noch für wenige Tage Vorräte und prüfen alle Möglichkeiten, mehr Medikamente ins Land zu bringen”, sagte Rick Brennan, der WHO-Notfalldirektor in der östlichen Mittelmeerregion am Freitag. Zudem verließen viele medizinische Fachkräfte das Land, Ärztinnen und Pflegerinnen trauten sich unter den neuen Herrschern nicht mehr zur Arbeit.

Fast zeitgleich mit dem Anschlag beendete die Bundeswehr ihre Evakuierungsflüge. “Die Evakuierungsoperation in Kabul war hochgefährlich”, betonte das Bundesverteidigungsministerium auf Twitter. Ressortchefin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nahm die Einsatzkräfte der Bundeswehr am Donnerstagabend gemeinsam mit Generalinspekteur Eberhard Zorn und der Wehrbeauftragten des Bundestages, Eva Högl (SPD), am Flughafen von Taschkent in Empfang. Am Freitagabend sollten die Bundeswehr-Kräfte im niedersächsischen Wunstorf eintreffen.

Wie Deutschland beendeten auch die Niederlande und Australien am Donnerstag ihre Rettungsflüge, Spanien, Schweden, Norwegen und die Schweiz folgten am Freitag.

Nach der Machtübernahme der Taliban rechnen die Vereinten Nationen allein bis Jahresende mit bis zu einer halben Million weiteren afghanischen Flüchtlingen, wie die stellvertretende UN-Flüchtlingskommissarin Kelly Clements vor Reportern sagte. Bislang sei jedoch noch keine massive Fluchtbewegung zu verzeichnen.

Die türkische Regierung führte inzwischen erste Verhandlungen mit den radikalislamischen Taliban über deren Vorschlag, dass Ankara künftig den Flughafen in der afghanischen Stadt betreibt.

by Von David FOX

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