Bundesregierung setzt Hilfen für den Libanon in Gang


Bergungsteam soll Verschüttete retten – Zahl der deutschen Verletzten unklar

Nach den verheerenden Explosionen in Beirut haben die Bundesregierung und deutsche Hilfsorganisationen Soforthilfen für den Libanon in Gang gesetzt. Auf Bitten der libanesischen Regierung sollte am Mittwochabend eine 47-köpfige Einsatzeinheit des Technischen Hilfswerks nach Beirut starten, um bei der Bergung von Verschütteten zu helfen, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin. Zudem werde ein Unterstützungs-Team entsandt, das die Arbeitsfähigkeit der deutschen Botschaft gewährleisten solle.

Zur genauen Zahl der verletzten Deutschen konnte die Bundesregierung am Mittag weiterhin keine Angaben machen. “Wir haben Hinweise auf einzelne verletzte Deutsche und viele Hinweise auf schwere Sachschäden”, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Eine “belastbare Zahl” der Verletzten könne aber noch nicht genannt werden. Insgesamt gebe es “eine erhebliche Anzahl von Deutschen”, die im Libanon leben.

Der Sprecher verwies auf die akute Schwierigkeit, gesicherte Informationen aus der Katastrophen-Stadt Beirut zu bekommen. “Die Lage vor Ort muss als chaotisch bezeichnet werden”, sagte er. “Wir warten auf eine Verdichtung des Lagebilds.”

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) teilte mit, ein Mitarbeiter sei in Beirut leicht verletzt worden. Mehrere Wohnungen von Mitarbeitern seien von Zerstörungen betroffen. Das DRK stimme mit der Bundesregierung Hilfseinsätze ab, erklärte Generalsekretär Christian Reuter. Viele Krankenhäuser in Beirut seien “hoffnungslos überlastet”.

Die Bundeswehr hielt nach Angaben des Verteidigungsministeriums auch ihre Klinik-Flugzeuge bereit. Die MedEvac-Airbusse könnten “sofort aktiviert” werden, wenn eine entsprechende Anfrage aus dem Libanon eingehe, sagte ein Sprecher. Ein solcher Einsatz erfordere aber “Organisation vor Ort”, sagte er mit Blick auf die chaotische Lage in Beirut.

Das Verteidigungsministerium zog am Nachmittag Angaben des Sprechers zurück, wonach die Bundeswehr eine in Zypern ankernde Marine-Korvette in Richtung Libanon entsandt habe. Entsprechende Pläne seien anders als zunächst mitgeteilt noch nicht umgesetzt worden, es habe sich um einen “Kommunikationsfehler” gehandelt, erklärte das Ministerium.

Erschwert werden die Hilfsmaßnahmen durch die Corona-Pandemie und die Verwüstung des Beiruter Hafens. Die zerstörten Logistikeinrichtungen im Hafen “werden ein großes Problem darstellen”, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Auch die besonderen Bedingungen der Arbeit während der Corona-Pandemie seien ein Problem.

Das Auswärtige Amt richtete nach Angaben des Sprechers einen Krisenstab ein, der am Mittwochvormittag zum ersten Mal tagte. Drei Themen stünden im Zentrum: die Lage der Deutschen vor Ort, die Hilfsersuchen der libanesischen Regierung sowie Arbeitsfähigkeit der deutschen Botschaft.

Die Kanzlei der Botschaft sei beschädigt worden, sagte der Sprecher. Die deutsche Vertretung habe aber auf eine andere Liegenschaft ausweichen können, so dass die Arbeitsfähigkeit gewährleistet sei, die deutschen Vertreter seien “ansprechbar” für Deutsche im Libanon. Inwieweit die alten Immobilien noch genutzt werden könnten, müsse nun statisch und brandschutztechnisch geprüft werden.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel sagten dem Libanon Unterstützung zu. “Deutschland wird tun, was es kann, um den Menschen im Libanon zur Seite zu stehen”, schrieb Steinmeier an Libanons Präsident Michel Aoun. Merkel schrieb, der Libanon könne “in dieser schweren Zeit” auf die “Hilfe und Unterstützung der Bundesregierung zählen”.

Nach libanesischen Regierungsangaben waren am Dienstagabend 2750 Tonnen Ammoniumnitrat detoniert. Die Schäden betreffen den Angaben zufolge fast die halbe Stadt, bis zu 300.000 Bewohner wurden obdachlos.

by STR

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